2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Seit über zehn Jahren in Diensten der SpVgg Pfreimd, seit 2021 hauptverantwortlicher Spielertrainer: Bastian Lobinger (Rot).
Seit über zehn Jahren in Diensten der SpVgg Pfreimd, seit 2021 hauptverantwortlicher Spielertrainer: Bastian Lobinger (Rot). – Foto: Florian Würthele

SpVgg Pfreimd – der etwas andere Landesligist

Ohne Bezahlung von Spielern, dafür aber mit tollem Zusammenhalt, mischen die Pfreimder im „Konzert der Großen“ mit

Es ist schon etwas Besonderes, als kleinerer Klub ohne großartige finanzielle Möglichkeiten in der sechsten Liga vertreten zu sein. Inmitten von Größen des regionalen Amateurfußballs. Die SpVgg Pfreimd aus dem Norden des Landkreises Schwandorf steckt nach dem direkten Wiederaufstieg aus der Bezirksliga jetzt in der dritten Landesliga-Saison ihrer Historie – und gibt nach einem sehr holprigen (Saison)-Start inzwischen eine gute Figur ab. Mit Spielertrainer Bastian Lobinger sprachen wir neben dem Sportlichen über das Besondere an der SpVgg und an der Pfreimder „Spezialität“ Kleinfeldfußball.

Ein Blick zurück: In Eurer Landesliga-Premierensaison 2018/19 habt Ihr gefühlt mit mehr Glück als Verstand die Klasse gehalten, am Ende der abgebrochenen Corona-XL-Saison folgte der Abstieg. Spricht es für die Mannschaft, dass sie in dieser Phase den Mut nie aufgegeben hat?
Bastian Lobinger (31): Definitiv. Bei uns läuft das alles ein bisschen anders, der Zusammenhalt ist das Oberste. Da wird nicht unterschieden, ob der Spieler in der Ersten oder Dritten spielt – er bekommt den gleichen Trainingsanzug, die gleiche Tasche. Bezahlte Spieler haben wir eh nicht. Bei uns passiert um den Fußball herum noch extrem viel. Wir haben lauter Aktivitäten jedes Jahr, die die komplette Mannschaft miteinander macht: Biathlon fahren, ein Kegel-Abend und und und. Erfolgsorientierter mit Freunden kann man eigentlich nicht spielen als bei uns momentan, muss ich sagen. Mit allem drum und dran, den Zuschauern, den Leuten, die beim Sportheim hinten arbeiten. Das ist sehr familiär und trotzdem erfolgsorientiert.

Der erstmalige Aufstieg in die Landesliga war mit der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Unser Kader war damals noch nicht so groß wie er jetzt ist und wenn wir Leistungsträger nicht dabei hatten, waren wir einfach nicht so konkurrenzfähig im Vergleich zu den anderen Landesligisten. Nach dem Abstieg haben uns einige prophezeit, dass es schwierig wird. Aber ich war immer positiv gestimmt, weil die Mannschaft zusammengeblieben ist und wir die Erfahrung aus zwei Landesliga-Jahren gesammelt haben. In einem Zweikampf mit Grafenwöhr hat es dann gereicht für die Meisterschaft. Die letzte Saison mit all den Titeln war dann die erfolgreichste der Vereinsgeschichte.



Vom Kanonenfutter zum Favoritenschreck



Nachdem Euch der Saisonstart misslang, scheint Ihr endlich in der Landesliga „angekommen“ zu sein. Und noch dazu zu einem Favoritenschreck zu avancieren. Siege im Herbst gegen Hauzenberg und Spitzenreiter Seebach belegen das eindrucksvoll. Wir fällt Deine Winterbilanz aus?
Im Großen und Ganzen ist es in Ordnung. Der Start war nicht der Hit. Wir haben acht Spiele in Folge verloren, hatten zum Start aber auch relativ viele von den oberen Mannschaften. Teilweise wurden uns da schon die Grenzen aufgezeigt. Dann steht man irgendwann hinten drin und es wird natürlich schwierig – auch mit dem Druck, dort wieder rauszukommen. Das haben wir miteinander geschafft. Und ich denke, dass wir zum Start der Rückrunde schon gut gepunktet und ab und zu auch einen Favoriten geärgert haben. Ziel wird sein, in der Rückrunde mehr Punkte zu holen als in der Hinrunde: Den Relegationsplatz zu sichern und nach vorn anzugreifen.


