2024-05-02T16:12:49.858Z

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Familienidylle - und leider nur noch eine schöne Erinnerung: Der verstorbene Papa Josef (v.l.) mit seinen Söhnen David, Samuel und Kevin samt dessen Freundin Susanne Weber.
Familienidylle - und leider nur noch eine schöne Erinnerung: Der verstorbene Papa Josef (v.l.) mit seinen Söhnen David, Samuel und Kevin samt dessen Freundin Susanne Weber. – Foto: Sterr

Für den verstorbenen Papa: SVF-Auferstehung unter besonderem Stern

Die für SV Fürstenstein spielenden Sterr-Brüder haben ihr Versprechen, das sie ihrem verstorbenen Vater gegeben haben, erfüllt: David (18) ist zum SVF gewechselt; gemeinsam hat man endlich wieder gewinnen können.

Das Spiel gegen den SV Prag am 20. August werden die Spieler des SV Fürstenstein nicht so schnell vergessen. Die Truppe von Marco Peter, eigentlich als „Kanonenfutter“ abgestempelt, feierte am 4. Spieltag den ersten Punktgewinn seit dem 21. November 2021. Man kann sich nur zu gut vorstellen, wie ausgelassen dieser 3:2-Erfolg gefeiert worden ist. Mittendrin die Sterr-Brüder Kevin, Samuel und David. Auch sie genossen den Moment - und erinnerten sich just in diesen Minuten an ihren im Januar verstorbenen Papa Josef.

Der plötzliche Tod des fünffachen Familienvaters (Kevin Sterr: "Lungenembolie - er ist von der einen auf die andere Minute gestorben") erschütterte nicht nur die Familie Sterr in ihren Grundfesten, sondern den gesamten SV Fürstenstein, mit dem der Verstorbene eng verbunden war. "Das war ein Schock", versucht Kevin Sterr Worte für das zu finden, für das es eigentlich keine gibt. Noch heute bricht ihm die Stimme weg, wenn er an jenen 19. Januar zurückdenkt. Er und seine jüngeren Brüder Samuel und David, die ohnehin ein enges Verhältnis pflegen, rückten in Folge dieses Schicksalsschlages noch enger zusammen. Und sie fühlten sich an ein Versprechen erinnert, das sie ihrem Vater gegeben haben.

"David hat ihm sein Wort gegeben, dass er irgendwann nach Fürstenstein wechseln wird, sodass wir Brüder alle zusammen in einer Mannschaft spielen", erzählt Kevin, der älteste Sterr-Bua. "Und alle gemeinsam haben wir ihm versprochen, dass wir dann mit dem SVF wieder mal ein Spiel gewinnen." Der erste Teil der Beteuerung wurde bereits im Sommer eingelöst. David Sterr wechselte vom 1. FC Passau ins Dreiburgenland. Von der U19-Bezirksoberliga zum abgeschlagenen Schlusslicht der A-Klasse. "Ich bin gerne nach Fürstenstein gewechselt. Nicht nur wegen des Versprechens. Hier spielen ja meine Brüder und meine Freunde", berichtet der 18-Jährige.

Kevin (grünes Trikot) als zuletzt Aushilfs-Keeper und Samuel (links) kicken seit der Stunde Null (wieder) für "Black an Yellow".
Kevin (grünes Trikot) als zuletzt Aushilfs-Keeper und Samuel (links) kicken seit der Stunde Null (wieder) für "Black an Yellow". – Foto: Karl-Heinz Hönl

Bereut hat er diesen Schritt bisher nicht. Er genießt es vielmehr, im vertrauen Umfeld zu spielen. Und er verschwendet keinen Gedanken daran, etwas zu versäumen – nicht einmal, wenn er daran denkt, dass ehemalige Mitspieler wie Leandro Miller in der FC-Bezirksliga-Truppe gerade durchstarten. Auch das Sturm-Talent selber hat sich gut zurecht gefunden im Herrenbereich. Sehr gut sogar. Fünf Tore hat er bis dato in vier Spielen erzielt (zum Vergleich: 21/22 erzielte der SV in der gesamten Spielzeit acht Treffer) - zwei am vergangenen Wochenende beim Remis gegen Tiefenbach II, ebenso einen Doppelpack eine Woche zuvor gegen Prag.

Und schon sind wir beim zweiten Teil des Versprechens der Sterr-Buam an ihren Papa. Das 3:2 auf heimischen Geläuf kann man durchaus als historisch bezeichnen, stellt es doch eine Zeitenwende in Fürstenstein dar. Nach dunklen Jahre infolge eines Total-Crashes des Vereins, dessen Geschichte ohnehin von vielen Höhen und Tiefen geprägt ist, ist endlich wieder Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Dass der einstige Kreisligist inzwischen zwei Partien ungeschlagen ist, ist eine Überraschung. Dass überhaupt noch der Ball rollt am Fuße des Schlosses, ein kleines Wunder.

Nach der Stunde Null im Februar 2022 ging es erst einmal darum, überhaupt eine Mannschaft für den Spielberieb zu melden. Kevin Sterr erinnerte sich an frühere Jahre im SVF-Trikot zurück, überzeugte viele Mitglieder der von ihm gegründeten Hobby-Mannschaft "Bavaria Kickers" davon, mit ihm in Fürstenstein zu spielen - und leitet seitdem auch als Sportlicher Leiter den Neuaufbau. Und die leidenschaftliche Arbeit von ihm und Trainer Marco Peter trägt langsam aber sicher Früchte. Nicht nur in Form von Ergebnissen.

"Die vergangenen beiden Spiele waren kein Zufall", macht Marco Peter, der wegen der Personalnot trotz seiner 49 Jahre selbst und ab und an noch aufläuft, deutlich. "Wir konnten uns – u.a. mit David – gut verstärken. Wir haben uns aber auch insgesamt deutlich weiterentwickelt." Kicken konnten die überwiegend aus Migranten bestehenden "Bavaria Kickers" ohnehin, "taktische Dinge wie Viererkette oder Abseitsfalle mussten wir aber erst einmal einstudieren. Und das dauert eben." Geduld ist eine Tugend und beim SV Fürstenstein der Neuzeit, wie es scheint, tief in der Vereins-DNA verankert.

Vor der Saison konnte sich der SVF gut verstärken - u.a. mit David Sterr, der zuvor für den 1. FC Passau in der U19-Bezirksoberliga gespielt hat.
Vor der Saison konnte sich der SVF gut verstärken - u.a. mit David Sterr, der zuvor für den 1. FC Passau in der U19-Bezirksoberliga gespielt hat. – Foto: Peter Solek

Aufgeben ist im Dreiburgenland keine Option. Die Vergangenheit ist abgehakt, allerdings nicht ohne aus den Fehlern gelernt zu haben. Zusammenhalt steht nun im Mittelpunkt - und nicht mehr der schnelle Erfolg. Und unter dem altbekannten Motto "Elf Freunde müsst ihr sein" geht es auch wieder aufwärts. Das freut nicht nur David, Samuel und Kevin Sterr, sondern auch Papa Josef, der nun von den überirdischen Zuschauerrängen aus mit Wohlwollen zuschaut...

Aufrufe: 031.8.2023, 09:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor