2024-04-30T13:48:59.170Z

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Die Fußballer von der SG Weinheim/Heimersheim waren wie euphorisiert. Erst bejubelten sie frenetisch ihre Tore gegen die SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen/Erbes-Büdesheim, danach den Titelgewinn in der B-Klasse.
Die Fußballer von der SG Weinheim/Heimersheim waren wie euphorisiert. Erst bejubelten sie frenetisch ihre Tore gegen die SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen/Erbes-Büdesheim, danach den Titelgewinn in der B-Klasse. – Foto: pakalski-press/Axel Schmitz

SG Weinheim im Freudentaumel

Alzeys Vorortler fahren nach einer sehr schwierigen Saison die Meisterschaft in der B-Klasse ein

Alzey. An vielen Grundstücken in Weinheim standen rote und grüne Luftballons im lauen Wind. Fast schien es, als wolle das Dorf seine Fußballer feiern. In Wirklichkeit aber signalisierten die Gummiblasen, wo Flohmarkt-Stände auf Gäste warteten.

Die Höfe und Gärten waren gut besucht. Aber auch die Willi-Stoll-Arena. Die Tribüne war genauso dicht bevölkert wie die Gegengerade. Die meisten Zuschauer warteten nur darauf, mit der SG Weinheim/Heimersheim feiern zu können. 17.39 Uhr war es dann so weit. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Thomas Kunz ging im Jubel und Applaus unter. Durch das 4:1 (1:1) über die SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen/Erbes-Büdesheim krönte die Elf von Rainer Wissmann eine schwierige Saison und steigt in die A-Klasse Alzey-Worms auf.

SG Nieder-Wiesen geht nach einer Stunde die Kraft aus

Beflügelt von der Aussicht, mit einem Sieg die Meisterschaft in der B-Klasse Alzey-Worms Nord einzutüten, machten die Weinheimer Fußballer Dampf. Die SG Nieder-Wiesen, lange ernsthaftester Aufstiegskonkurrent der Alzeyer Vorortler, hielt nur eine Stunde lang mit. Die letzte halbe Stunde sonnte sich die SG Weinheim im sich abzeichnenden Erfolg.

Wem der zu verdanken war, demonstrierte das Team nach der ersten Bierdusche. Coach Rainer Wissmann bekam von ihr extra applaudiert. Torschütze Serhan Güzey sagte später, der Trainer habe mit einer cleveren taktischen Neuausrichtung fürs Happy-end gesorgt. „Das war noch in der Hauptrunde, gegen Flonheim. Da merkten wir, dass wir besser durch die Mitte spielen sollten. Das haben wir bis heute beibehalten“.

Rainer Wissmann, 56, strahlte indes. Fünf Stationen hatte er in seiner langen und erfolgreichen Trainerlaufbahn – Weinheim, Mauchenheim, Framersheim, TuS Wörrstadts Fußballerinnen, und abermals SG Weinheim. Mit allen Klubs schaffte er einen Aufstieg. „Für mich schließt sich heute ein Kreis“, resümierte er: „Vor 25 Jahren bekam ich hier in Weinheim meine erste Gelegenheit, als Trainer zu arbeiten“. Das klang nach Nostalgie, nach Abschied. Den eindruck korrigierte er aber fix: „Ich mache weiter in Weinheim“.

Genauso begeistert, wie die Mannschaft von ihrem Trainer war, war der Trainer begeistert von seinem Team: „Was das in dieser Aufstiegsrunde geschafft hat, ist aller Ehren wert. Wir hatten uns zu Beginn der Play-offs ein Ziel gesetzt und es uns im Lauf der Wochen erarbeitet“. So wurde der Fünf-Punkte-Rückstand, den seine Elf zum Abschluss der Hauptrunde auf die SG Nieder-Wiesen hatte, in einen Vorsprung umgewandelt. Sie verdaute die Corona-Komplikationen besser als der Erzrivale.

Nach der Hauptrunde schien Meisterzug fast abgefahren

Wie immer in den zurückliegenden Jahren gehörte die SG Weinheim zu Beginn der Saison zu den Titelkandidaten. Wie so oft zuvor, schien sie den Erwartungen nicht gerecht werden zu können. Neben der SG Nieder-Wiesen schickte sich der TV Sulzheim an, sich den in dieser Saison einzigen Aufstiegsplatz untern Nagel zu reißen.

Davon ließ sich die SG Weinheim nicht kirre machen. Güzey: „Wir waren immer überzeugt, dass wir das diesmal packen.“ Erst recht nach den zurückliegenden drei Siegen, bei denen das Team um Jan Mottausch, Ardijan Dautaj und Co. jede Menge Selbstbewusstein tankte. Das demonstrierten die Weinheimer gegen die SG Nieder-Wiesen in jeder Aktion – auch bei den Toren von Ruben Henn (21.), Serhan Güzey (55.), Marcel Flick (63.) und Jan Mottausch (67.). Daran ändert auch der zwischenzeitliche Ausgleich von Kaan Güngordü (41.) nichts.

Im Abseits verfolgte Willi Stoll die ausgelassene Stimmung. Die gute Seele des Vereins überließ den Fußballern und ihrem Anhang, der mit dem Schlusspfiff das Feld gestürmt hatte, die Bühne. Als es ums Meisterbild fürs Geschichtsbuch ging, erinnerte sich die Mannschaft des langjährigen Jugendleiters. Sie holte ihn aus dem Verborgenen. Denn an diesem Nachmittag der Glückseligkeit ein Bild ohne ihn, das ging definitiv nicht. Willi Stoll erfüllte ihnen den Wunsch. Er stellte sich mit ins Tor, das die Mannschaft als als optimale Kulisse fürs Foto-Andenken auserkoren hatte.

Ein lange gehegter Wunsch wird Wirklichkeit

Mehr innerlich freute sich Stoll, dass die SG Weinheim endlich die Rückkehr in die A-Klasse gepackt hatte. Rund 27 Jahre brauchte es. In der Zeit hat sich auf dem Sportplatz am Muskatellerweg viel bewegt. An die Stelle eines Hartplatzes ist ein schmucker Rasenplatz gekommen. Drei Mannschaften, also eine mehr als die allermeisten anderen Vereine, konnte der Klub in dieser Saison in den Wettbewerb schicken. Die Zweite steigt in die B-Klasse auf. Fußball in Weinheim lebt – auch dann, wenn nicht gerade, wie an diesem Sonntag, eine Meisterschaft in Saus und Braus gefeiert wird.

SG Weinheim: Adam – Jungk, Merz, Hoppe, Bayer (61. A. Dautaj), Stauf, Henn (81. Naumann), M. Flick, Mottausch (71. Müller), Storck, Guezey.



Alle Aufsteiger zur A-Klasse

Mit der SG Weinheim/Heimersheim steht der letzte Aufsteiger zur A-Klasse Alzey-Worms fest- Wenige Stunden zuvor hatte TuS Framersheim II den Aufstieg durch den 3:1-Sieg über den TV Dautenheim perfekt gemacht.

Nibelungen Worms qualifizierte sich bereits vor 14 Tagen als souveräner Meister.

Aufrufe: 016.5.2022, 08:00 Uhr
Claus RosenbergAutor