2024-04-25T14:35:39.956Z

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Deutschlands Fußballerinnen, im Vordergrund Laura Freigang, begeisterten bei der EM in England.	Foto: dpa
Deutschlands Fußballerinnen, im Vordergrund Laura Freigang, begeisterten bei der EM in England. Foto: dpa

Frauenfußball: Eine tolle EM reicht nicht

Das Fußballfest in England ist nur ein Mosaikstein, wenn man den Frauenfußball wirklich fördern will

MAINZ. Das Amateurfußball-Barometer, mit dem der DFB Stimmungen im Land zu fußballspezifischen Themen erfragt, ist nicht repräsentativ. Wohl aber lassen sich aus der Erhebung Tendenzen ableiten. So auch zum Thema „Frauenfußball“, dem sich die Umfrage unmittelbar nach der Europameisterschaft in England widmete.

Die Autoren des „Barometers“ kommen zu dem Schluss, dass die „Auftritte der Frauen-Nationalmannschaft Fußball-Deutschland begeisterten. Sie können ein Aufbruchsignal sein – auch an der Basis. Allerdings ist für eine verbesserte Förderung des Frauen- und Mädchenfußballs eine Menge zu tun.“

Wer hat sich an der Umfrage beteiligt?

An der Abstimmung beteiligt hatten sich über 4.300 Personen. 82 Prozent der Befragten sind Mitglied in einem Fußballverein, die meisten von ihnen in handelnder Funktion. Außerdem, so schildern die Autoren in ihrer Einleitung, nahmen 31 Prozent aktive Spieler*innen an der Umfrage teil.

56 Prozent der befragten Personen gaben an, dass ihr Verein Frauen- und Mädchenfußball anbietet. 65 Prozent dieser Vereine haben mindestens eine Frauen- oder Mädchenmannschaft, 25 Prozent haben vier bis sechs Teams, neun Prozent mehr als sieben Mannschaften. Die Autoren stellen fest, dass sich an der Umfrage insbesondere Personen beteiligten, in deren Vereinen Frauen- und Mädchenfußball angeboten wird.

Warum haben Klubs keine Angebote?

Interessant ist die Einschätzung der Befragten, warum ihre Vereine keine Angebote für Frauen und Mädchen vorhalten. 80 Prozent sagen laut der Umfrage, dass es zu wenige Spielerinnen gibt. Die Autoren werfen einen diskussionswürdigen Umkehrschluss auf. Sie nehmen an, dass es mehr Spielerinnen geben könnte, wenn der organisierte Fußball und seine Vereine für Frauen und Mädchen zugänglicher wäre. Für diese These spricht, dass nur 20 Prozent aller Befragten der Auffassung ist, dass „Mädchen kein Interesse haben, Fußball zu spielen“. In die gleiche Richtung deuten weitere Indikatoren, etwa das „Fehlen von Trainer*innen“ und der Umstand, dass der „Frauen- und Mädchenfußball“ kein Bestandteil der Vereinsstrategie ist.

Was braucht es für den Frauenfußball?

Zentral ist nach Ansicht der Mehrheit der Befragten, immerhin fast 60 Prozent, dass es mindestens eine Person gibt, die sich um den Frauen- und Mädchenfußball kümmert. Begünstigend wirke auch, wenn es wenigstens schon eine Frauen- und/oder Mädchenmannschaft im Verein gibt. Die Betreuung durch qualifizierte Trainer*innen halten ebenfalls deutlich mehr als 50 Prozent der Befragten für hilfreich, wenn es um die Fortentwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs geht. Damit einhergeht die mehrheitliche Überzeugung, dass der Frauen- und Mädchenfußball wahrnehmbar zur DNA eines Vereins gehören muss, wenn er in diesem Bereich Erfolg haben will.

War die EM ein nachhaltiger Erfolg?

Die Umfrage bestätigt zudem, dass die Europameisterschaft in England – und insbesondere der Auftritt der deutschen Mannschaft – eine echte Anschubhilfe sein könnte. 83 Prozent der Befragten stimmen „der These zu, dass die Nationalspielerinnen als Vorbilder taugen, um Mädchen für den Fußball zu begeistern.“ Schon zurückhaltender reagieren die Interviewten auf die Frage, ob der Hype Vereine veranlasst, sich stärker um den weiblichen Nachwuchs zu bemühen. An diesen Impuls glauben nur 46 Prozent. 34 Prozent verneinen das.

Was ist die wichtigste Maßnahme?

51 Prozent der Barometer-Befragten erachten die Gewinnung von Partnern und Sponsoren – sowohl in Verbänden – als wichtigste Maßnahme, um den Mädchen- und Frauenfußball weiterzuentwickeln. 45 Prozent halten die Bezuschussung von Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer*innen als besonders zielführend, 42 Prozent eine Imagekampagne.



Weitere Infos

Alle Details zur Umfrage gibt es hier

Aufrufe: 018.8.2022, 12:00 Uhr
Claus RosenbergAutor