2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Schreck lass nach! In der Nachspielzeit fingen sich die Löwen noch zwei Tore ein – Sieg verschenkt, Frust riesig.
Schreck lass nach! In der Nachspielzeit fingen sich die Löwen noch zwei Tore ein – Sieg verschenkt, Frust riesig. – Foto: M.i.S. / Renate Feil

„Passt zu unserer Situation“: Löwen verspielen sicher geglaubten Sieg – Fröhling auf der Tribüne

2:2 nach 2:0-Führung

Fast 1000 Löwen-Fans haben die kleine Weltreise bis zum Oldenburger Retrostadion am Marschweg auf sich genommen.

Oldenburg – Dicht gedrängt standen sie im Gästeblock vor der Stadtautobahn 293. Sangesfreudig trotz der kurzen Nacht – und gewohnt mitteilsam. Ihre Forderung in Spiel eins nach Michael Köllner: „Neuer Trainer, alte Spieler: Kämpft für uns Fans!“

Den Kampfgeist konnte man dem von Sportchef Günther Gorenzel gecoachten Team nicht absprechen, doch der Sieg, den sich alle Löwen gewünscht hatten, blieb aus – nach einem Drama in der Nachspielzeit. Die Löwen sahen schon wie der sichere Sieger aus, führten dank Joker Erik Tallig (58.) und Marcel Bär (83.) mit 2:0, als eine Nachspielzeit begann, die beide Mannschaften nicht so schnell vergessen werden.

TSV 1860: Gornezel setzt auf Routine

Zunächst packte Oldenburgs Manfred Starke einen Sonntagsschuss aus, traf aus etwa 40 Metern zum 1:2. Die Folge: Hektik im Strafraum der Löwen, die den Ball nicht mehr aus der Gefahrenzone brachten und sich in allerletzter Sekunde das 2:2 einhandelten. Pascal Richter jagte die Kugel aus dem Gewühl ins Netz. Direkt danach war Schluss. Die VfB-Fans auf der Tribüne standen kopf, die 1860-Profis auf dem Platz sanken zu Boden. „Der Spielverlauf passt zu unserer momentanen Situation“, haderte Gorenzel: „In der letzten Szene köpfen wir uns mehr oder weniger selber an – insgesamt sehr bitter für uns.“

Um die Löwen wieder zu Siegern zu machen, hatte Gorenzel das Maximum an Routine aufgeboten, das sein unter der Woche verkleinerter Kader hergab. Jesper Verlaat, Quirin Moll, Stefan Lex und Marcel Bär kehrten in die Startelf zurück. Der Abwehrchef und ein Ü 30-Trio als Stütze für eine verunsicherte Mannschaft, die Gorenzel defensiver aufstellte als zuletzt – und auf Kampf einschwor: „Wir haben den Spielern klare und einfache Aufgaben mitgegeben, an denen können sie sich orientieren.“

TSV 1860: Gegen Meppen muss ein Sieg her

Das klappte lange Zeit passabel. Gorenzel beobachtete das Spiel mit auf dem Rücken verschränkten Armen, immer wieder den Austausch mit seinen Co-Trainern Stefan Reisinger und Franz Hübl suchend. Auf der Tribüne saß Torsten Fröhling, einer der möglichen Köllner-Nachfolger. Er kennt sich aus mit Löwen-Dramen, hatte allerdings 2015 das bessere Ende für sich, als er 1860 gegen Kiel mit einem Last-Minute-Drama in der 2. Liga hielt.

Diese 2. Liga ist nun wieder ein Stück weniger greifbar geworden. Bär wirkte geschockt, wie man so ein Spiel aus der Hand geben kann. „Enttäuschung pur“, empfand der Stürmer, dessen persönliches Erfolgserlebnis – erstes eigenes Tor seit Ende Juli – in den Hintergrund rückte. „Ich habe so einen Anschlusstreffer noch nie im Leben gesehen“, staunte der letztjährige Torschützenkönig: „Der will den Ball in den Raum chippen – und dann fliegt er in den Knick rein. Dann kriegst du mit der letzten Aktion noch den Ausgleich. Das passt zu unserer Situation momentan.“

Die Chance, bis auf fünf Punkte an den Tabellenzweiten Wiesbaden heranzurücken – zerstört durch zwei Oldenburger Last-Minute-Tore. Weiter geht’s am Samstag in Meppen, beim Tabellenletzten. Es wird Zeit für eine Siegesserie – sonst könnte der Aufstiegszug bald ohne die Löwen abgefahren sein. (ulk)

Aufrufe: 06.2.2023, 07:21 Uhr
Uli KellnerAutor