2024-04-29T14:34:45.518Z

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Nur noch sechs Partien im blauen Trikot: Kevin Enzi (links) und Dominik Detert (Mitte) brechen ihre Zelte in Wielenbach ab. Als Trainerduo wollen sie bei einem anderen Verein weitermachen.
Nur noch sechs Partien im blauen Trikot: Kevin Enzi (links) und Dominik Detert (Mitte) brechen ihre Zelte in Wielenbach ab. Als Trainerduo wollen sie bei einem anderen Verein weitermachen. – Foto: Andreas Mayr

„Mannschaft hat Euch irgendwo hängen lassen“: Detert verlässt Wielenbach nach 25 Jahren

Auch Coach Kevin Enzi verkündet Abschied

Seit 25 Jahren ist Dominik Detert für den SV Wielenbach aktiv. Im Sommer ist für ihn und Trainerkollegen Kevin Enzi nun Schluss.

Wielenbach – Die harten Wochen in Wielenbach finden kein Ende. Bei Johann Ücker bestätigten sich schlimmste Befürchtungen. Kreuz- und Innenband rissen beim Spiel vor einer Woche in Oberhausen. Besonders bitter ist das alles, weil der Mann demnächst heiratet. Und nun gibt auch noch das Trainerduo seinen Abschied bekannt. Die finalen sechs Partien der Kreisklassen-Meisterrunde werden die letzten von Kevin Enzi und Dominik Detert sein.

Klar ist aber auch: „Das wird für uns keine Abschiedstournee, wo wir die Hände im Wielenbach-Trikot schütteln“, betont Dominik Detert. So was würde gar nicht zu den beiden Typen vom alten Schlag passen.

Fehlende Einstellung und geringe Trainingsbeteiligung – Abschied hatte sich bereits angebahnt

Mitunter deshalb hören sie auch auf beim Sportverein. In der Vergangenheit hat sich eine ungute Dynamik eingeschlichen. Schon vor einem Jahr, zum Start der Abstiegsrunde, hatte Trainer Kevin Enzi Einstellung und Zug im Training bemängelt. Oft standen sie nur mit wenigen Mannen auf dem Platz.

Im Sommer habe man schon geliebäugelt, aufzuhören, sagt Kevin Enzi. Aber so einfach ist das nicht in Wielenbach. Ein beträchtlicher Teil ihres Fußballer-Herzens gehört diesem Verein. Dominik Detert etwa kickt seit 25 Jahren im blauen Dress, für Kollege Enzi war’s die erste Station als Trainer. „Wir spielen mit vielen Freunden zusammen“, sagt Dominik Detert.

Deshalb verständigten sie sich nochmals auf eine weitere Saison – die dritte unter Kevin Enzi, die zweite mit Detert als kickendem Co-Trainer. Früher war er der Kapitän dieser Mannschaft, tauschte sich ohnehin oft aus mit Coach Enzi. „Er kennt die Mannschaft länger und enger als wir“, sagt Kevin Enzi. Weil er sich die Arbeit ohne Co-Trainer nicht vorstellen konnte, bearbeitete er einen Sommer lang den Capo. „Mit Würgen und Brechen hab’ ich ihn mir zum Co-Trainer erbettelt“, scherzt er heute.

„Wir waren hart am Limit.“

Dominik Detert, spielender Co-Trainer beim SV Wielenbach, über die anstrengende Saison

Eine fruchtbare Liaison war das, samt Klassenerhalt im ersten Jahr und der Meisterrunde im zweiten. Doch jetzt schleichen sich wieder alte Muster ein. „Wir haben uns als Mannschaft ausgepresst, wir waren hart am Limit. Es war absehbar, dass es schwierig wird“, sagt Dominik Detert. Der sichere Klassenerhalt im Rücken wirkte wie ein Freifahrtschein. Absagen häuften sich, oft aus weniger nachvollziehbaren Gründen. Weil’s in Wielenbach keine Reserve gibt, bleibt Konkurrenzkampf aus. Die Verbliebenen wussten: Sie spielen auch ohne regelmäßiges Training.

Zurück blieben die Vollblut-Kicker Enzi und Detert, die das nicht nachvollziehen konnten. „Wir leben unser Hobby. Für uns gibt es wenige Gründe, ein Training abzusagen. Aber das spiegelt die Zeit wider“, sagt Kevin Enzi. Er und Dominik Detert erwarten aber Vollgas von einem Team. Ihr neuer Kapitän, Hannes Ücker, drückte die Gemengelage dieser Tage kürzlich gut aus: „Er hat gesagt: Irgendwo hat man euch als Mannschaft hängen lassen“, so erzählt es Detert.

„Wir wollen auf dem Platz stehen.“

Dominik Detert über die Zukunft von Kevin Enzi und sich selbst.

Vergessen darf man auch nicht den Abnutzungseffekt nach drei Jahren unter Trainer Enzi. „Du legst immer die gleiche Platte auf“, sagt Detert. Die beiden Spezln sahen die Zeit gekommen, sich etwas Neues zu suchen. Denn fest steht auch: Sie wollen zusammen weitermachen. Als Trainer, wahlweise noch selbst kicken. „Wir spielen beide so gerne Fußball, wir wollen auf dem Platz stehen“, betont Detert. In den nächsten Wochen wollen sie sich alle Angebote anhören, die auf sie zukommen. Allerdings klingt schon durch: Etwas Interessantes ist dabei.

An Offerten dürfte es nicht mangeln, man muss ja nur einmal in die eigene Liga schauen. Oberau/Farchant, Eglfing, da werden ein paar Posten frei. „Man kann sich zu 100 Prozent sicher sein, dass wir auf dem Fußballplatz unterwegs sind“, betont Dominik Detert. Die Entscheidung wollen sie bereits in den nächsten Wochen verkünden. Bis dahin steht der volle Einsatz für Wielenbach im Fokus.

So weit das funktioniert. Detert wird mit angerissenem Kreuzband nicht mehr allzu viele Spiele bestreiten. Enzi beschäftigt das Sprunggelenk. „Es wird nicht rumgemiezt“, stellt er klar. Und Kollege Detert ergänzt: „Das wird kein Auslaufen.“ Und so gänzlich unmotiviert sind die Wielenbacher Kicker dann offensichtlich doch noch nicht: Am vergangenen Sonntag bezwangen sie in einer munteren Partie den TSV Benediktbeuern mit 4:3. (am)

Aufrufe: 016.4.2024, 10:56 Uhr
Andreas MayrAutor