2024-05-08T14:46:11.570Z

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Sein Herz schlägt weiter für Aachen und die Alemannia: Fußball-Profi Tobias Mohr ist zu Gast in der Heimat. Seine Laufrunde dreht er regelmäßig im Brander Wald.
Sein Herz schlägt weiter für Aachen und die Alemannia: Fußball-Profi Tobias Mohr ist zu Gast in der Heimat. Seine Laufrunde dreht er regelmäßig im Brander Wald. – Foto: Gras, Jansen
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In der Heimat Motivation und Kraft getankt

Nach dem verpassten Bundesliga-Aufstieg mit dem 1. FC Heidenheim hält sich der Fußball-Profi Tobias Mohr in Aachen fit

Der Anblick ist durchaus gewöhnungsbedürftig, aber so richtig möchte sich das Fußballerherz daran auch gar nicht erst gewöhnen. 300 Besucher hatten den Weg zum Aachener Tivoli gefunden, um bei bestem Fußballwetter den zweiten Test der Alemannia gegen den SV Breinig zu verfolgen; mehr lässt die Corona-Schutzverordnung in diesen Zeiten nicht zu. Auch Tobias Mohr hatte auf der Tribüne Platz genommen, und das hatte einen guten Grund, eigentlich ja sogar zwei.

Mohr, der in diesem schmucken Stadion schon vor Tausenden Zuschauern gespielt hat, sagt: „Das ist heute wie ein Familientreffen für mich.“ Sein jüngerer Bruder Niklas läuft in der Mittelrheinliga für Breinig auf, sein Vater Horst ist der Sportliche Leiter des Clubs; beide haben eine Alemannia-Vergangenheit. Dass auch Tobias Mohr sehr große Sympathien für den Gegner hegt, liegt auf der Hand, am Tivoli hat er schließlich fast seine ganze Kindheit verbracht. Hier wurde er ausgebildet, und seine Leistungen im Seniorenbereich haben dafür gesorgt, dass sogar ein etablierter Zweitligist wie Greuther Fürth auf ihn aufmerksam wurde.

Dass der gebürtige Aachener das Vorbereitungsspiel in seiner Heimatstadt überhaupt verfolgen kann, hat natürlich auch mit seiner Profi-Karriere zu tun: Sein aktueller Arbeitgeber, der 1. FC Heidenheim, nimmt „erst“ am 5. August den Trainingsbetrieb wieder auf. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft vor knapp drei Wochen noch um den Aufstieg in die Bundesliga gekämpft hat. Der Ausgang ist bekannt, dank der Auswärtstorregelung darf sich Werder Bremen mindestens eine weitere Saison Erstligist nennen.

„Wir haben verloren, obwohl wir zwei Mal unentschieden gespielt haben“, sagt Mohr, der im Relegations-Rückspiel in der 67. Minute eingewechselt wurde und anschließend ein Tor vorbereitete und einen Elfmeter herausholte. „Das war das Brutalste, was ich bisher im Sport erlebt habe.“

Der Bundesliga-Traum war auf der Zielgeraden geplatzt, „eine Woche hatte ich richtig daran zu knabbern“, sagt Mohr. Die Heidenheimer hatten unter dem ehemaligen Alemannia-Kapitän Frank Schmidt eine starke Runde gespielt, und am Ende waren sie dafür mit dem dritten Platz belohnt worden. Die Beförderung in die Belétage des deutschen Fußballs blieb in der Verlängerung der Saison dann aber aus.

Coronabedingt lag die Spielzeit zwischenzeitlich auf Eis, „nicht zu wissen, wie es weitergeht, war das Schlimmste“, sagt der 24-Jährige, der erst in der Winterpause von Fürth nach Heidenheim gewechselt war. „Aber dieses Gefühl hatten ja leider sehr viele Menschen in dieser Zeit.“ Der Deutschen Fußball Liga (DFL) zollt er ein großes Kompliment, „da kann man nur den Hut ziehen, wie die Taskforce es geschafft hat, den Spielbetrieb wieder ans Laufen zu bekommen“, sagt Mohr. Das Hygienekonzept zu befolgen, fällt ihm nicht schwer. „Wenn ich dadurch wieder auf dem Platz stehen darf, nehme ich die besonderen Gegebenheiten gerne in Kauf.“

Der verpassten Aufstiegschance trauert er nicht mehr nach, er zieht vielmehr seine Motivation für die nächste Spielzeit daraus. „Ich glaube, dass mich diese Erfahrung stärker macht. In der neuen Saison will ich wieder richtig angreifen.“ Deshalb arbeitet er nicht nur den in Heidenheim erstellten Trainingsplan in Aachen akribisch ab, er legt auch noch Extra-Einheiten mit seinem Freund und Fitnesscoach Alex Meisolle ein. Eine Sprint- und Athletikeinheit mit dem früheren Spitzen-Sprinter fand sogar in größerer Runde statt, mit Mohrs ehemaligem Fürther Mitspieler Maximilian Wittek, dem zukünftigen Bundesliga-Spieler Sebastian Griesbeck (Union Berlin) und dessen aus Eupen stammender Freundin Kathy Hendrich (VfL Wolfsburg) trainierten Tobias und sein Bruder Niklas auf dem Breiniger Sportplatz.

Die Zeit in der Heimat hat ihm somit nicht nur geholfen, um auf andere Gedanken zu kommen, auch die Fitness ist nicht zu kurz gekommen. Nach einem einwöchigen Italien-Urlaub – gespickt mit täglichen Laufeinheiten – wird er nach Heidenheim zurückkehren. Voller Vorfreude. „Ich hoffe, dass bei den Spielen dann auch wieder Zuschauer erlaubt sind“, sagt Mohr. Wie es ist, vor großer Kulisse ins Stadion einzulaufen, hat er nicht vergessen, beim Regionalliga-Rekordspiel mit der Alemannia gegen RW Essen stand er im Kader. Ob er eines Tages an den Tivoli zurückkehrt, wenn die Karriere auf die Zielgerade einbiegt? „Das wäre ein Traum – und ist mein Ziel.“ Sollte sich vorher noch der Traum von der Bundesliga erfüllen, hätte er sicherlich nichts dagegen.

Aufrufe: 029.7.2020, 12:00 Uhr
Benjamin Jansen | AZ/ANAutor