2024-05-17T14:19:24.476Z

Ligabericht
Seit Oktober 2017 im Traineramt: Mario Albert führte Ettmannsdorf aus dem Tabellenkeller ins obere Tabellenviertel der Landesliga Mitte.
Seit Oktober 2017 im Traineramt: Mario Albert führte Ettmannsdorf aus dem Tabellenkeller ins obere Tabellenviertel der Landesliga Mitte. – Foto: Florian Würthele

Mario Albert: »Als Trainer will ich Bayernliga spielen«

Der Trainer des SV Schwandorf-Ettmannsdorf spricht über die Entwicklung seiner Mannschaft, dem möglichen Aufstieg und klärt auf, was ihm ein „Dorn im Auge“ ist

Beim SV Schwandorf-Ettmannsdorf, dem Zweitplatzierten der Landesliga Mitte, ticken die Uhren noch ein bisschen anders als bei vielen anderen Vereinen in diesen sportlichen Spähren. Mit Spielern aus der näheren Umgebung auf Sicht etwas zu entwickeln, das ist der Weg, den der SVSE seit jeher geht. Und womit er augenscheinlich Erfolg hat. Trainer Mario Albert skizziert gegenüber FuPa das sportliche Erfolgsrezept, was den Verein so besonders macht sowie seine Ziele für die Restsaison. Außerdem erklärt der 49-Jährige, was er nach wie vor „erschreckend“ findet.

Die sportliche Rückschau aufs bisherige Geschehen in der Landesliga Mitte kann aus Sicht der Schwandorfer nur positiv ausfallen. Nicht zuletzt einige spät eingefahrene Siege haben Klahn, Yalcin und Co. eine tolle Winterbilanz (13/3/4 bei 43:23 Toren) zu verdanken. Dass man Spiele oft hintenraus für sich entschied, kommt nicht von ungefähr. „Die Jahre davor haben wir mit einem kleinen Kader gearbeitet, heuer ist er mit 19 Feldspielern breiter“, erklärt Trainer Mario Albert. Spielerwechsel könne er ohne Bedenken und Qualitätsverlust durchführen, Auswechslungen hätten in letzter Zeit ohnehin extrem gut funktioniert. „Die Kaderpositionen 13, 14 und 15 würden bei den meisten anderen Landesligisten Stamm spielen. Auch werden wir nicht mehr nervös, wenn wir 1:0 oder 2:0 zurückliegen.“ Insgesamt ist Albert sehr zufrieden, auch wenn natürlich immer Luft nach oben bliebe.

Insbesondere in den vergangenen Monaten war der Ettmannsdorfer Wandel von einer Konter- hin zu einer Ballbesitzmannschaft spürbar. So kam das Team zu Alberts Anfangszeit extrem über defensive Stabilität und schnelles Umschaltspiel. Das hat sich gewandelt, man ist inzwischen viel mehr am Ball, diktiert Spiele. „Wir haben den nächsten Step eingeleitet“, findet Albert, „Wir sind nach wie vor stark im Umschaltspiel, aber gerade über das Zentrum nun auch stark im Ballbesitz. Damit können wie in den meisten Spielen gut umgehen.“ In den meisten, aber noch nicht in allen. Die 2:4-Niederlage bei Aufsteiger Deggendorf ist hierfür das beste Beispiel.

Mario Albert hat ein seit Jahren eingespieltes Team beisammen, wo gern auch Kritik von Seiten der Spieler geäußert werden darf und nicht das Persönliche im Vordergrund steht. „Der gesamte Kader bringt sich sehr gut in die Mannschaft ein“, so Albert, der Ersatztorwart Michael Lingauer als Paradebeispiel dessen nennt. Auf Lingauer könne man sich in Spiel und Training hundertprozentig verlassen, lobt der Trainer, er bringe sich ein und sorge für Stimmung – obwohl an Wolfgang Hesl, dem 37-jährigen Ex-Profi und Teamkapitän im Ettmannsdorfer Tor, Startelf-mäßig kein Weg vorbeiführt.

