2024-05-17T14:19:24.476Z

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Voice-of-Germany-Siegerin Anny Ogrezeanu mit dem Glehner Führungstrio Andrea Jakob, Jürgen Dressler und Norbert Jurczyk (v.l.)
Voice-of-Germany-Siegerin Anny Ogrezeanu mit dem Glehner Führungstrio Andrea Jakob, Jürgen Dressler und Norbert Jurczyk (v.l.) – Foto: SV Glehn

Glehn kurz mal Nabel der Fußballwelt

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens hatte der SV Glehn eine illustre Expertenrunde zusammengetrommelt. In Anlehnung an eine bekannte TV-Sendung moderierte ARD-Kommentator Tom Bartels am Sonntag den „Steilpass“.

Der SV Glehn hat kein Problem mit der Rolle des Dorfvereins. Er hat sich sogar die Philosophie der „Football Family“ auf die Fahnen geschrieben. In seinem Mikrokosmos will sich der Fußballklub möglichst um jeden kümmern, versucht aber auch, mit seinem karitativen Engagement Positives in der Region zu bewirken.

Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem 100-jährigen Bestehen durften es aber ruhig mal ein paar Nummern größer sein. Da schafften es die Glehner, als Männer-A-Ligist und Frauen-Landesligist mal für einen Vormittag zum Nabel der Fußballwelt zu werden. Unter der Leitung von ARD-Kommentator Tom Bartels tauschte sich am Sonntag im Festzelt auf der Sportanlage an der Johannes-Büchner-Straße eine hochkarätige Talkrunde über aktuelle Themen aus der Deutschen liebsten Sportart aus.

Der Glehner Steilpass im Re-Live

Dass die Gesprächsrunde am Sonntag zwischen 11 und 13 Uhr als „Glehner Steilpass“ daherkam, war kein Zufall, sondern sollte an ein bekanntes TV-Format erinnern, das parallel im Privatfernsehen lief. Moderator Tom Bartels bekam wie sein Kollege im Original Unterstützung von einer weiblichen Kollegin. Die Aufgabe, Meinungen und Fragen aus dem Publikum zu transportieren, übernahm die junge Sportmoderatorin Lisa Tellers. Und sogar ein Phrasenschwein stand auf einem Beistelltischchen. Was allerdings fehlte, war ein Experte, dessen teils skurrile Einschätzungen immer wieder für Aufsehen in der deutschen Sportmedienwelt sorgen. „Wenn Mario Basler nicht dabei ist, weiß ich, dass ich bei der besseren Veranstaltung bin“, sagte der eigens aus Bielefeld angereiste Besucher Walter Stolte und bekam viel Beifall.

Das Auditorium war offensichtlich zufrieden mit den Fachleuten, die ihnen in Glehn geboten wurden. Das waren neben den Ex-Profis Marcel Witeczek, Claus Reitmaier, Jens Nowotny und Falko Götz auch die ehemalige Kickerin und heutige Medienschaffende Shary Reeves sowie Oliver Mucha als Fußballchef des Sportinformationsdiensts und der in Epsendorf lebende Tobias Sander von der Spielerberatungsagentur Roof. Eine Besetzung, die es für eine Veranstaltung auf dem Dorf erst einmal zusammenzustellen gilt. „Und das ohne Geld, noch nicht einmal Reisekosten haben die genommen“, berichtete Jürgen Dressler. Der 2. Vorsitzende des SV Glehn arbeitet seit Jahrzehnten im Bereich Sportmarketing, griff auf alte Kontakte zurück und musste sich überaus beharrlich zeigen. Wobei bei Tom Bartels gar nicht allzu viel Überzeugungsarbeit nötig war. Als bei ihm klar war, dass er sich den Sonntag arbeitstechnisch freihalten konnte, sagte er zu. „Ich bin selbst Vorsitzender eines Tennisvereins in Brauweiler. Deswegen habe ich Hochachtung vor der ehrenamtlichen Arbeit, die in den kleinen Vereinen geleistet wird“, meinte Bartels, der seit der Kommentierung des deutschen WM-Sieges 2014 selbst eine Art Kultstatus genießt.

Gänsehaut-Momente

Da lag es natürlich nahe, zum Auftakt der Veranstaltung die Entstehung des WM-Siegtores gegen Argentinien einzuspielen. „Schürle, der kommt an, mach ihn, mach ihn, er macht ihn, Mario Götze, das ist doch Wahnsinn“, war damals die emotionale verbale Begleitung von Bartels, die auch am Sonntag noch mal für Gänsehaut sorgte. Doch dem Moderator lag es fern, in der Vergangenheit zu schwelgen. In über zwei Stunden diskutierte er mit den anderen Gästen über den neuen Deutschen Meister Bayer Leverkusen, die Entwicklung bei Borussia Mönchengladbach, die brisanten Aussagen von Uli Hoeneß über Bayern-Trainer Thomas Tuchel, die deutsche Nationalmannschaft und die bevorstehende EM in Deutschland sowie den WM-Titel der deutschen U17-Mannschaft, wobei es sogar gelang, mit Shary Reeves einen kurzen Schlenker zum Frauenfußball und in diesem Zusammenhang zum großen Engagement des SV Glehn in diesem Bereich zu machen.

Zum Thema Leverkusen konnte Falko Götz aus nächster Nähe etwas sagen, schließlich war er dort nicht nur als Profi aktiv, heute arbeitet der 62-Jährige im Nachwuchsleistungszentrum und als Scout für Bayer 04. Zwar musste er mit Blick auf die vielen späten Tore der Leverkusener in dieser Saison für die Bemerkung „Zu viel Glück ist irgendwann Können“ zunächst mal ein paar Euro ins Phrasenschwein schmeißen, doch dann versicherte er glaubhaft: „Der Erfolg in Leverkusen ist nicht nur der Verdienst von Xabi Alonso. Er ist der Kopf, aber dahinter steht ein toller Stab, der ihn unterstützt.“ Von solchen Erfolgen ist die Gladbacher Borussia nach vielen erfolgreichen Jahren inzwischen wieder meilenweit entfernt, da freute es die zahlreichen Fans im Festzelt, dass Jens Nowotny, der Trainer Gerardo Seoane aus dessen Leverkusener Zeit kennt, überzeugt ist: „Gladbach bleibt in der Liga und mit Seoanes Philosophie geht es nächste Saison wieder aufwärts.“ Überwiegend optimistisch blickten die Fachleute auch auf die deutschen Chancen bei der Heim-EM, werde die positive Entwicklung der beiden jüngsten Länderspiele fortgesetzt, sei mindestens das Halbfinale drin. Das wäre auch ganz im Sinne des SV Glehn, denn dann würde Deutschland die Vorrunde überstehen und am 29. Juni im Achtelfinale stehen. Dann steht in Glehn wieder ein Festzelt und am Tag nach dem Jubiläumskonzert der Kölschrock-Band Brings soll es dort ein Public Viewing geben. Tags darauf ist ein zweiter „Steilpass“ geplant und Glehn kann noch mal Nabel der Fußballwelt werden.

Aufrufe: 01.5.2024, 12:00 Uhr
RP / David BeinekeAutor