2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielvorbericht
Gegen Viktoria Köln (rote Trikots) konnten die Käner noch locker aufspielen, weil keiner mit etwas Zählbarem gegen den Klassenprimus rechnete. Das sieht nun gegen Wattenscheid schon wieder ganz anders aus. Fotos (2): mk
Gegen Viktoria Köln (rote Trikots) konnten die Käner noch locker aufspielen, weil keiner mit etwas Zählbarem gegen den Klassenprimus rechnete. Das sieht nun gegen Wattenscheid schon wieder ganz anders aus. Fotos (2): mk

Abstiegsduell in der Lohrheide

Kaans Trainer Nehrbauer trifft auf früheren Weggefährten Neururer

SG Wattenscheid 09 - 1. FC Kaan-Marienborn (Sa 14:00)
Unverhofft kommt oft. Und so trifft Thorsten Nehrbauer einen alten Bekannten wieder, wenn der 1. FC Kaan-Marienborn (17.) am Samstag am 28. Spieltag der Regionalliga West bei der SG Wattenscheid 09 (15.) gastiert.

Mitte März hatte der einstige Vier-Jahre-Bundesligist aus Bochum Peter Neururer als Sportlichen Leiter ins Lohrheidestadion geholt, um das Erbe der Erstliga-Zeit zu Anfang der 90-er Jahre in der 4. Liga noch einigermaßen zu retten. Unter Neururer spielte Nehrbauer zum Ende der Saison 1998/99 beim damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Acht Spiele vor dem Saisonende hatte Neururer seinerzeit Klaus Allofs als Trainer abgelöst. „Ich bin ganz gut mit ihm zurecht gekommen“, sagt Nehrbauer über Neururer, „er weiß was vom Fußball.“

Bei seiner neuen Aufgabe in Wattenscheid soll Neururer nun abseits des Platzes für das stehen, für das er auch an der Seitenlinie stand: als so genannter Feuerwehrmann. Immer wieder wurde er in der 1. und 2. Bundesliga verpflichtet (zuletzt 2013/14), wenn ein Verein in den Abgrund zu stürzen drohte. Seinen größten Erfolg feierte Neururer allerdings nur wenige Kilometer entfernt von seiner neuen Wirkungsstätte: Er führte den VfL Bochum in der Saison 2003/04 auf den fünften Platz der Bundesliga – und so in den UEFA-Cup. In den letzten Jahren war Neururer als TV-Experte tätig und kümmerte sich als Trainer der Spielergewerkschaft „Vereinigung der Vertragsfußballer“ (VdV) um vereinslose Kicker-Profis (wie im Sommer um Dominik Jordan vom TuS Erndtebrück).

Im Winter stand die SG dem Vernehmen nach kurz vor dem finanziellen Aus. Und trotz Neururer ist Wattenscheid weiter auf Talfahrt. Zwei der drei Spiele seit seinem Amtsantritt verlor die SG; dazu ein 2:2 bei Fortuna Düsseldorf 2. (11.). Ist der Neururer-Effekt schon wieder verflogen? „Er steht nicht auf dem Platz“, gibt Nehrbauer zu Bedenken, „er ist aber ein Name.“ Neururer könne der Mannschaft vermitteln, „dass der Verein alles machen möchte“. Machen, was notwendig ist, um nicht in die aus Wattenscheider Sicht Niederungen der Oberliga Westfalen abzustürzen.

Wattenscheid steht derzeit zwei Plätze vor Kaan, hat fünf Punkte mehr auf dem Konto als der Liga-Neuling aus dem Breitenbachtal. Nehrbauers Mannschaft hat aber vier Spiele, darunter gegen die beiden Mitaufsteiger SV Lippstadt (10.) und TV Herkenrath (18.), weniger ausgetragen als der Traditionsclub aus dem Ruhrgebiet. Das Hinspiel verlor Kaan mit 0:1.

„Das Spiel in Wattenscheid ist ein absolutes Abstiegsduell“, betont Nehrbauer. Auch wenn er nicht sagt, dass sein Team im Lohrheidestadion endlich einmal wieder gewinnen sollte (der letzte Sieg war Mitte November das 3:1 beim 1. FC Köln 2.), so mahnt er doch: „Wir müssen jetzt punkten.“ Beim 1:3 vor Wochenfrist gegen den Tabellenführer Viktoria Köln habe seine Mannschaft „eine gute Leistung gebracht“, jedoch mit „einigen negativen Sachen“. Fehler, die zu den Gegentoren führten, wie beim Eigentor von Semih Yigit zum 0:1, „müssen wir abstellen“.

F: Milan Kaufmann
F: Milan Kaufmann

Zudem darf Mannschaftskapitän Toni Gänge nach seiner fünften Gelben Karte in der „Lohrheide“ nur zuschauen. Nehrbauer: „Das ist ein Stück weit ein Nachteil für uns.“ Als Gänge-Ersatz kommen Moritz Brato, Tom Zündorf oder Leon Binder in Frage neben Jannik Schneider, der die Käner Dreierkette organisieren soll. Und für Gänge hat Nehrbauer gleich eine neue Aufgabe ins Auge gefasst: „Er muss nun von außen helfen.“

Kaan bekommt es in seinen restlichen elf Saisonspielen noch mit sieben Mannschaften von den unteren zehn Rängen des Klassements zu tun. Der fünfte Saisonsieg nun käme der Mannschaft von A-Lizenz-Inhaber Nehrbauer richtig gelegen. Gerade beim Wiedersehen mit Neururer. Die gemeinsame Zeit von Spieler Nehrbauer und Trainer Neururer endete damals bei der Fortuna aus der Landeshauptstadt - ohne Glück. Düsseldorf stieg als Tabellenletzter aus der 2. Liga ab. 20 Jahre später wäre nun Trainer Nehrbauer sicher heilfroh, wenn diesmal nur der Sportliche Leiter Neururer absteigen müsste.


Schiedsrichter: Patrick Holz

Aufrufe: 05.4.2019, 09:00 Uhr
Carsten LoosAutor