2024-05-14T11:23:26.213Z

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Daniel Reule. Foto: Koller
Daniel Reule. Foto: Koller

Die Knipser: Daniel Reule und seine Torjäger-Kolleger

50 Mal traf der Ispringer - Langenalbs Alexandr Railean schafft 41 Tore

Die Angreifer aus der Region haben in der vergangenen Saison die Messlatte hochgelegt: Sechs Kicker kamen auf mindestens 30 Tore. Ehe am Wochenende die neue Runde startet, blicken Fupa und die Pforzheimer Zeitung auf die Goalgetter der Vorsaison zurück. Allen voran: Daniel Reule.

In Zeiten des Internets lässt sich in den digitalen Archiven über fast jeden Fußballer etwas finden. Über den halbwegs begabten Balljongleur sowieso, über den weitgehend talentfreien Kicker auch. Auf einen Eintrag bei „weltfussball.de“ kommt aber nicht jeder. Auf einen eigenen Wikipedia-Artikel erst recht nicht. Schon gar nicht in der A-Klasse.



Daniel Reule ist die Ausnahme. In jeder Beziehung. In der Kreisklasse A1 Pforzheim, in der er vergangene Saison mit dem FC Ispringen spielte, war der ehemalige Profi eine Ausnahmeerscheinung. Das wird nach dem Aufstieg in der Kreisliga kaum anders sein.


50-mal hat Reule für Ispringen getroffen. Das ist auch in der A-Klasse eine Hausnummer. Dabei war Daniel Reule eigentlich nie richtig fit. Ein Anriss der Achillessehne, den er vor eineinhalb Jahren – damals noch im Trikot des SV Kickers Pforzheim – erlitt, machte ihm zu schaffen. „Jetzt bin ich erstmals seit langem schmerzfrei“, sagt der 34-Jährige.


Was aber macht Daniel Reule so stark? „Sicherlich nicht seine Laufstärke“, sagt Michael Cycon, und lacht. Cycon ist Trainer und Freund des Angreifers zugleich. Er kennt ihn lange, er weiß, wie er ihn nehmen muss. Er weiß, was er an ihm hat, auch wenn der 34-Jährige kein Kilometerfresser ist. Der Rest der Mannschaft akzeptiert den Kapitän, auch wenn der mal eine Trainingseinheit kürzer tritt. „Er ist halt ein Torjäger, wie er im Buche steht“, sagt der FCI-Coach über seinen Angreifer, der 40 Prozent der Ispringer Tore erzielte und maßgeblich dazu beitrug, dass der Meister auf eine gigantische Trefferquote von 125 kam.


Dabei ist Reules Stärke kein Geheimnis. „Wenn er im Bereich von 16 bis 30 Meter vor dem Tor den Ball auf den linken Schlappen bekommt, wird es brandgefährlich“, sagt Michael Cycon. Mit links macht er einen Großteil seiner Tore, viele aber auch mit dem Kopf. Bei einer Körpergröße von 1,92 Meter auch keine Überraschung. Im Fußballkreis Pforzheim weiß jeder um Reules Stärken. Helfen tut es meist nicht.
Dabei kann man den Ispringer Angreifer sogar im Video studieren. Auf der Internetplattform Youtube gibt es einige Filmchen von Daniel Reule, gerne garniert mit Zusatzbegriffen wie „Hammertor“ oder „Fußballgott“. Sie stammen aus den Zeiten, als der gebürtige Neuenbürger auf der großen Fußballbühne unterwegs war. In der Jugend spielte er in Enzklösterle und Birkenfeld, dann ging es über den VfR Pforzheim zu den KSC-Amateuren, wo er Torschützenkönig in der Oberliga wurde. Es folgten im Wildparkstadion sieben Kurzeinsätze in der 2. Liga.


Dann begannen die Wanderjahre: TSG Hoffenheim, 1. FC Kaiserslautern II, Stuttgarter Kickers, immer wieder Waldhof Mannheim. In der Quadratestadt hatte er seine größten Erfolge. Beim Aufstiegsspiel zur Regionalliga gelang ihm 2011 gegen Illertissen ein Hattrick. Im August war er beim Tor des Monats in der ARD-Sportschau dabei – er hatte bei den Amateuren des FC Bayern per Fallrückzieher getroffen. Bei der Abstimmung musste er nur dem großen Spanier Ràul den Vortritt lassen, dessen genialer Heber aus dem Stand für Schalke 04 gegen den 1. FC Köln noch heute die Herzen der Fußballfans höherschlagen lässt.


Warum, so fragt man sich unwillkürlich, hat es Daniel Reule angesichts seines Talents nicht weiter gebracht? „Mit der Erfahrung von heute würde ich einiges anders machen“, blickt der 34-Jährige zurück, spricht von „jugendlichem Leichtsinn“. Jungen Spielern kann er nur raten, über das normale Training hinaus etwas zu tun. Das, so darf man es verstehen, hat er früher nicht getan.


Die letzten Jahre hat Daniel Reule in der Region verbracht. In Nöttingen, in Grunbach. Beim SV Kickers Pforzheim hat er den Absturz von der Oberliga bis zur Abmeldung der Mannschaft miterlebt, das aufsehenerregende Casting in der Winterpause, um die Oberliga-Saison irgendwie zu Ende zu spielen. Zuletzt war er sogar noch als spielender Co-Trainer im Einsatz. Jetzt ist er in Ispringen. „Ich bin heute gelassener“, sagt er. Michael Cycon weiß anderes zu berichten von einem Torjäger, der schon mal sauer ist, wenn er im Spiel nur einmal getroffen hat.


50 Tore wird Daniel Reule in der Kreisliga wohl nicht machen. „Aber 30 Stück hab ich mir schon vorgenommen“, sagt er. Und er will weiterspielen. Solange ihn die Beine tragen. Die Konkurrenz ist gewarnt.


30 Tore in der Kreisliga hätten im Vorjahr gereicht, um sich auch dort die Torjägerkrone aufzusetzen. In der Saison 2016/17 sicherte sich Grunbachs Paulo Lima mit 27 Toren diesen Titel. Reule am nächsten kam in der Kreisklasse A2 derweil ein Langenalber: Alexandr Railean traf und traf und traf - 41 Mal! Da konnten auch die B-Klasse-Goalgetter nicht mithalten. Dennoch sind Tobias Anselments 28 Tore für Bilfingen II (Kreisklasse B1) und Roberto Stoffels 35 für den VfL Höfen (Kreisklasse B2) absolut bemerkenswert. In den C-Klassen standen am Ende Sezai Özdemir (C1, 37 Tore, Türk. SV Mühlacker), Serkan Ihtiyar (C1, 34 Tore, FV Neuenbürg) und Markus Schüler (C3, 30 Tore, TSV Weiler II) am Ende ganz oben.

Aufrufe: 011.8.2017, 18:00 Uhr
Udo KollerAutor