2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Kammerer
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"Es geht nur über die Gemeinschaft"

1. FC Magdeburg U19-Trainer-Duo Thomas Hoßmang und Matthias Mincu im Interview

Für die U19 Mannschaft des 1. FC Magdeburg findet der Spielbetrieb in der A-Junioren Bundesliga Nord/Nordost seit vergangenem Sonntag seine Fortsetzung. Thomas Hoßmang, Leiter des Sparkassen-Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Magdeburg, wird in der zweiten Saisonhälfte auf Augenhöhe mit Cheftrainer Matthias Mincu stehen, welcher zuvor über mehrere Jahre als Co-Trainer fungierte. Beide ziehen im ausführlichen Doppel-Interview eine Bilanz zur Hinrunde und sprechen über die Entwicklung des aktuellen Kaders. Zudem werden weitere Saisonziele und die kürzliche Auszeichnung des NLZ thematisiert.

Sachsen-Anhalt

Ihre Mannschaft hat sich intensiv auf die Rückrunde vorbereitet. Wie zufrieden sind Sie mit den zurückliegenden Wochen?
Matthias Mincu: „Insgesamt haben wir vier Testspiele absolviert und dabei viel Wert auf Ballbesitz und Gegenpressing gelegt. In erster Linie, um unsere Jungs weiter auszubilden und mutig gegen individuell besser aufgestellte Gegner zu spielen. Zudem haben wir weiteren Wert auf die Athletikschiene gelegt. Die Vorbereitung hat gut begonnen, war zum Ende hin aber von Höhen und Tiefen geprägt. Wir bekamen einige Verletzungsprobleme und mussten dann teilweise gegensteuern. Hinten raus haben wir aber über die Testspiele wieder zu unserem Spiel gefunden und die Jungs auch wieder so erreicht, dass wir mit dem 3:0 Erfolg gegen FC Energie Cottbus einen sehr vernünftigen Abschluss gefunden haben.“

Thomas Hoßmang: „Kompliziert war, dass zwischenzeitlich vier bis fünf Spieler verletzungsbedingt ausgefallen sind. Das war in der Art nicht zu erwarten. Auch derzeit haben wir mit Jakob Lehmann und Marc Plewa noch einige Sorgen. Das Gute ist aber, dass wir am vergangenen Wochenende das erste Mal eine Vielzahl von jungen Spielern in der Startformation und im Kader hatten, bei denen schon eine Entwicklung zu erkennen war. Dass wir diese Ausfälle kompensieren konnten, ist das Positive. Trotz allen Problemen sind wir ordentlich ins neue Jahr gestartet.“

Pascal Schmedemann und Anton Kanther bekamen die Chance, am Trainingslager der Profis in Spanien teilzunehmen. Ein Vorteil für die Jungs?
Matthias Mincu: „Unser primäres Ziel ist es, die Jungs oben anzubringen. Im Endeffekt ist es eine Wertschätzung der Arbeit des Nachwuchsleistungszentrums, dass die Spieler hochgezogen werden. Was man von den Spielern nun erwarten muss, ist, dass diese mit einem klaren Kopf zurück zum Team kommen und die Erfahrungen mit den Profis auf die eigene Mannschaft transportieren. Das ist der Vorteil, den wir daraus ziehen wollen.“

Thomas Hoßmang: „Laut Auskunft von Michael Oenning haben sich die Jungs ordentlich präsentiert. Für uns ist es auch wichtig, dass die Jungs ein gewisses Level von der Art des Auftretens, im technisch-taktischen Bereich und im körperlichen Bereich haben. Jetzt müssen die Spieler im Kopf klar bleiben und weiter Gas geben. Es wird dabei bleiben, dass der ein oder andere Mal in den Trainingsbetrieb der Profis eingebunden wird.“

Am vergangenen Wochenende sind Ihre Jungs mit einem 2:2 im Heimspiel gegen die SG Dynamo Dresden gestartet. Ein guter Auftakt?
Matthias Mincu: „Das Spiel stand unter schwierigen Vorzeichen. Es standen fünf junge Spieler auf dem Platz. Viele etablierte Stammspieler waren verletzt. Auf dem schneebedeckten Kunstrasenplatz herrschten auch keine einfachen Bedingungen. Die erste Viertelstunde haben wir schon verschlafen und lagen mit einem Treffer zurück. Es folgte eine gute Reaktion der Jungs, wir hatten taktisch etwas umgestellt. Durch viele erarbeitete Chancen fiel auch berechtigt der Ausgleichstreffer in der ersten und der Führungstreffer in der zweiten Halbzeit. Durch individuelles taktisches Fehlverhalten mussten wir unglücklich das 2:2 hinnehmen. Im Nachhinein betrachtet ging die Punkteteilung schon in Ordnung, da wir unsere herausgespielten Chancen nicht effektiv zu Ende geführt haben.“