Bei den Schwandorfern sind verrückte Sachen, Spielverpflichtungen betreffend, tabu. Was auch im Falle eines Aufstiegs in die Bayernliga gelte. „Unserer Philosophie weichen wir nicht ab. Für uns ist es wichtig, Spieler aus der Region zu holen. Aus dem aktuellen Kader wohnen 14 Spielern im Umkreis von 18 Kilometern. Darum bleiben wir als Mannschaft fast jedes Jahr so zusammen“, freut sich Albert, der selbst in Fronberg, einem Stadtteil Schwandorfs, zuhause ist.

Seine frühzeitige Vertragsverlängerung – es wird sein siebtes Jahr als Trainer der Ettmannsdorfer „Ersten“ sein – bezeichnet der Übungsleiter als „alternativlos: Ich bin seit 20 Jahren im Vereine, kenne jeden Grashalm und jede Fließe im Vereinsheim. Wir sind ein eingespieltes Team. Das macht den SCE aus.“ Auch infrastrukturell (LED-Flutlichtanlage, Einzäunung des Sportgeländes) hätte man Schritt nach vorne gemacht. Was dazukommt: „Mit der Bezirksliga-Mannschaft haben wir einen super Unterbau; von der A- bis zur D-Jugend spielen alle in der BOL. Wir sind auf einem Weg, wo ich als Trainer zu hundert Prozent dahinterstehe.“

Derweil sind natürlich auch die Planungen für die kommende Saison inzwischen in vollem Gange. 14 Spieler des bisherigen Kaders haben ihren Verbleib bereits zugesagt, Gespräche mit etwaigen neuen Spielern laufen. Das sieht alles sehr gut aus. Klar ist aber auch, dass das zweigleisige Planen für Landes- oder Bayernliga den Verein in eine schwierige Situation bringt. Gerade was die Kaderplanung für nächste Saison angeht „Dennoch haben wir Ruhe im Verein und arbeiten ganz sachlich“, so Mario Albert, der nächste Saison einen neuen Co-Trainer an seiner Seite hat: Christian Most, der neue Leiter des Weidener NLZ, macht dann Platz für Josef Holler. „Wir waren ab dem ersten Gespräch auf einer Wellenlänge, er hat die gleichen Ansatzpunkte wie ich. Ein junger und absolut kompetenter Nachfolger für Christian Most, der tolle Arbeit geleistet hat“, freut sich Chefcoach Albert.

Frühzeitig stiegen die Kicker des SV Schwandorf-Ettmannsdorf in die Vorbereitung auf die Restsaison an. Man sei, so Albert, genau auf dem Stand, auf dem man sein wolle. Am Sonntag geht's ins Trainingslager in die Türkei, wo fußballspezifisch endlich auf gutem Rasen trainiert werden kann. Und was die restliche Saison in der Landesliga Mitte angeht? „14 Spiele verbleiben, also will ich 14 Spiele gewinnen. Das ist auch die Marschroute, die ich als Trainer vorgebe“, gibt sich der Coach angriffslustig. Bad Kötzting und Fortuna Regensburg hängen dem Team im Nacken und wollen sich im Rennen um die ersten beiden Plätze freilich nicht geschlagen geben. Ganz vorn ist Seebach. „Wir wollen Seebach so viel Druck wie möglich machen, wollen uns weiter vorne festbeißen und angreifen.“ Siege seien nicht zwangsläufig das wichtigste, sondern, den Fans schönen und anspruchsvollen Fußball zu bieten. Wobei Albert schon so ehrgeizig ist zu sagen: „Als Trainer will ich Bayernliga spielen!“

Eine Sache ist Mario Albert hingegen nach wie vor ein „Dorn im Auge“. Trotz der tollen sportlichen Entwicklung verirren sich selten mehr als 150 Zuschauer zu den Heimspielen am Naab-Ufer. Was Albert sehr schade findet. „Das ist absolut nicht nachvollziehbar. Erschreckend, dass man so viel investiert und es von den Leuten nicht honoriert wird. Das frisst schon ein bisschen an der Trainer-Ehre.“

Aufrufe: 014.2.2023, 14:28 Uhr
Florian WürtheleAutor