2024-05-02T16:12:49.858Z

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Pascal Thora übernimmt den SC Erkelenz.
Pascal Thora übernimmt den SC Erkelenz. – Foto: Soti

Neuer Coach des SC Erkelenz: „Kick and Rush möchte ich nicht sehen“

Bezirksliga: Pascal Thora im Interview.

Pascal Thora wird im Sommer neuer Cheftrainer des Bezirksligisten SC 09 Erkelenz. Er löst Christian Grün ab, der aus eigenen Stücken eine fußballerische Auszeit nimmt. Im Interview spricht Thora über seine Idee des Fußballs, die Ziele beim SC 09 und Trainervorbilder der Region.

Seit eindreiviertel Jahren ist Pascal Thora (35) beim SC 09 Erkelenz spielender Co-Trainer, dabei die rechte Hand von Coach Christian Grün. Aus privaten und beruflichen Gründen legt Grün nach der Saison eine fußballerische Pause ein – sein Nachfolger wird dann Thora selbst. Gleich für zwei Jahre hat er zugesagt, soll also mindestens bis Sommer 2025 die sportlichen Geschicke beim wiedererstarkten Traditionsklub lenken.

Herr Thora, wollen Sie ab Sommer ein Spielertrainer sein oder sich dann aufs Coachen beschränken?

Pascal THORA Ich habe das Glück gehabt, durch meine lange Karriere relativ verletzungsfrei gekommen zu sein. Zehn Spiele haben wir in dieser Saison noch vor der Brust. Die werde ich natürlich noch mit vollem Einsatz bestreiten. Doch eigentlich sollen es dann auch die letzten Spiele für mich als Aktiver sein. Ich habevor, im Sommer die Fußballschuhe an den berühmten Nagel zu hängen und mich dann voll und ganz auf den Trainerjob zu konzentrieren.

Ist das Ihr letztes Wort?

THORA Man weiß nie, was kommt, von daher sollte man niemals nie sagen. Aber noch mal: Grundsätzlich möchte ich ab Sommer nur noch Trainer sein.

Der Co-Trainer ist in fast allen Fällen für eine Mannschaft eher der Kumpeltyp, das Verhältnis zum Trainer distanzierter – was in der Natur der Sache liegt. Bei Ihnen kommt erschwerend dazu, dass Sie aktuell auch noch Teil der Mannschaft sind. Denken Sie, dass Sie den Rollentausch problemlos bewältigen und als Trainer auf Anhieb die nötige Akzeptanz haben?

THORA Genau deswegen habe ich auch schon mit jedem Spieler Einzelgespräche geführt und diese Frage erörtert. Klar bin ich als verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz noch der Kumpel – der will und kann ich in dieser Form ab Sommer nicht mehr sein. Ab dann habe ich schließlich die Verantwortung und werde Entscheidungen treffen müssen. Die müssen dann natürlich auch akzeptiert und respektiert werden – sonst funktioniert es nicht. Nach den vielen Gesprächen bin ich aber zuversichtlich, dass es klappen wird. Sicherlich muss ich in die neue Rolle erst einmal auch reinwachsen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, und auch die Spieler müssen sich an die neue Situation erst mal gewöhnen. Doch ich bin sehr optimistisch, dass dieser Prozess schnell abgeschlossen sein wird.

Was für ein Fußball schwebt Ihnen vor?

THORA Ich möchte den Ball am Fuß sehen – kein Kick and Rush. Grundsätzlich spielen wir ja heute auch schon so. Diese Linie möchte ich fortsetzen – und noch ein wenig verfeinern und ausbauen.

Was für Ziele werden Sie als Trainer verfolgen?

THORA Wir wollen den SC 09 in der Bezirksliga fest etablieren. Wenn es uns gelingt, in den nächsten Jahren immer einen einstelligen Platz zu erreichen, können wir zufrieden sein.

An die Landesliga denken Sie also nicht.

THORA Nein, das tue ich wirklich nicht. Im Sommer steht nun erst einmal ein kleiner Umbruch bevor. Denn nicht nur ich höre als Spieler dann auf, sondern mit Sinan Kapar ein weiterer wichtiger Akteur. Der wird dann ja Spielertrainer beim SV Schwanenberg. Und umgekehrt werden dann zum ersten Mal seit zig Jahren wieder eigene A-Jugendliche in den Seniorenbereich wechseln. Vier davon habe ich fest für die erste Mannschaft vorgesehen. Die wollen wir möglichst rasch integrieren, und dann schauen wir mal, wer von den jungen Burschen sich durchsetzen wird. Insgesamt werden wohl zehn bisherige A-Jugendliche im Verein bleiben, und für alle ist der Weg nach oben offen, die Tür ist nicht zu. Die können sich jederzeit alle auch für die Erste Mannschaft empfehlen.

Sie werden doch bestimmt auch selbst gerne einen Co-Trainer haben.

THORA Natürlich. Ich denke, kurz nach Ostern wird diese Entscheidung fallen, wer das sein wird.

Haben Sie ein Trainervorbild?

THORA Gleich drei, die ich über alle Maßen schätze. Erstens Christian Grün selbst, von dem ich in diesen knapp zwei Jahren eine Menge gelernt habe. Zweitens Jochen Küppers von Union Schafhausen und drittens Dirk Ruhrig, der zur neuen Saison ja den SV Breinig übernimmt, zuvor viele Jahre in unterschiedlichen Funktionen aber sehr erfolgreich beim FC Wegberg-Beeck gearbeitet hat. Der ist für mich sogar so etwas wie das Nonplusultra eines Trainers. Alle drei beeindrucken mich sehr.

Wie sieht es mit Trainerscheinen aus?

THORA Klar, ohne Qualifikationen geht es auf Dauer nicht. Zumal ich durchaus vorhabe, auch langfristig als Trainer zu arbeiten. Den Basiscoach und C-Schein werde ich noch in diesem Jahr in Angriff nehmen. Das wird für mich die nächste Herausforderung werden.

Wenn man sich so Ihre Seniorenkarriere anschaut, dann fällt auf, dass Sie bei Vereinen entweder lange oder nur ganz kurz waren.

THORA In Dremmen hatten wir eine super Truppe, die auch über viele Jahre gewachsen war. Ohne den plötzlichen Tod von Abteilungsleiter und Sponsor Kurt Conen wäre das wohl auch noch einige Jahre so weitergegangen. Mit sechs Mann sind wir dann zu Germania Teveren gewechselt, doch da hat es einfach nicht gepasst. Bei Union Würm/Lindern lief es dann wieder richtig gut, haben wir aus einem abstiegsbedrohten A-Ligisten einen etablierten Bezirksligisten gemacht.

Dazwischen lag ein kurzes Intermezzo als Spielertrainer beim SSV Kirchhoven.

THORA Ich kann mich in Kirchhoven immer noch blicken lassen. Aber die Einstellung stimmte nicht, da waren beim Training auch schon mal nur vier Mann da. Da habe ich dann nach einem halben Jahr die Reißleine gezogen und bin zurück zu Union gegangen.

Mussten Sie eigentlich lange überlegen, als Sie gefragt wurden, Grüns Nachfolger zu werden?

THORA Nein, es hat mich schon gereizt. Ausschlaggebend war dann allerdings, dass meine Familie dahintersteht – ohne den Backup zuhause geht es nicht. Ich habe schließlich eine Frau und zwei kleine Kinder. Als ich meiner Frau von dem Angebot erzählte, war sie erst mal nicht so begeistert. Doch dann meinte sie: „Du bist so bekloppt – mach‘ es.“

Aufrufe: 07.4.2023, 09:00 Uhr
Mario EmondsAutor