Sechs Punkte Rückstand auf's rettende Ufer im eng umkämpften Abstiegskampf – welche Erwartungen hast Du an die Restsaison?
Ich hoffe schon, dass wir noch ein Wörtchen um den direkten Klassenerhalt mitreden können und zumindest die Relegation sichern. Direkt absteigen wäre nicht schön (lacht).


Die unverhoffte Winter-Verpflichtung von Michael Busch wird Euch sicher guttun. Ändert sich darüber hinaus etwa im Kader?
Sonst wird sich nichts mehr tun. Dass wir 'Buschi' bekommen haben, war ein Glücksgriff. Wir waren immer mit ihm in Kontakt und dann hat sich das so entwickelt. Natürlich schön, wenn ein Bayernliga-erfahrener Mann, der wirklich gut ist, den Pfreimder Weg mitgeht. Er ist bereits voll integriert und richtig heiß drauf (schmunzelt).



»Ein Luxusproblem, das sich aber bei uns etabliert hat«

Ihr seid seit Jahren regelrechte Experten fürs Kleinfeld – draußen wie in der Halle. Woher rührt diese Stärke?
Ob es ein Geheimnis gibt, weiß ich gar nicht. Wir spielen es einfach gern, haben eigentlich jeden Winter Hallentraining – auf freiwilliger Basis versteht sich. Dann ist das Futsal aufgekommen, wo wir voll mitgemacht haben. Natürlich haben wir schon auch die Einzelspieler, um auf kleinem Platz etwas zu reißen. Man braucht halt in der Halle auch nicht 20 Spieler, sondern mit ein paar richtig Guten kannst du schon viel erreichen. Unser Hallentraining ist immer gut besucht, mittlerweile kommen 20 Leute und ich tue mich schwer, eine Mannschaft zusammenzustellen (schmunzelt). Das gefällt uns einfach. Ein Luxusproblem, aber das hat sich bei uns etabliert: Wenn man geile Turniere spielen und wirklich was erreichen kann, dann sind die Leute auch voll dabei.


Als frischgebackener Kreismeister tretet Ihr am Sonntag in Maxhütte-Haidhof bei der Futsal-Bezirksmeisterschaft an. Und zwar als Mitfavorit auf den Titel. Was soll herausspringen?
Der Spaß steht im Vordergrund. Aber ich habe immer den meisten Spaß, wenn ich auch gewinne (lacht). Von dem her möchte man schon ins Halbfinale und ab da ist wieder alles drin. Fortuna Regensburg ist Favorit und wird gut aufgestellt sein, aber wir wollen da schon was holen.


Dein Bruder Dennis (27) steht in der Außenwahrnehmung ja immer ein wenig im Schatten seines älteren Bruders. Letzte wie diese Saison macht er mit einer guten Scorer-Quote von sich reden. Du bist sicherlich stolz auf seine Entwicklung?
Freilich. Als er damals von Weiden gekommen ist, hat man bereits gemerkt, dass das nicht lange dauern wird, bis er unverzichtbar ist. Und er ist wirklich unverzichtbar in der Mannschaft. Dennis ist eigentlich der kompletteste Spieler, den wir haben. Was Defensive als auch Offensive angeht. Wenn er ab und zu mal nach vorne stößt, wird er gefährlich.


Bleibst Du Spielertrainer der SpVgg Pfreimd?
Ich und mein Co-Trainer Christian Maier bleiben. Das ist bei uns alles längerfristig ausgelegt.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 017.1.2023, 16:00 Uhr
Florian WürtheleAutor