2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Michael Storch ist nicht mehr Trainer des FSV 06 Ohratal.
Michael Storch ist nicht mehr Trainer des FSV 06 Ohratal. – Foto: © Christian Heilwagen

"So komisch es klingt, die Entscheidung fiel leicht"

Die sportliche Bilanz für den FSV 06 Ohratal ist als Aufsteiger nicht so schlecht. Solide ist der Verein in die Thüringenliga-Saison gestartet.

Dennoch kam es jetzt zur Trennung von Cheftrainer Michael Storch, der erst im Sommer den Verein (wieder) übernommen hatte. FSV-Geschäftsführer Ronny Koch spricht im FuPa-Interview über die Gründe, die kurzfristige Lösung und gibt einen Ausblick, wie es in der Trainersuche nun weitergeht.

FuPa Thüringen: Hi Ronny, ihr habt euch für viele überraschend von Michael Storch getrennt. Was hat euch zu dieser frühen Veränderung auf der Cheftrainer-Position bewogen? Was waren die Hauptgründe der Trennung?
Ronny Koch: Der Hauptgrund war ganz klar die Erkenntnis darüber, dass Mannschaft und Trainerteam nicht mehr zu 100 Prozent den Weg des Trainers gehen wollten. Wir haben im Vorfeld der Saison und auch in Zwischengesprächen klar darauf hingewiesen, worauf es ankommt: Transparenz, Teilhabe und offene Kommunikation. Da gingen die Ansätze auseinander, was wir auch akzeptiert haben, und sogar intern gewünschte Maßnahmen ergriffen. Dass dann natürlich die Verantwortung immer mehr auf die Schultern des Trainers geht, war allen Beteiligten klar und darauf haben wir auch stets hingewiesen. In der turnusmäßigen Lagefeststellung kam jetzt heraus, dass es Zweifel innerhalb der Mannschaft, im Trainerteam und auch Vorstand gibt. Dies war Grundlage für die Entscheidungsfindung.

FuPa Thüringen: Wie schwer fiel euch diese Entscheidung?
Ronny: Auch wenn es erstmal komisch klingt, so fiel die Entscheidung leicht. Sie wurde nicht aus dem Bauch heraus getroffen und war auch keine Kurzschlussreaktion. Es wurde die aktuelle sportliche Lage sowie das Stimmungsbild in der Mannschaft beurteilt. Danach haben wir Möglichkeiten für die Zukunft ausgearbeitet, gegeneinander aufgewogen und dann die ausgewählt, welche am meisten Erfolg versprechen. Alles lief ganz rational, ohne Emotionen und persönlichen Verbindlichkeiten. Sonst wäre es auch nicht möglich. Über den Zeitpunkt der Quartalsauswertung habe ich im Juli erstmals informiert, zuletzt auch nochmals vor dem letzten Heimspiel konkret mit einigen Prüffragen. Ich habe auch stets auf die Möglichkeit von personellen Veränderungen hingewiesen und jeder konnte sich darauf einstellen. Dass ich in den Entscheidungen dabei konsequent bin, zeigte z.B. die Entscheidung, Dirk Huber aus dem Trainerteam der Ersten vorerst rauszunehmen. Für Dirk nicht leicht - toll wie er das mitgetragen hat - für die Erste und Zweite rückblickend, zum damaligen Zeitpunkt, die richtige Entscheidung. Ich lege dabei stets eine Entscheidungsauflage zu Grunde: “Was ist das Beste für die Mannschaft, den Verein.” Daher war die heutige Entscheidung als sportlicher Leiter nicht schwer, als Freund Ronny Koch aber umso mehr. Das war natürlich eines der unangenehmsten und schwierigsten Gespräche meiner ehrenamtlichen Vereinstätigkeit, aber unumgänglich, da es einfach meine Pflicht gegenüber dem Verein ist. Mehr möchte ich aus Respekt zu Michael dazu auch nicht sagen.

FuPa Thüringen: Gab es vorab Gespräche mit Michael Storch, um eine Lösung zu finden den Weg weiterzugehen?
Ronny: Ja, natürlich haben wir versucht im stetigen Austausch zu bleiben. Allerdings wollte sich Michael auf seine Idee, seinen Weg konzentrieren und eher nicht durch äußere Einflüsse abbringen lassen. Dies haben ich und der Vorstand auch akzeptiert und respektiert, aber natürlich auch auf die Gefahren hingewiesen. Am 14. August haben Lars Beese und ich ein Feedbackgespräch mit Michael geführt. In diesem haben wir an einigen Beispielen aufgezeigt, weshalb die Gefahr besteht, dass das Trainerteam die Mannschaft verliert. Es gab danach auch Veränderungen. Leider haben diese offensichtlich nicht gereicht. Rückblickend haben sich in den drei Monaten einige Dinge definitiv verbessert. So sind wir gerade in der Defensive nicht nur stabiler, sondern auch flexibler in der Wahl der Grundformation. Auch bei einigen Spielern ist die Kurve stetig nach oben gegangen, beispielhaft sind Robert Eckhardt und Andrej Dobranowski zu nennen. Allerdings hat Michael glaube ich den großen Punkt Kommunikation nach innen unterschätzt. Dass ist sicher ärgerlich und enttäuschend, aber für alle auch ein Lernprozess. Auch ich werde mitnehmen, dass ich einige Dinge nicht als Voraussetzung, sondern als Forderung formulieren muss, um von Beginn an das Trainerteam zu unterstützen. Auch von der Mannschaft erwarte ich jetzt mehr Mut mal Tacheles zu sprechen und dem Trainerteam Positives und Negatives klar zu spiegeln.

FuPa Thüringen: Wer betreut das Team aktuell im Trainings- und Spielbetrieb?
Ronny Koch: Diese Woche unterstützt unser ehemaliger 'Capitano' Philipp Kiebert. Am Wochenende steht Tom Dziony, unterstützt durch unseren Betreuer Kristian Diez, an der Linie. Ab nächster Woche ist Co-Trainer Stephan Kubirske wieder dabei. Zudem ist unverändert das Torwart-Trainerduo Lars Frankenberger und Steffen Körnig wöchentlich mit dabei. Also kurzum, vertraute Gesichter.

FuPa Thüringen: Gibt es schon Gespräche mit potentiellen Nachfolgern? Bis wann wollt ihr einen neuen Trainer der Mannschaft präsentieren?
Ronny Koch: Es wird ab Mittwoch Gespräche geben. Auch hier gehen wir wieder logisch, nachvollziehbar und transparent, unter Einbeziehung aller Möglichkeiten vor. Daher betrachten wir externe sowie interne Möglichkeiten gleichermaßen. Wir wägen Vor- und Nachteile ab und treffen dann hoffentlich folgerichtig, die beste Entscheidung für die Mannschaft. Zeitdruck haben wir aufgrund unseres sehr gut aufgestellten Trainerteams nicht. Natürlich wollen wir dem Nachfolger Zeit geben um die Mannschaft bestmöglich auf die Sechs-Punkte-Spiele (Geratal, Sondershausen) vorzubereiten, aber Kurzschlussaktionen wird es bei uns nicht geben.

Aufrufe: 027.9.2023, 13:00 Uhr
André HofmannAutor