Thomas Hoßmang: „Das Gute war, dass wir die schwierige Phase überstanden haben, auch das ist eine Qualität. Wir haben dann umgestellt, damit wir Mann gegen Mann gegen beide Stürmer spielen. Wichtig war der Fingerzeig für die Jungspieler, die in der Hinrunde noch wenige Einsatzzeiten hatten, dass sie auf einem ordentlichen Level mitgespielt haben. Der Anfang ist gemacht.“

Matthias Mincu: „Das ist auch das Resultat der guten Arbeit der jungen Spieler, die sich herangekämpft haben. Dafür werden sie dann auch belohnt. Da gucken wir weniger auf Jung oder Alt. Die, die uns leistungsmäßig am ehesten helfen können, spielen dann auch.“

„Jeder in der Mannschaft ist wichtig und wertvoll.“

Sie sprechen es an. Mehrere externe Neuzugänge und viele junge Spieler sind im Sommer ins Team gestoßen. Wie weit ist die Integration bereits vorangeschritten?
Thomas Hoßmang: „Wir waren ja alle glücklich und stolz, dass wir in die Bundesliga aufgestiegen sind. Man hat schnell gemerkt, dass es vom Tempo und der individuellen Qualität eine andere Liga ist, die uns erwartet. Am Anfang hingen wir sicherlich schon in den Seilen. Nach einem ordentlichen Start folgten drei Niederlagen am Stück, wobei die beim VfL Wolfsburg schon richtig wehtat. Das, was wir immer einzufordern versuchen, ist, dass wir übers Team kommen, dass jeder in der Mannschaft wichtig ist und alle wertvoll sind. Das hat die Mannschaft hinbekommen. Nach dem Erfolg gegen Bremen im Pokal fand eine Art „Aha-Effekt“ statt und wir konnten die Mannschaften, mit denen wir auf Augenhöhe stehen, souverän schlagen. Aber auch bei Union Berlin und RB Leipzig waren wir siegreich. Somit konnten wir uns eine gute Ausgangsposition verschaffen. Gerade die jungen Spieler brauchen etwa ein halbes Jahr Zeit, sich an die neue Altersklasse zu gewöhnen.“

Matthias Mincu: „Man merkt bei Spielern, die man von außerhalb holt, dass diese zunächst ein technisch-taktisches Problem haben und sich erstmal an unser Spiel gewöhnen müssen. Auch dass sie im athletischen Bereich oft noch nicht so weit sind wie unsere Jungs fällt auf. Des weiteren achten wir bei Neuverpflichtungen auch auf die Mentalität des Spielers ist. Dabei holen wir uns auch das Feedback von unseren Jungs nach einem Probetraining ein. Von daher sind wir uns relativ sicher, dass wir auch immer Spieler holen, die auch arbeitswillig sind. Nach einem halben Jahr sind sie dann auf dem Level unserer Jungs, sodass sie ihre Qualitäten für uns einbringen können. Eine andere Situation ist es bei den Jungs, die von der U17 hochrücken. Diese kamen aus einer Mannschaft, bei der es am Ende nochmal darum ging, wichtige Punkte für den Klassenerhalt zu erkämpfe, was leider nicht gelang. Unser Spiel ist sehr auf Ballbesitz ausgelegt, wir wollen Fußball spielen. Genau das wollten die Jungs nicht, sie fühlten sich unwohl mit dem Ball am Fuß, sodass wir ordentlich gegensteuern und Automatismen aufbauen mussten. Mittlerweile haben wir ein Level erreicht, auf dem alle unsere Spieler mithalten können.“

Thomas Hoßmang: „Wir müssen es jetzt schaffen, dieses Niveau über einen bestimmten Zeitraum zu halten, bis wir es wiederum anheben. Das ist eine Mentalitätsfrage und muss in die Köpfe rein.“

Ist es der ausgeprägte Teamgeist, der den Charakter der Mannschaft wiederspiegelt?
Matthias Mincu: „Ja, das kann man schon so sagen. Es ist eine hart arbeitende Mannschaft, wo es keine Grüppchenbildung gibt. Es verstehen sich alle untereinander, das merkt man auch auf dem Feld, wo es jeder dem anderen gönnt. Wir wollen geschlossen auftreten. Das ist es, was uns auszeichnen muss. Der geschlossene Teamgedanke beschreibt unsere Mannschaft am besten.“

Thomas Hoßmang: „Das ist der Unterschied zu den Profis. Bei denen ist es ihr Beruf. Bei uns muss man es hinkriegen, dass jeder das Gefühl hat, wichtig zu sein. Dafür muss jeder Einzelne was tun. Es gibt einige Spieler bei uns, die über ein halbes Jahr gebraucht haben und solange keine Geige gespielt haben. Jetzt sind sie dran, wurden wichtig für die Mannschaft und stellen Leistungsträger dar. Es geht nur über die Gemeinschaft, über das Wir.“

