2024-05-14T11:23:26.213Z

Ligabericht
Jubel beim TSV Schott, Trauer beim SV Gonsenheim.
Jubel beim TSV Schott, Trauer beim SV Gonsenheim. – Foto: Marcel Heeg / TSV Schott Mainz

TSV Schott Mainz gewinnt enges Pokal-Derby

1200 Zuschauer sehen 2:1-Erfolg gegen SV Gonsenheim +++ Doppelpacker Gansmann entscheidet die Partie

Der TSV Schott Mainz hat die Chance zur Titelverteidigung, der SV Gonsenheim muss weiter auf seine erste Endspiel-Teilnahme warten. 2:1 (1:0) hat der TSV das Verbandspokal-Halbfinale gegen den Stadtnachbarn gewonnen. Doppelpacker Johannes Gansmann machte den Unterschied.

Drei Stunden vor Spielbeginn trafen sich die TSV-Anhänger schon am Clubgelände. Ein 180-köpfiger Tross marschierte vom Gonsenheimer Wildpark herüber. Das Derby fand mit 1208 Zuschauern, blaue Rauchschwaden inklusive, seine verdiente Kulisse. Das und die Bedeutung der Partie mag dazu geführt haben, dass es kein flüssiges Fußballspiel war, sondern ein umkämpftes Kräftemessen, fair, aber auch wild und wechselhaft.

Silas Schwarz mit Vorlagen-Doppelpack

In Minute 35 musste Schiedsrichterin Fabienne Michel – das Gespann zeigte eine glänzende Leistung – erstmals disziplinierend einwirken. Und zwar auf einen Balljungen, der die Kugel nicht rausgab. Auch der einzige echte Tumult in der Nachspielzeit hatte diesen Ursprung.

Mit Gansmann war es ein früherer Gonsenheimer, der die Partie entschied. Zweimal bereitete Silas Schwarz über den Flügel vor. Einmal legte der Tempodribbler, nachdem Leon Kern die erste Vorlage noch nicht nutzen konnte, die Kugel in den Rückraum (20.), einmal spurtete der 25-Jährige nach einem langen Ball von außen nach innen und kam womöglich elfmeterreif zu Fall (75.). Beide Male schoss Gansmann flach und scharf mit dem ersten Kontakt ins untere Eck ab. Die zweite Führung hatte Bestand.

Schock-Moment für Lars Hermann

„Unfassbar, wie kalt er vor dem Tor ist“, zollt Teamkollege Lars Hermann seinen Respekt. Der TSV-Verteidiger war enorm erleichtert, dass es zum Sieg reichte. Einen „Schock-Moment“ erlebte Hermann in Minute 59. Beim flachen Aufbau von hinten heraus klaute ihm SVG-Stürmer Yannik Ischdonat den Ball und traf frei vor Keeper Tim Hansen zum Ausgleich (59.). Ebendiesen hatte Hansen kurz zuvor noch vereitelt, als er Yoel Yilmas in die Mitte geschossenen Foulelfmeter parierte (56.).

„Wir haben uns das ganze Spiel über schwer getan“, gibt Hansen zu. Bei Yilmas langsamem Anlauf ahnte der Keeper schon, was passiert. Bei Ischdonats Abschluss war er dann machtlos. Und sonst? Belel Meslems Distanzschuss in einer starken Gonsenheimer Anfangsphase strich vorbei (3.), Kaito Shimodas Abschluss nach einem Konter parierte Hansen mühelos (6.). Erst mit dem 1:0 erlangte der TSV die Feldhoheit, die aber mit dem Seitenwechsel wieder weg war.

"Wir schießen nicht"

„Es war kein gutes Spiel von uns“, sagt TSV-Trainer Aydin Ay, „wir waren am Anfang schwammig und hatten in der zweiten Halbzeit riesige Abstände. Es war ein komplett offenes Pokalspiel, das in beide Richtungen gehen kann.“ Das Problem aus Sicht des SVG: „Wir hatten nach dem 1:1 das Momentum, aber wir schießen nicht“, hadert Chefcoach Anouar Ddaou, „Schott schießt aus allen Lagen. Als sie verunsichert waren, haben wir daraus kein Kapital geschlagen.“

Gansmanns Konterchance in Minute 73, die SVG-Keeper Paul Simon glänzend gegen die Laufrichtung parierte, war der erste zu Ende gebrachte Angriff des TSV in der zweiten Halbzeit. Auf ihren Rückstand reagierten die Gonsenheimer prompt, doch Mehmet Yildiz per Kopf (79.), Khaled Abou Daya aus spitzem Winkel (86.), Damir Bektasevic von der Strafraumgrenze (88.) oder Ufuk Kömesögütlü nach einem Standard (90.+3) fehlte das Schussglück.

Keeper Simon um die Ausgleichschance gebracht

In der letzten Aktion des Spiel flog dann eine Ecke Paul Simon scheinbar direkt auf die Stirn. Doch ein Mannschaftskollege nahm dem aufgerückten Keeper die Chance, und das Spiel war aus. „Ich rufe noch Leo“, sagt der 25-Jährige, „wir haben es nicht verdient, das Spiel zu verlieren. Das ist sehr, sehr, sehr bitter.“ „Super bitter“ findet auch Mittelfeldspieler Lukas Rodwald das Resultat, „wir verlieren von drei Derbys nur eins, und ausgerechnet das ist das K.O.-Spiel.“

„Wir wollten unbedingt zeigen, wer wirklich die Nummer eins in Gonsenheim ist, und können nicht nur schön spielen, sondern auch als Mannschaft kämpfen“, sagt Hermann. Während der SVG zum dritten Mal im Halbfinale scheitert, haben der TSV und Ay ihr drittes Finale vor sich. Am 3. Juni geht es gegen Wormatia Worms. „Das war eine enge Kiste“, sagt Schott-Manager Till Pleuger, „Gratulation auch an Gonsenheim, das war ein Mega-Event.“

TSV Schott Mainz: Hansen – Kern, Ahlbach, Hermann (71. Obas), Schlosser – Embaye (85. Kersthold) – Portmann, Gansmann (78. Polichronakis) – Schwarz (89. Abdiovski), Merkel, Wimmer (60. Müller).

SV Gonsenheim: Simon – Rennstich, Jindra, Kömesögütlü, Zeghli (84. Kallo) – Rodwald, Yilma (90. Juricinec) – Abou Daya, Shimoda (78. El Mahaoui), Meslem (46. Yildiz) – Ischdonat (67. Bektasevic).

Aufrufe: 018.3.2023, 18:44 Uhr
Torben SchröderAutor