2024-06-04T08:56:08.599Z

Interview
– Foto: Mehmet „Dedepress“ Dedeoglu

„Ich bin korrekt, kompetent, habe Marktüberblick, eine gute Expertise“

Panajiotis Haritos hat sich aus dem überregionalen Fußball zurückgezogen, weil er einer anderen Tätigkeit für Spieler und Vereine bundesweit nachgeht. Was zu seinen Aufgaben gehört und warum es das macht, verrät er im Interview.

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Panajiotis Haritos, #541

„Pana“, es ist fußballerisch ruhig um dich geworden. Was hat dich in die zweite Mannschaft von TuS Makkabi gezogen?
So ganz ruhig ist es um mich gar nicht geworden, da ich noch voll im Fußballgeschäft aktiv bin. Ich arbeite in beratender Funktion für Spieler und Verein. Daher habe ich mich auch bewusst für den Schritt entschieden, ein paar Ligen nach unten zu gehen. Erstens möchte ich keinen Interessenskonflikt mit Spielern und Vereinen haben und zweitens wegen des zeitlichen Aufwands.

Das klingt nach einer spannenden Tätigkeit. Wen berätst du hier hauptsächlich? Spieler? Vereine? Aufstrebende Talente? In Berlin oder bundesweit?
Derzeit sind es hauptsächlich Spieler, aber zuletzt auch vermehrt Vereine und auch mal Trainer. Ich arbeite viel mit U23-Spielern, aber auch jüngeren oder älteren.
Es ist bundesweit eine bunte Mischung dabei.

Wie bist du in diese Schiene gerutscht?
Ich habe schon früher immer wieder zwischen den unterschiedlichen Parteien vermittelt. Meistens haben es dann aber die Spielerberater oder Vereine nicht bis zu einem Deal geschafft. Hinzu kommt, dass Berater, mit denen ich gearbeitet habe, mich nicht so vertreten haben, wie sie es hätten machen sollen. Sie wollten lieber „gut“ mit den Vereinen sein. Dann hab ich irgendwann gesagt, ich mache das selber.

Und wie hast du dir dein Netzwerk aufgebaut?
Mein Netzwerk besteht hauptsächlich durch alte Kontakte, die ich in meiner Zeit bei Hansa Rostock und dem VfB Lübeck gemacht habe, also aus meiner aktiven Zeit. Durch Empfehlungen meiner guten Arbeit wuchs und wächst das Netzwerk ständig.

Ist das mittlerweile dein Hauptjob und hast du eine eigene Agentur?
Nein, ich bin hauptberuflich Projektleiter im Baugewerbe. Ich übe diese Tätigkeit nebenbei über meine Agentur PH Management aus, es ist meine Leidenschaft und mein Hobby.

Kommen Spieler auf dich zu und bitten um Vermittlung oder schaust du, welcher Spieler und Verein zusammen passen?
Ich schaue mir grundsätzlich viele Spiele und Spieler an. Dabei geht es nicht darum, wer ist der schnellste oder wer macht die meisten Tore, sondern um das Entwicklungspotenzial der Jungs, bei wem ist noch Luft nach oben. Aktuell betreue ich 21 eigene Jungs von U17 Bundesliga bis Herren-Regionalliga. Es kommen aber auch Spieler auf mich zu, oder Bekannte von Spielern, die nach Hilfe fragen. Da geht es von Vereinssuche über Verhandlungen bis hin zu Geld es in den Verträgen. Außerdem fragen mich Vereine nach konkreten Spielern, ob ich das vermitteln kann, oder nach Spielerprofilen, die sie suchen, ob ich Ideen habe. Aktuell helfe ich auch bei Kaderplanungen für die neue Saison, da ist ein größeres Projekt dabei, was im Sommer für viel Aufmerksamkeit sorgen wird.

Was spricht für dich?
Was halt wichtig ist, ich bin korrekt, kompetent, habe Marktüberblick, habe viel Hintergrundwissen, eine gute Expertise und ich arbeite professionell, sowohl auf Spieler- als auch auf Vereinsseite.

Welche Faszination löst dies Tätigkeit bei dir aus?
Die Faszination an der Arbeit ist einfach zu sehen, wie ich jungen Spielern zum nächsten Schritt oder auch Vereine geholfen habe. Manchmal kostet das sehr viele Nerven und Kraft, vieles kommt am Ende auch nicht zustande. Daher sind am Ende alle Parteien froh, wenn es zu einem erfolgreichen Abschluss kommt. Natürlich ist Geld auch eine Motivation. Was nichts kostet, ist auch nichts wert.

Wie war das während deiner Zeit als Spieler, hättest du dir jemanden wie dich an deiner Seite gewünscht, nach deiner Zeit bei Hansa Rostock in der Jugend?
Ich hatte bis zum ersten Jahr in der U19 einen sehr guten Berater, Lars Mrosko. Er war ja auch Scout bei vielen verschiedenen Bundesliga-Vereinen, hat auch in England gearbeitet, hat sich um Edin Dzeko gekümmert, als dieser zu Manchester City gewechselt ist. Er und seine Kollegen, Gökhan Senol und Carsten Schleite, haben sich top um mich gekümmert. Lars ist zu mir nach Rostock gekommen, obwohl er ein Tag vorher in England war, war mit mir fürs Internat einkaufen, er war wirklich Top. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er seine Tätigkeit nicht fortführen. Danach hatte ich immer wieder Kontakt mit Beratern, die das „Produkt“ Spieler verscherbeln wollten und sich dabei gar nicht richtig für mich eingesetzt haben. Ich war zwischendurch auch in Griechenland, dort sollte ich einen Profivertrag erhalten, aber der Berater aus Griechenland konnte gar kein Englisch, hat sich nicht mit Hansa Rostock einigen können. Ich bin dann erstmal dort geblieben, anschließend nach Lübeck gegangen, wo der neue Berater keinen Einfluss hatte und mir nicht helfen konnte.

Wäre sportlich mehr für dich drin gewesen als „nur“ Regionalliga?
Es war mehr drin, aber körperlich war ich nicht in der Verfassung. Ich hatte mich zu sehr auf das Talent konzertiert, hätte viel mehr an mir arbeiten müssen. Dadurch, dass ich nach der Zeit bei Lübeck bei so vielen Verein im Probetraining war, wo es am Ende nicht gepasst oder mir nicht gefallen hat, hatte ich irgendwann keine Lust mehr und bin nach Berlin zurückgekehrt. Ich wollte mich hier auch wieder mehr um mich und meine berufliche Zukunft kümmern.

Welche Erfahrungen und Erlebnisse hast du aus deiner Zeit im NLZ in Rostock, bei Lübeck aber auch bei den Berliner Oberligisten mitgenommen?
Viele sehen die Spieler als Produkt, als Zahl im Kader. Und man muss mehr tun, als sich auf sein Talent zu verlassen. Mein Talent war gut, aber nicht überdurchschnittlich, dass ich mich darauf hätte verlassen können. Zur Zeit der U17 war ich zu Lehrgängen der griechischen Nationalmannschaft eingeladen, habe mit Saliakas (St. Pauli) oder Tsimikas (Liverpool) trainiert. Irgendwann habe ich dann aber den Schlussstrich gezogen.

Aufrufe: 016.5.2024, 15:00 Uhr
Marcel PetersAutor