2024-05-23T12:47:39.813Z

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Eine kräftezehrende Saison ist endlich vorbei für die Männer von Blau-Gelb Wiesbaden (blau). Nach der Niederlage gegen Albania Wiesbaden steigt das Team in die B-Liga ab. Bereits nach zwei Wochen Pause beginnt schon wieder die Vorbereitung auf die kommende Saison.
Eine kräftezehrende Saison ist endlich vorbei für die Männer von Blau-Gelb Wiesbaden (blau). Nach der Niederlage gegen Albania Wiesbaden steigt das Team in die B-Liga ab. Bereits nach zwei Wochen Pause beginnt schon wieder die Vorbereitung auf die kommende Saison. – Foto: Willi Roth

Zu kurze Sommerpause in den Amateurligen: "Kapier ich einfach nicht"

Teams von der Oberliga bis in die C-Klasse stehen vor großen Herausforderungen +++ Trainer aus der Region äußern sich

Region. Für einige Vereine endete die Saison 2021/2022 erst Ende Juni. Doch von einer ausgiebigen und vor allem erholsamen Sommerpause für Körper und Geist ist dieses Jahr nicht zu sprechen. Die neue Runde beginnt in den ersten Ligen bereits am ersten August-Wochenende. Daher starteten Mannschaften wie Alemannia Waldalgesheim bereits letzte Woche in die Vorbereitung. Gleichzeitig spielten jedoch zwei Teams aus dem Kreis Wiesbaden am 23. Juni noch das entscheidende Relegationsspiel. Mehr als ein kurzes "Sommerpäuschen" ist dieses Jahr schlichtweg nicht drin.

Blau-Gelb und die längste Saison des Jahres

Am 23. Juni trafen der SV Blau-Gelb Wiesbaden aus der A-Liga und Albania Wiesbaden aus der B-Liga im Relegationsduell aufeinander. Albania setzte sich mit zwei Siegen durch. Am Ende einer langen und kräftezehrenden Saison steht damit für den A-Ligist Blau-Gelb der Abstieg in die B-Liga. Noch dazu kommt, dass es bereits Ende Juni ist und in rund fünf Wochen die neue Runde beginnt. Der Abteilungsleiter Patrick Hüthwohl berichtet von einer kurzen Sommerpause von maximal zwei Wochen bei der ersten Mannschaft. "Die Länge der Saison war vor allem für älteren Spieler eine große Herausforderung", erklärt Hüthwohl, "nun müssen die meisten nach nicht mal 14 Tagen wieder ran." Jedoch hofft der 36-Jährige bei seinem Verein auf keine allzu großen Folgen für die neue Saison: "Unsere Langzeitverletzten sollten rechtzeitig zu unserem Vorbereitungsstart pünktlich wieder starten können."

Trotz großem Einsatz steigt Blau-Gelb Wiesbaden am Ende aus der A-Liga ab. Die Fans bleiben dem Verein natürlich trotzdem treu.
Trotz großem Einsatz steigt Blau-Gelb Wiesbaden am Ende aus der A-Liga ab. Die Fans bleiben dem Verein natürlich trotzdem treu. – Foto: Willi Roth

Die Trainingsbeteiligung sei seiner Meinung nach in den letzten Jahren in allen Ligen zurückgegangen. Vor allem in der Vorbereitung planen die wenigsten den Urlaub noch nach dem Amateursport. "Früher plante ich meinen Urlaub vor dem Vorbereitungsstart, heute kann es gut sein, dass ein Spieler mal seinen Urlaub auf den ersten Spieltag legt. Es hat sich alles ein wenig verändert", erklärt Hüthwohl. Dennoch hätte auch er eine etwas längere Pause bevorzugt und schlägt vor die Vorrunde bis Anfang Dezember zu spielen, sodass den Vereinen im Sommer des kommenden Jahres eine längere Verschnaufpause gegönnt wird.

Angeschlagene Spieler können nicht regenerieren

Ein ähnliches Schicksal wie der SV Blau-Gelb Wiesbaden teilt auch der FC Freudenberg. Die Männer aus dem Kreis Wiesbaden verloren ebenfalls ihr Relegationsduell gegen den niederklassigen Gegner und müssen in Folge dessen kommende Saison eine Liga weiter unten, in der Kreisliga A, ran. Reginald Kosinski, sportlicher Leiter des FC Freudenberg, hätte sich mit dem heutigen Wissen gewünscht, lieber direkt abzusteigen. "Unsere Spieler haben gerade mal sechs Tage frei. Ursprünglich war eine längere Pause geplant, aufgrund der zwei Relegationsduelle, ist das schlichtweg nicht möglich." Der neue Trainer der ersten Mannschaft der Freudenberger benötigt schlichtweg Zeit um seine Mannschaft kennenzulernen. Eine kürzere Vorbereitung zugunsten einer längeren Pause daher keine Option.

