2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auch in der Rückrunde heißt das Motto "volle Kraft voraus" beim FV Herbolzheim.
Auch in der Rückrunde heißt das Motto "volle Kraft voraus" beim FV Herbolzheim. – Foto: Achim Keller

Herbolzheim: Nach Zwischentief per „Vollgasfußball“ zum Herbstmeister

Der FV hat seine September-Krise überwunden und überwintert auf Platz Eins

Nach 16 Spieltagen in der Landesliga II grüßt der FV Herbolzheim von der Tabellenspitze. Für die Herbstmeisterschaft ist auch die jüngste Serie von sechs Siegen am Stück verantwortlich. Dabei hatte es im September nicht unbedingt danach ausgesehen, dass der von Sano Nothstein trainierte FV die Hinrunde als Erster abschließen würde.

Nach souveränem Saisonstart kam der Bruch: Zehn Zähler standen nach den ersten vier Spieltagen auf dem Herbolzheimer Punktekonto zu Buche, als der FV den FSV RW Stegen empfing und 0:2 verlor. Es folgten zwei weitere Pleiten, darunter eine 2:5-Heimniederlage gegen den SV Weil. „Dieses Spiel entsprach überhaupt nicht unserer Vorstellung des Fußballs, den wir zeigen wollen“, blickt Patric Maier zurück. „Aber“, betont der sportliche Leiter der Herbolzheimer, „die Mannschaft hat die Fehler aufgearbeitet, sich wieder gefangen und aus diesem Zwischentief rausgearbeitet.“ Wie das gelang, verrät Trainer Sano Nothstein. „Wir haben sehr viel und ehrlich innerhalb der Mannschaft gesprochen, um an den richtigen Stellschrauben drehen zu können“, sagt der 35-jährige. Seine Elf zeigte eine Reaktion auf dem Platz, „auf einmal haben wir wieder Vollgasfußball gespielt. Das war top.“

Der Vollgasfußball mündete zunächst in einen 2:1-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten um den Aufstieg, den VfR Hausen. „Dieses Spiel war schon sehr nah dran an dem, was wir auf den Platz bringen wollen“, sagt Patric Maier. Aktiv sein, den Ball haben wollen. Und nach Ballgewinn möglichst zügig vertikal nach vorne spielen, das sind die fußballerischen Prämissen bei Herbolzheim. Der sportliche Leiter lobt in diesem Kontext die „brutal starke Abwehr“, die ligaweit die zweitwenigsten Gegentore aufweist. Und die Offensive? Herbolzheim hat bislang 39 Mal den gegnerischen Torwart überwunden. „Aber da ist noch Luft nach oben“, sagt Maier. „Unsere Effizienz in der Chancenverwertung müssen wir verbessern. Wenn wir da um zehn bis zwanzig Prozent zulegen können, wird es noch ekliger für unsere Gegner.“

Seit dem Erfolg gegen Hausen haben die Herbolzheimer mit Ausnahme einer 1:2-Niederlage gegen Wyhl alle Spiele gewonnen. Am 15. Spieltag gelang der Sprung an die Tabellenspitze, weil Hausen in Weil unterlag. Seitdem belegen der FV und der VfR punktgleich und bei gleicher Tordifferenz Platz Eins und Zwei im Tableau. Die Herbstmeisterschaft hat sich Herbolzheim durch die Mehrzahl an geschossenen Toren gesichert. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, gibt der FV die Spitzenreiterrolle in der Rückrunde nicht mehr ab. „Wenn du nach der Hinrunde ganz oben stehst, willst du natürlich oben bleiben“, sagt Sano Nothstein. Seine Spieler würden genauso denken. Der Kader verfüge über die Qualität, „aber planen kann man einen Aufstieg nie.“ Patric Maier schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Ich habe der Mannschaft nach dem letzten Spiel in der Kabine gesagt: Ich will, dass wir hochgehen. Wir wollen in die Verbandsliga, müssen es aber nicht. Es bricht uns keiner einen Zacken aus der Krone, wenn wir nicht aufsteigen.“

Unabhängig vom Ausgang der Saison freuen sich die Verantwortlichen beim FV Herbolzheim darüber, in der Entwicklung weiter zu sein als erwartet. Vor einem Jahr hatte es einen starken Umbruch im Kader gegeben. Diverse Spieler verließen den Klub, zahlreiche Akteure wurden neu verpflichtet. Vor der aktuellen Saison hat man sich nur noch punktuell verstärkt, „deshalb konnten wir nahtlos da weiterarbeiten, wo wir letzte Saison aufgehört hatten“, sagt Coach Nothstein. Im Vergleich zur vergangenen Spielzeit „sind wir im Kopf reifer und abgezockter geworden“, sagt Sportvorstand Maier. Das Team habe die körperliche Komponente in seinem Spiel verbessert und sei mittlerweile in der Lage, „sich selbst zu regulieren.“

Auch deshalb sehen sie bei Herbolzheim im Winter keine Dringlichkeit zu personellen Veränderungen. „Da haben wir gar nichts geplant. Null“, gewährt Patric Maier Einblicke – und schiebt hinterher: „Wir sind auf jeder Position so gut besetzt, dass es bis jetzt für Platz Eins gereicht hat. Warum soll es dann mit den gleichen Jungs nicht auch am Ende der Saison für Platz Eins reichen?“ Etwas ungelegen kommt den Aufstiegsambitionen des FV nun die viermonatige Winterpause. „Die ist meiner Meinung nach viel zu lang“, merkt Sano Nothstein an. Der Trainer wird nun versuchen, die gute Stimmung im Team bis zum 12. März 2023 zu konservieren. Dann beginnt für den Tabellenführer die Rückrunde beim SV Kirchzarten – und damit die Mission Verbandsligaaufstieg.

Aufrufe: 02.12.2022, 10:00 Uhr
Niko Rhein (BZ)Autor