2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Dragan Paljic aus Blaichach (vorne) kehrt nach fünf Jahren in der Fremde nach Deutschland zurück. Der 32-Jährige spielt nun für den CfR Pforzheim. 	F.: imago
Dragan Paljic aus Blaichach (vorne) kehrt nach fünf Jahren in der Fremde nach Deutschland zurück. Der 32-Jährige spielt nun für den CfR Pforzheim. F.: imago

Hungrig auf ein normales Leben

Nach zwölf Jahren als Profi plant Dragan Paljic aus Blaichach die Karriere nach der Karriere +++ Nebenher kickt er für den CfR Pforzheim in der Oberliga

Nicht nur Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi ist nach fünf Jahren im Ausland (er spielte bei Dynamo Moskau) nach Deutschland zurückgekehrt. Auch den ehemaligen Bundesliga-Profi Dragan Paljic (TSG Hoffenheim, 1. FC Kaiserslautern), der in seiner Jugend für den TSV Blaichach kickte, zog es nach fünf Jahren in der Fremde wieder in die Heimat. Mit 32 ist Paljic sogar noch ein Jahr jünger als Kuranyi.

Die Wege, die die beiden nach ihrer Rückkehr eingeschlagen haben, sind dennoch grundverschieden. Während Kuranyi bei der TSG Hoffenheim sein Bundesliga-Comeback gab, läuft Paljic für den württembergischen Oberliga-Aufsteiger 1. CfR Pforzheim auf. Diesen Schritt in die fünfte Liga hat Paljic bewusst und „gut überlegt“, denn er möchte „eine Karriere nach der Karriere starten“ und bei seiner Familie sein. Bisher waren seine Frau und seine beiden Söhne im Ausland mit dabei. Da der Ältere von beiden in die zweite Klasse kommt, ist dies nicht mehr möglich. Daher hat die Familie ihr Haus in Walldorf bezogen.

Nach der Auflösung seines Vertrags beim 1. FC Kaiserslautern wechselte Paljic zunächst zum polnischen Erstligisten Wisla Krakau. Dort sicherte er sich als Stammspieler die Meisterschaft und sammelte sowohl in der Champions-League-Qualifikation als auch in der Europa League internationale Erfahrungen. Nachdem der Klub finanzielle Schwierigkeiten bekam, unterschrieb Paljic beim holländischen Erstligisten Heracles Almelo einen Dreijahresvertrag. Nicht nur die Nähe zu Deutschland, sondern vor allem der „technisch gute Fußball“, für den die Holländer bekannt sind, gab den Ausschlag. Denn genau dieses Spiel „kommt mir entgegen“, erklärt Paljic. Er erinnert sich gerne an die starke Liga und die hohe Qualität der Gegenspieler. Ein besonderes Erlebnis waren für ihn die Spiele gegen die Top-Klubs aus Amsterdam und Rotterdam vor 50.000 bis 60.000 Zuschauern.

Sportlich folgte für ihn nach einem „sehr guten ersten Jahr“ eine traurige Premiere: Durch einen Trainerwechsel fand sich Paljic „zum ersten Mal in meiner Karriere auf dem Abstellgleis“. Der neue Coach setzte auf junge Spieler und gewährte seinem Routinier lediglich einen Einsatz über 90 Minuten. Die Aussicht auf mehr Einsätze blieb im dritten Vertragsjahr ein leeres Versprechen. So entschied sich der ehemalige Kicker des TSV Blaichach in der Winterpause für die Auflösung seines Vertrags.

Sein Resümee fällt dennoch positiv aus: „Ich habe mal die andere Seite kennengelernt. In einer solchen Situation heißt es entweder aufgeben oder aufstehen“, sagt Paljic. Er ist aufgestanden und hat sich trotz anderer Optionen unter anderem aus der 2. Bundesliga ins „Abenteuer Australien“ gestürzt.

„Diese Chance wollte ich unbedingt ergreifen. Im Nachhinein war es auch richtig“, erzählt der 32-Jährige. Er schwärmt von seiner Wohnung mit Meerblick, netten Leuten und Traumstränden. Was im ersten Moment wie Urlaub klingt, brachte aber auch Strapazen mit sich. Zu Auswärtsspielen war das Team des westaustralischen Erstligisten Perth Glory nämlich meist vier bis fünf Stunden mit dem Flieger unterwegs. Beeindruckt haben Paljic vor allem das „gute Niveau“ in der Liga und die hohe Professionalität im gesamten Umfeld.

Für seine Familie und ihn selbst war Australien daher „eine einmalige Erfahrung“. Trotz weiterer Angebote aus dem Ausland entschied sich Paljic heuer dafür, „das Abenteuer zu beenden“ und nach Deutschland zurückzukehren. Um nach so langer Zeit im Ausland noch einmal in der Bundesliga Fuß zu fassen, „muss man schon einen Star-Status wie Kuranyi haben“, weiß Paljic.

Ein Drittliga-Engagement wäre mit seinen beruflichen Plänen nicht zu vereinbaren gewesen. So entschied sich der 32-Jährige für den 1. CfR Pforzheim. „Ich habe ja gewusst, dass der Tag einmal kommt“, sagt Paljic. Daher hat er während seiner Zeit in Holland ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen und möchte jetzt seine Trainerscheine bis hin zum Fußballlehrer absolvieren.

Für die Entscheidung, in welche Richtung es beruflich gehen soll, lässt sich der Ex-Profi allerdings noch Zeit und genießt erst einmal die Zeit mit seiner Familie. „Alles andere lasse ich auf mich zukommen“. Schwer ist ihm die Umstellung bisher nicht gefallen, denn nach zwölf Jahren auf Achse ist er „hungrig auf ein normales Leben“.

Aufrufe: 028.8.2015, 12:47 Uhr
Allgäuer Anzeigeblatt Immenstadt / Marion BäßlerAutor