Trotz Kampf und Leidenschaft steht am Ende einen sehr langen Saison der Abstieg für den FC Freudenberg (grün).
Trotz Kampf und Leidenschaft steht am Ende einen sehr langen Saison der Abstieg für den FC Freudenberg (grün). – Foto: Willi Roth

Von einer Möglichkeit wirklich zu regenerieren kann laut Kosinski nicht gesprochen werden. "Wir starten dienstags ins Training und samstags fahren wir in ein kurzes Trainingslager. Von den alten Spielern ist fast die Hälfte noch angeschlagen." Keine optimale Ausgangslage für die Mission Wiederaufstieg in die Kreisoberliga. Daher der dringliche Wunsch von dem sportlichen Leiter an den Verband "mehr Fingerspitzengefühl für die Einteilung der Spiele" zu zeigen. Wirkliches Verständnis für den wesentlich früheren Start als letztes Jahr zeigt Kosinski nicht. Aufgrund der Pokalteilnahme hat der FC das erste Pflichtspiel bereits eine Woche früher. Kosinski gibt sich trotzdem optimistisch: "Wir werden schon in die Spur kommen."

Waldalgesheim trainiert schon wieder

Der Oberligist rund um den neuen Cheftrainer Marcel Fennel befindet sich seit dem 22. Juni schon wieder im Mannschaftstraining. Verständnis für den frühen Start der Runde hat auch Fennel keinen: "Wir befinden uns dieses Jahr in einer Staffel mit elf Mannschaften, somit haben wir zwei Spiele weniger als letztes Jahr in der Hauptrunde. Trotzdem beginnt die Runde zwei Wochen früher. Das kapier ich einfach nicht." Auch die Winter-WM ist für den SVA-Trainer nicht ansatzweise ein Grund so früh zu beginnen.

Bereits am 29. Juni ging es für die SVA-Spieler (dunkle Trikots) schon wieder heiß her. Der Gegner im ersten Testspiel hieß TuS Marienborn.
Bereits am 29. Juni ging es für die SVA-Spieler (dunkle Trikots) schon wieder heiß her. Der Gegner im ersten Testspiel hieß TuS Marienborn. – Foto: Sven Zimmermann

Am 4. Juni bestritt die Alemannia ihr letztes Meisterrundenspiel und am 29. Juni bereits das erste Vorbereitungsspiel gegen den TuS Marienborn. Für den Oberligisten ist die kurze Pause aufgrund der personellen Lage vor Saisonende noch drastischer als für andere. Der vielen Ausfälle geschuldet verbuchte sogar der Zeugwart einen Einsatz. Normalerweise erhofft man sich als Trainer nach einer erholsamen Zeit im Sommer einen möglichst vollständigen Kader zum Vorbereitungsstart begrüßen zu dürfen. Bei Marcel Fennel ging dieser Wunsch leider nicht in Erfüllung. "Die Altlasten aus der letzten Saison schleppen wir mit uns. Wir haben mit einer sehr dünnen Gruppe aus 14 fitten Spielern angefangen."

Ein neuer Trainer ist eine zusätzliche Herausforderung

Auch beim A-Ligisten KSG Brandau ist die Lage äußerst kurios. Im Januar verpflichtete man einen neuen Trainer für den Sommer. Weniger als eine Woche vor Vorbereitungsstart entschied sich dieser den Trainerjob nicht anzutreten. Daher musste so schnell es geht ein neuer Übungsleiter her. Alexander Grod heißt der neue Mann an der Seitenlinie der KSG Brandau. Viel Zeit um sein Team kennenzulernen habe er nicht. "Bis jetzt gab es nur ein virtuelles Kennenlernen. Wir müssen innerhalb der kurzen Zeitspanne die Kennenlernphase schnell abhaken."

Doch der Neu-Trainer sehe nicht nur Nachteil in der kurzen Sommerpause: "Es gibt wie immer Vor- und Nachteile. Ein Vorteil beispielsweise ist, dass in den zwei Wochen die Spieler nicht die komplette Ausdauer verloren haben und wir auf dieser Grundlage leichter aufbauen können". Doch ein Fan der eng getakteten Sommermonate ist er nicht. In fünf Wochen wird sich zeigen, welcher Trainer sein Team am besten durch die kurze Sommerpause gebracht hat. Im kommenden Jahr hoffen so gut wie alle auf eine längere Verschnaufpause. Letztendlich liegt die Entscheidung jedoch beim Verband. Ob die Wünsche der Vereine aus der Region erhört werden, wird die Zukunft zeigen.

Aufrufe: 09.7.2022, 06:00 Uhr
Karim MathisAutor