2024-05-17T14:19:24.476Z

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Es geht um diese Anzeigetafel des SV Veert.
Es geht um diese Anzeigetafel des SV Veert. – Foto: Ayleen Grosse

Kein Aprilscherz: 25 Euro Ordnungsgeld für Minute 46

Kein Witz: B-Ligist SV Veert muss eine Strafe zahlen, weil ein Helfer zur Halbzeit nicht rechtzeitig die Uhr der elektronischen Anzeigetafel angehalten hat. Die Hintergründe der Posse auf einem Dorfsportplatz am Niederrhein.

Wichtiger Hinweis: Bei diesem Bericht handelt es sich nicht um einen verspäteten Aprilscherz. Die folgende Geschichte ist zwar eigentlich nicht zu glauben, aber trotzdem wahr. Der SV Veert wird zur Kasse gebeten. Der Dorfverein aus Geldern ist um 25 Euro ärmer, weil der Fußball-Kreis Kleve/Geldern ein entsprechendes Ordnungsgeld verhängt hat.

Kommen wir zum Tatbestand, weshalb Ralf Rösen, zuständiger Staffelleiter der Kreisliga B, Gruppe 2, die Schwarz-Gelben zur Ordnung gerufen hat: Am Sonntag, 17. März, lief auf dem Kunstrasenplatz am Hülspaßweg das Meisterschaftsspiel zwischen dem SV Veert und dem SV Herongen (Endstand 4:0). Wegen einiger Unterbrechungen dauerte die erste Halbzeit etwas länger. Seit vier Jahren ist der Verein stolzer Besitzer einer elektronischen Anzeigetafel, die über den jeweiligen Spielstand und die absolvierten Minuten informiert. „Vor einem Spiel bekommt ein Helfer die Fernbedienung in die Hand gedrückt, um die Tore einzugeben und in der Halbzeit die Uhr anzuhalten“, erklärt Hans Schraets, Urgestein des Dorfvereins.

Im Regelwerk festgelegt

Letzteres tat der gute Mann in besagter Partie nicht schnell genug. Die Uhr zeigte bereits eine „46“ an, als er die Stopptaste drückte. Und wo liegt jetzt das Problem ? Antwort: In den „Durchführungsbestimmungen zur Spielordnung des Deutschen Fußball-Bundes“. Dort heißt es in Paragraph 8: „Zeitanzeiger mit besonderem Laufwerk (zweimal 45 Minuten) können in Betrieb genommen werden. Der Zeitanzeiger muss in der Stellung 45:00 Minuten bzw. 90:00 Minuten gestoppt werden.“

In den Bundesliga-Arenen passiert das vollautomatisch, auf Dorfsportplätzen manuell. Da kann es dann schon einmal passieren, dass sich die Fernbedienung mitsamt ihrem Besitzer kurz vor der Pause am Bierstand befindet. Die meisten Schiedsrichter interessieren sich nicht für Anzeigetafeln, sondern nur für das Geschehen auf dem Platz. Es gibt allerdings Ausnahmen. Zu denen gehört ein Unparteiischer aus den Reihen von Alemannia Pfalzdorf, in dessen Vita unter anderen die Auszeichnung „Schiedsrichter des Jahres“ im Fußball-Kreis Kleve/Geldern auftaucht. Er hat die Uhren fest im Blick – sieht er beispielsweise eine „46“ oder eine „91“, gibt’s einen Eintrag im Spielbericht. Die entsprechenden Vermerke können dann etwas später in den „Amtlichen Mitteilungen“ des Fußball-Verbandes Niederrhein nachgelesen werden.

Beim SV Veert handelt es sich um einen Wiederholungstäter. Der Referee hat schon mehrfach Spiele am Hüls­paßweg geleitet und musste feststellen, dass die Stadionuhr ab und an nicht regelkonform angehalten wurde. Viele Vereine aus der Umgebung – beispielsweise der SV Issum – haben sich auch schon über entsprechende Einträge des Unparteiischen aus Pfalzdorf gefreut.

Ordnungsgeld alternativlos?

Gemäß der „Rechts- und Verfahrensordnung“ des Westdeutschen Fußball-Verbandes landen die Hinweise auf Regelverstöße irgendwann auf einem Schreibtisch von Mitarbeitern der jeweiligen Kreise – in diesem Fall bei Ralf Rösen. „Ich habe den SV Veert in der Vergangenheit schon einige Male ermahnt, auf die korrekte Nutzung der Anzeigetafel zu achten. Diesmal hatte ich keine andere Wahl, als ein Ordnungsgeld zu verhängen“, sagt der Staffelleiter.

Der SV Veert wird die 25 Euro zahlen. „Ich habe zwar keinerlei Verständnis für eine solche Strafe. Wir gehören zu den lupenreinen Amateurvereinen, in denen ausschließlich ehrenamtlich gearbeitet wird. Unsere Jugendabteilung freut sich aktuell wieder über einen enormen Zulauf. Ich habe in der Angelegenheit mit unserem Geschäftsführer Frank Osterberg gesprochen. Wir sind uns einig, dass es nichts bringt, sich jetzt mit dem Verband anzulegen“, sagt Schraets.

Auf dem Land mögen die Uhren noch anders ticken. Doch der Niederrheiner ist bekannt für pragmatische Lösungen. ­Schraets: „Wenn dieser Schiedsrichter demnächst ein Spiel bei uns pfeift, schalten wir die Anzeigetafel gar nicht erst an. Dann können wir auch nicht zur Kasse gebeten werden.“

Aufrufe: 03.4.2024, 23:00 Uhr
Volker HimmelbergAutor