Seit etwas mehr als einem Jahr ist Sören Osterland im Amt des Sportlichen Leiters des Sparkassen-Nachwuchsleistungszentrums und seit kurzem ist Mario Winkler der Organisatorische Leiter. Wie haben Sie sich als Team eingespielt?
Thomas Hoßmang: „Ich denke mal, dass die drei Sterne als höchste Zertifizierungsstufe des DFB für unser NLZ für unsere zwischenmenschliche Umgangsweise spricht. Wir haben in der Konstellation unseres NLZ, auch was die Trainer anbelangt, einen ehrlichen und offenen Umgang. Das ist sehr familiär und so sollte es auch sein. Wir drei führen regelmäßig unsere Sitzungen, dabei ist stets ein respektvolles Miteinander gegeben. Jeder weiß in seinem Bereich genau, was zu tun ist. Ich bin sehr froh, dass Mario Winkler dazugekommen ist. Er war viereinhalb Jahre mein Co-Trainer und bleibt auch weiterhin an unserer Seite. Wir klopfen uns nicht nur auf die Schultern, sondern sagen uns auch die ehrliche Meinung und dann geht es weiter.“

„Wir reden hier nicht nur von Werten, sondern leben diese.“

Vor einer Woche wurde das NLZ mit der höchsten Zertifizierungsstufe des Deutschen Fußball Bundes ausgezeichnet. Welche Bedeutung hat das für Sie und worauf ist diese zurückzuführen?
Thomas Hoßmang: „Wir reden hier nicht nur von Werten, sondern leben diese. Hinzukommt, dass wir einen engen Draht zu unseren Schulen haben und stark auf die schulische Ausbildung achten. Angelehnt an die Profis, versuchen wir auch, die Philosophie des Vereins umzusetzen. Da haben alle Bereiche einen riesigen Anteil: die Gremien, die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Trainer. In den letzten Jahren haben wir viele Dinge in die richtige Richtung gelenkt. Mit anderen NLZ nun auf einer Stufe zu stehen ist eine große Wertschätzung für die Stadt. Das spricht sich auch rum, dass wir ordentliche und ehrliche Arbeit betreiben.“

Es wurde sich intern entschlossen, den bisherigen Co-Trainer Matthias Mincu in der Rückrunde mit dem Cheftrainer auf eine Stufe zu stellen. Was war ausschlaggebend für diesen Schritt?
Thomas Hoßmang: „Ab Sommer soll Matthias hauptamtlich als Cheftrainer agieren. Gemeinsam mit Mario Winkler haben wir uns in der Hinrunde eine gute Ausgangssituation erarbeitet. Matthias ist in der Lage, Anweisungen zu erteilen und Dinge selbstständig zu strukturieren. Mit unserer Unterstützung soll er in Stresssituationen seine Fähigkeiten weiter ausbauen.

Matthias, wie reizvoll ist die Aufgabe für dich?
Matthias Mincu: „In erster Linie bin ich sehr dankbar, dass wir es diese Saison schon machen. Das ist schon noch einmal etwas anderes mit den beiden Erfahrenen im Hintergrund, eigene Entscheidungen zu treffen, Dinge anzustoßen und sicherlich auch Fehler zu machen. Wir beide in der Chefrolle kommt auch bei den Jungs gut an. Ich habe das Gefühl, wir diskutieren noch kontroverser. Im Endeffekt wird es den Jungs zu Gute kommen. Ich denke, das ist ein Resultat der Arbeit, die wir hier zusammen ausführen.“

„Das Ziel sollte keine Tabellenposition sein."

Am Sonntag geht’s für Sie und Ihre Mannschaft nach Bremen. Gegen SV Werder Bremen gab es in dieser Saison bereits zwei packende Duelle. Wie wird man die Aufgabe am Sonntag angehen?
Matthias Mincu: „Wir bereiten uns wie immer akribisch auf das Spiel vor. Wir haben Videos gesehen und waren auch live vor Ort. Wir kennen die Bremer schon relativ gut, so wie sie auch uns. Wir wollen uns deren Spiel nicht aufdrücken lassen. Die Bremer haben sogar einige Nationalspieler in ihren Reihen, die wir aus dem Spiel nehmen und unser Spiel durchdrücken wollen. Sprich: viel Ballbesitz, eklig und aggressiv anlaufen und sie mit unseren Mitteln das dritte Mal überraschen.“

Momentan belegt die Mannschat einen gefestigten Mittelfeldplatz. Welche Ziele werden bis zum Saisonende ins Visier genommen?
Matthias Mincu: „Das Ziel sollte keine Tabellenposition sein, sondern dass man selbst so viel wie möglich rausholt und dabei weniger auf andere guckt. In der Hinrunde haben wir 20 Punkte geholt, in der Rückrunde wollen wir nicht schlechter sein. Das übergeordnete Ziel ist es, die Jungs nach oben zur Profimannschaft zu bringen.“

Thomas Hoßmang: „Natürlich wollen wir auch einen Pokal gewinnen. Das Halbfinalspiel im Landespokal haben wir wahrscheinlich gegen den HFC. Wir wollen uns unbedingt wieder für den DFB-Pokal qualifizieren. Denn das sind immer besondere Spiele für uns. Dabei haben wir uns in den vergangenen Jahren immer stark präsentiert.“

Aufrufe: 08.2.2019, 13:17 Uhr
PMAutor