2024-06-12T11:40:35.807Z

Spielbericht
Emre Demircan würde für vier Spiele gesperrt.
Emre Demircan würde für vier Spiele gesperrt. – Foto: Achim Blazy

Überharte Strafe für Demircan und Ratingen 04/19 vor Cronenberg-Spiel

Der Mittelfeldmann wurde nach seiner Roten Karte gegen den MSV Düsseldorf für vier Spiele gesperrt, obwohl er alles andere als ein Wiederholungstäter ist. So fehlt er dem Ratinger Oberligisten auch am Sonntag in Cronenberg.

Die Rote Karte, die Emre Demircan im Heimspiel von Oberligist Ratingen 04/19 gegen den MSV Düsseldorf (2:1) erhalten hatte, schien bereits in der Szene sehr hart – die Bewertung, die Schiedsrichter Stefan van Wickeren dazu aber im Spielbericht eintrug, ist überhart und hat unverhältnismäßige Konsequenzen: Wegen „groben Foulspiels“ wurde Demircan für vier Spiele gesperrt.

Der mit dem siebenfachen Torschützen Tom Hirsch beste Scorer des Teams fehlt damit nicht nur im Spiel am Sonntag beim Cronenberger SC (15 Uhr), sondern verpasst auch die folgenden Partien gegen den SV Sonsbeck am Mittwochabend, bei der SpVg Schonnebeck am Sonntag darauf und das Heimspiel gegen den FSV Duisburg eine Woche später.

Passiert war im Spiel gegen den MSV dies: Demircan ging im Mittelfeld mit gestrecktem Bein zum Ball, von seitlich hinten spritzte aber King Samuel Manu dazwischen, den Demircan gar nicht kommen sehen konnte und den ehemaligen Ratinger Jugendspieler deshalb am Knöchel traf. Schiedsrichter van Wickeren zog in der 40. Minute die erste Karte des Spiels – glatt Rot. „Ich treffe ihn. Das war eine blöde Situation – wenn ich zuerst am Ball bin, trifft er mich voll“, erklärte Demircan später unserer Redaktion. Mit vier Spielen Sperre dafür dürfte er zu diesem Zeitpunkt sicher nicht gerechnet haben.

Die Länge der Sperre ist nicht nur aufgrund der Aktion an sich überzogen – Manu konnte übrigens nach Behandlung bis zum Ende durchspielen –, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Demircan alles andere als ein Wiederholungstäter wäre. Der 25-Jährige ist ein Filigrantechniker und hatte in seiner gesamten Seniorenkarriere zuvor erst zwei Platzverweise erhalten: Am 25. Oktober 2020 wegen Meckerns im Spiel von 04/19 beim 1. FC Monheim in Form einer Roten Karte und am 10. Oktober 2021 im Spiel gegen den SC West, als er erneut wegen einer Unmutsbekundung bereits auf der Auswechselbank Gelb-Rot bekam.

Sein Trainer Martin Hasenpflug muss nun auf seinen wichtigsten Spieler verzichten: Auf der Position der Zehn im offensiven Mittelfeld ist Demircan gesetzt, er besticht nicht nur durch seine Abschlussstärke aus dem Spiel heraus und bei Standards, sondern auch durch seine Dribbelkunst, Übersicht und einer aufgrund der eher schmächtigen Statur bei 1,76 Metern Köpergröße erstaunliche Kopfballstärke. In den vergangenen sechs Spielen, in denen er im Kader stand, war Demircan jeweils an einem Treffer direkt beteiligt. „Das ist natürlich ärgerlich“, sagt Hasenpflug, der die Länge der Sperre „total übertrieben“ findet: „Emre hat King getroffen, das streitet auch keiner ab. Aber wenn das der Maßstab ist, gibtes acht Rote Karten pro Spiel. Es war keine Absicht, er sieht den Gegenspieler nicht und trifft auch den Ball. Und dafür dann einen Spieler, der diese Saison noch keinen Platzverweis hatte, so lange zu sperren ist übertrieben.“

Der Trainer, der seit Mittwoch erkältet ist, hofft, „am Sonntag wieder einen klaren Kopf zu haben, um die richtige Entscheidung zu treffen“, wie er den Ausfall von Demircan kompensieren will. „Gianluca Silberbach ist nach seiner Sperre wieder einsatzfähig, Ali Hammoud können wir von außen ins Zentrum ziehen – wir haben einige Optionen und genug Alternativen“, findet Hasenpflug, der auch Samed Yesil, der im Sturmzentrum in der Liga noch nicht überzeugen konnte, eine Position nach hinten ins Mittelfeld ziehen könnte. Der zweite Ex-Profi, der diese Rolle bei 04/19 schon gespielt hat, kommt in Cronenberg dafür nicht infrage: Moses Lamidi ist beruflich verhindert. Dennoch betont Hasenpflug: „Schachmatt sind wir durch Emres Sperre nicht.“

In der Vorsaison gab es durch die Teilung der Liga nach der Hinrunde nur ein Duell mit Cronenberg, das später anders als 04/19 in die Abstiegsrunde musste: Im Ratinger Stadion feierten die Platzherren mit dem 8:2 den höchsten Saisonsieg. So locker dürfte es aber diesmal nicht werden, zumal die Gastgeber heimstark zu sein scheinen: In ihren erst drei Heimspielen gab es nur eine 0:1-Niederlage gegen den Tabellenzweiten SSVg Velbert, dann ein 2:2 gegen den Dritten VfB 03 Hilden und ein 3:2 gegen Regionalliga-Absteiger VfB Homberg.

Dass der CSC dennoch nur 19. der Tabelle und damit Außenseiter gegen den Vierten aus Ratingen ist, liegt an den sieben Auswärtsspielen, die die Wuppertaler allesamt und teilweise deutlich verloren haben. „Sie mussten so oft auswärts ran, weil ihr Kunstrasen-Granulat geschmolzen war und sie den Platz erst wieder instandsetzen mussten“, erklärt Hasenpflug, der nun einen kompakten Gegnererwartet, der eventuell mit einer Fünfer-Abwehrkette agiert. „Offensiv haben sie den einen oder anderen mit Qualität und Regionalliga-Erfahrung. Wir nehmen das Spiel nicht auf die leichte Schulter, es wird wie immer eines auf Messers Schneide, in dem Kleinigkeiten entscheiden“, sagt Hasenpflug, der sich selbst aber einer großen Frage widmen muss: Wie ersetzt er Demircan?

Aufrufe: 07.10.2022, 23:00 Uhr
Georg AmendAutor