2024-05-02T16:12:49.858Z

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Julian Sutter
Julian Sutter – Foto: Verein

Julian Sutter, FC Wolfenweiler-Schallstadt: „Bin Fan der Mannschaft“

Der Landesligatrainer kratzt mit dem FCW vier Spieltage vor Schluss an der Verbandsliga-Überraschung

In den letzten Jahren flog der FC Wolfenweiler-Schallstadt immer etwas unter dem Radar, wie Julian Sutter findet. Der Trainer steht seit drei Jahren an der Seitenlinie des FCW, mit dem er vergangene Saison den Aufstieg in die Landesliga II schaffte. Nun, vier Spieltage vor dem Rundenende, scheint auf einmal sogar der Durchmarsch in die Verbandsliga möglich für Sutter und seine Spieler. „Wir sind verdientermaßen nah dran an der kompletten Sensation“, sagt der 35-jährige.

BZ: Herr Sutter, als Aufsteiger steht Wolfenweiler vier Spieltage vor Schluss auf Platz Drei. Hätten Sie das vor der Saison für möglich gehalten?

Julian Sutter: Wahrscheinlich nicht. Das ist für mich, die Spieler, Verantwortliche und Fans eine absolute Sensation. Man sagt häufig im Fußballjargon, dass ein Aufsteiger mit viel Euphorie daherkommt und in seiner ersten Saison gleich auftrumpft. Das sind immer die obligatorischen Floskeln. Die Wahrheit ist: Keiner im Verein hätte sich das erträumen lassen. Wir spielen eine absolute Rekordsaison. Bis vor einem Jahr hat der Verein seit seiner Gründung noch nie in der Bezirksliga gespielt.


BZ: Seit dem 1. April hat der FCW nicht mehr verloren und ist das Team der Stunde, wie man so schön sagt. Was macht Wolfenweiler-Schallstadt im Moment so stark?

Julian Sutter: Bei uns geht es nur übers Teamgefüge und die Einstellung der Mannschaft, das ist unser Credo. Wenn uns wie in den letzten Spielen einige Stammspieler fehlen, kommen halt die Leute aus der zweiten Reihe rein und hauen sich für den Teamerfolg und die nötigen Punkte rein. Ich will niemanden hervorheben, weil wir nicht die zwei bis drei Einzelkönner in unseren Reihen haben, die für unseren Erfolg maßgebend sind. Da haben wir ligaweit schon ein Alleinstellungsmerkmal. Ich sage immer: Ich bin nicht nur Trainer, sondern auch ein wahnsinniger Fan der Mannschaft. Wenn wir hinter uns in die Tabelle schauen, stehen da gestandene Teams, die den Anspruch haben, Verbandsliga oder höher zu spielen und ganz andere Möglichkeiten als wir haben. Die Einstellung der Jungs zu ihrem Hobby – da komme ich aus dem Schwärmen fast nicht mehr raus…


BZ: Wohin trägt der positive Trend den FCW noch? Auf einmal hat der Klub sogar Chancen auf den Aufstieg…

Julian Sutter: Als Aufsteiger mussten wir die anderen Teams erstmal kennenlernen. Bei jedem Gegner wollten wir unsere Visitenkarte hinterlassen und zeigen, zu was wir fähig sind. Jetzt haben wir eine super Ausgangslage. Aber auch wenn wir vermeintlich das leichtere Restprogramm haben: Jedes Spiel muss gespielt werden, und diese Liga ist kein Selbstläufer. In Untermünstertal und Erzingen musst du erstmal bestehen. Und beim Freiburger FC II müssen wir nicht darüber diskutieren, dass die jeden aus der Liga schlagen können. Auch das Duell mit der Truppe von Stefan Schwär, dem FSV RW Stegen, wird alles andere als leicht. Natürlich wollen wir, wenn wir die Möglichkeit haben aufzusteigen, diese auch nutzen. Aber wir müssen nicht. Deshalb können wir diese Spiele ohne Druck angehen.


BZ: Vor acht Jahren hat Wolfenweiler noch in der Kreisliga B gekickt, jetzt hat der Klub Chancen auf den Aufstieg in Verbandsliga. Wie ist das gelungen?

Julian Sutter: Die Jahre vor meiner Zeit kann ich nicht beurteilen. In meiner ersten Saison standen wir in der Bezirksliga auf einem Abstiegsplatz, bevor die Saison wegen Corona abgebrochen wurde. Als es wieder los ging, hieß es für uns: die Köpfe freikriegen, wieder Spaß am Fußball vermitteln. Wir haben die Pause dazu genutzt, eine kritische Analyse zu machen und viel miteinander zu kommunizieren. Wir haben intensiv im Fitnessbereich gearbeitet und taktisch umgestellt. Der Kader wurde in der Breite besser aufgestellt. Als dann im zweiten Bezirksligajahr viele Spieler gleichzeitig im Urlaub waren, konnten wir das auffangen. In der Saison haben wir sofort gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist und haben uns oben festgesetzt. Die Jungs hatten die Motivation, mehr zu investieren als die Jahre zuvor. So hat sich mit der Zeit in und außerhalb des Vereins eine Euphorie entwickelt. Alle haben für das Ziel gearbeitet und an einem Strang gezogen.


BZ: Wäre der Verein von den Strukturen her denn überhaupt Verbandsliga-tauglich?

Julian Sutter: Absolut, unsere Infrastruktur ist sehr gut, und der Verein möchte sich stetig weiterentwickeln. Daran arbeitet jeder im Klub mit Herzblut. Man darf aber nicht vergessen: Die Landesliga ist für uns schon oberstes Regal, die Verbandsliga somit fast utopisch. Ein zu schnelles Wachstum ist auch nicht immer gesund. Aber wenn ich sehe, wie im Verein hinter den Kulissen gearbeitet wird, bin ich diesbezüglich beruhigt: Wir haben einen unglaublich engagierten Förderverein, die Vorstandschaft ist mit ehemaligen Spielern bestückt. Hier herrscht ein sehr familiäres Umfeld, was die Spieler zu schätzen wissen. Letztes Jahr haben wir keinen Spieler an einen anderen Verein verloren. Dass die Spieler bei uns bleiben wollen, macht uns stolz.


BZ: Wie lautet die mittelfristige Zielsetzung des Vereins? Was ist die Philosophie des FCW?

Julian Sutter: Meine Philosophie heißt: maximaler sportlicher Erfolg. Mittelfristig wollen wir uns in der Landesliga etablieren und natürlich den ein oder anderen großen Verein ärgern. Das tun wir jetzt schon, was uns Spaß macht. Wenn es irgendwann passieren sollte, dass wir in die Verbandsliga aufsteigen, wäre das natürlich unglaublich. Das ist aber ausdrücklich kein Muss-Ziel, sondern ein Kann-Szenario. In Hinblick aufs Fußballerische wissen meine Jungs, was ich von ihnen sehen will. Es gibt gewisse Tugenden, die wir in jedem Spiel auf den Platz bringen müssen und die ich von meinen Jungs erwarte, wenn sie im Kader sind. Unabhängig davon gegen wen es geht: Wir machen alles zusammen – egal ob wir vorne den Ball jagen oder uns hinten reinstellen. Wir funktionieren nur gemeinsam.

Aufrufe: 019.5.2023, 10:30 Uhr
Niko Rhein (BZ)Autor