2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ratingen 04/19 hat sich in Essen teuer verkauft.
Ratingen 04/19 hat sich in Essen teuer verkauft. – Foto: Marcel Eichholz

Emre Demircan: „Haben gezeigt, dass wir alle zocken können“

Mit einem Treffer von Emre Demircan scheidet Ratingen 04/19 bei Rot-Weiss Essen mit 1:3 aus dem Pokal aus. Der Oberligist hat beim Drittligisten aber Werbung für sich gemacht, findet Trainer Martin Hasenpflug.

Vor rund zehn Jahren war Ratingen 04/19 schon einmal im Niederrheinpokal auf Rot-Weiss Essen getroffen, seinerzeit im Achtelfinale, in dem es daheim eine 1:3-Niederlage gab. Nun war alles eine Nummer größer, statt 928 Zuschauern wie 2014 waren es nun 5.081: Der Oberligist trat beim Drittligisten an und wollte versuchen, die Vorjahresfinal-Paarung zu verhindern. Daraus wurde nichts, es gab erneut eine 1:3 (1:2)-Niederlage, RWE trifft so im Endspiel wieder auf Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen.

Dennoch haben sich die Ratinger im größten Spiel ihrer Vereinsgeschichte ordentlich verkauft. Kurios: Zwei Spieler der Gäste waren schon vor zehn Jahren gegen RWE dabei: Ali Can Ilbay hatte es Mittwochabend in die Startelf geschafft, Stammtorwart Dennis Raschka saß auf der Bank. „Beim ersten Mal waren die Anspannung und die Nervosität höher, diesmal war es von meiner Seite her viel entspannter“, berichtete Ilbay später und fand: „Im Großen und Ganzen haben wir uns gegen eine Top-Mannschaft gut geschlagen.“

Das sah auch sein Trainer so: „Erst einmal ein großes Kompliment an meine gesamte Mannschaft für ein gutes Spiel über die kompletten 90 Minuten“, sagte Martin Hasenpflug und ergänzte: „1:3 bei einer Top-Mannschaft aus der Dritten Liga – das kann sich sehen lassen. Wir hatten gute Ballstafetten und standen eigentlich recht stabil, wenn man die Unterschiede bedenkt. Unser Linksverteidiger Birol Can Adibelli hat gegen sich Marvin Obuz stehen, einen Leihspieler des 1. FC Köln mit einem Marktwert von 600.000 Euro – Birol hat für uns gerade einmal sechs Oberliga-Einsätze gehabt, aber er hat das hier gut gemacht.“

Pech zu Beginn

Die Partie sei „extrem ungünstig gestartet mit dem frühen Gegentor“, fand Hasenpflug mit Blick auf den RWE-Treffer nach 134 Sekunden – nach dem Anstoß der Ratinger, wohlgemerkt. Die hatten da versucht, den Favoriten ähnlich zu überrumpeln wie in der Vorsaison RW Oberhausen, als sie beim Regionalligisten in der ersten Minute durch den Treffer von Mike Koenders 1:0 in Führung gegangen waren und diese rund eine Stunde gehalten hatten. In Essen klappte das nicht, die Gastgeber klärten den Flankenball von Emre Demircan, der die aufgerückten Innenverteidiger Phil Spillmann und Daniel Nesseler hatte finden sollen. „Das Problem war, dass ich bei der Anstoßvariante genau in die Sonne geguckt habe und dann den Ball einfach nur Richtung Sechzehner geschlagen habe – er war leider etwas zu kurz“, erklärte Demircan.

Der 26-Jährige hatte das 1:1 geschossen – ausgerechnet bei seinem Jugendverein. „Das fühlt sich natürlich geil an, ich habe schließlich acht Jahre hier gespielt“, sagte der Spielmacher, ergänzte aber auch: „Ich bin natürlich unglücklich, dass wir verloren haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben zwar unnötige Gegentore bekommen, es aber spielerisch echt gut gemacht. Wir hatten unsere Chancen und haben alles gegeben. Wir haben gezeigt, dass bei uns alle zocken können.“

Volle Konzentration auf den Aufstieg

Beispielhaft dafür eine Szene in die zweiten Halbzeit: Spillmann lief einen tiefen Ball der Essener ab und deutete mit der Hand an, nach rechts hinten spielen zu wollen – um dann mit einer engen Drehung mit Ball zwei RWE-Angreifer ins Leere laufen zu lassen. Der Abwehrchef, der am Ende die Kapitänsbinde von Erkan Ari übernahm, war mit Abstand der beste Ratinger, rettete einige Male in höchster Not und war konzentriert und klug in seinen Aktionen.

Das sahen auch rund 300 Ratinger Fans auf der Gästetribüne mit dem Spruchband „Wir sind bei euch“. Gegen die zeitweisen Dreiecks-Gesänge „Rot – Weiss – Essen“ von den drei Heimtribünen hatten sie naturgemäß nicht das stimmliche Übergewicht. Hasenpflug fand aber: „Schön, dass es so viele Leute aus Ratingen hierhin geschafft haben. Das war ein tolles Erlebnis, und wir haben insgesamt gute Werbung für unseren Verein gemacht.“

Demircan ergänzte: „Wir haben uns in der Halbzeit auch gesagt: Das sind gefühlt keine zwei Ligen zwischen uns. Die Essener haben uns das nach dem Spiel auch bestätigt. Das müssen wir jetzt als Positives mit in die Liga nehmen, um dort unser Ziel zu erreichen.“ Denn das lautet Aufstieg in die Regionalliga. So schön die Pokal-Saison von 04/19 erneut war – dieses Halbfinale war ein Bonus, der Fokus muss nun darauf liegen, Tabellenplatz zwei der Oberliga zu verteidigen, um aufzusteigen.

Aufrufe: 011.4.2024, 19:45 Uhr
Georg AmendAutor