2024-04-29T14:34:45.518Z

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Der vom Krieg geflohene Ex-Profi Vitaliy Fedotov (Mitte) hat sich als wichtiger Spieler im Mittelfeldzentrum vom FC Türk Kelsterbach etabliert.
Der vom Krieg geflohene Ex-Profi Vitaliy Fedotov (Mitte) hat sich als wichtiger Spieler im Mittelfeldzentrum vom FC Türk Kelsterbach etabliert. – Foto: Umut Ferah/FC Türk

FC Türk: Mit Triebfeder Fedotov auf Kurs Kreisoberliga?

A-Ligist hat sich im Trainingslager in Belek auf die Rückrunde vorbereitet, an deren Ende der Aufstieg gelingen soll +++ Zwei Geflüchtete als wichtige Kader-Bausteine +++ Sechs Winter-Zugänge

Kelsterbach/Antalya. Ex-Profis im Kader, Winter-Trainingslager in der Türkei: Dass der FC Türk Kelsterbach Ambitionen auf höhere Sphären hegt, zeigt sich nicht nur im Tabellenstand des derzeitigen Tabellenführers der A-Liga Main-Taunus. "Wir sind zwar alle Amateure, aber es erfreut uns, wenn die Spieler sich manchmal wie Profis anfühlen dürfen", sagt der Türk-Vorsitzende Cihan Sahin.

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Der aus der türkischen Stadt Kayseri stammende Vereinschef ist auch beim dortigen Profiklub Kayserispor im Vorstand tätig, hilft dem Team aus der Süper Lig bei der Akquise von Spielern. Als ihm vor eineinhalb Jahren ein Spieler vorgeschlagen wurde, der mal einen Marktwert von einer Million Euro hatte und auf Vereinssuche sei und sich gerade in Deutschland befinde, traute Sahin seinen Ohren nicht. Denn es ging nicht etwa um einen Transfer in die Türkei, sondern zu "seinem" FC Türk, in die neunte Liga Deutschlands.

Fedotov: Über 100 Erstliga-Einsätze

Wenige Tage später stand Vitaliy Fedotov am Frankfurter Hauptbahnhof. Ein ukrainischer Ex-Profi, ausgebildet in der Jugend von Shakhtar Donezk. 101 Einsätze in er ukrainischen Liga und 19 Spiele in Russlands Eliteklasse stehen in seiner Vita. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, war Fedotov bei PFK Yalta auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim unter Vertrag. "Er musste flüchten, hat sein Haus verloren und ist von seiner Familie getrennt worden. Er hat quasi von heute auf morgen alles, wofür er hart gearbeitet wegen dem Krieg verloren. Das Schicksal hat ihn zu uns gelotst und hier hat er ein neues Leben gestartet. Wir
unterstützen ihn bei allem, wo es nur geht", sagt Sahin.

"Vitaliy fühlt sich heimisch"

Der Verein vermittelte Fedotov zunächst ein kleines Apartment in Kelsterbach und einen Sprachkurs. Mittlerweile lebt auch seine Freundin bei ihm. "Er bekommt dauernd Angebote aus dem Profifußball, lehnt aber ab. Da der Verein viel für ihn getan hat, fühlt sich Vitalij dem Verein äußerst heimisch. Das zeigt seinen großartigen Charakter und unsere Spieler lernen sehr viel von ihm.", sagt Sahin. Seit Oktober 2022 zieht der Ukrainer beim FC Türk im zentralen Mittelfeld die Fäden, wirkt außerdem im Trainerteam der D-Junioren mit.

Fedotov ist nicht der einzige Geflüchtete im Türk-Kader. Auch Ismael Bah, der aus Guinea nach Europa geflüchtet war und derzeit im Asylantenheim lebt, hat Türks Trainer und Ex-Profitrainer Almir Hurtic (ehemals FK Sarajevo) zu einem Stammspieler der Ersten geformt. "Das Schicksal hat uns mit diesen Spielern vereint, und wir helfen überall wo wir
können", sieht Sahin in seinem Verein mehr als nur einen Fußballklub.

Über 100 Jugendspieler im Verein

Auch wenn dieser sportlich seit Jahren in vielen Dimensionen wächst. Über 100 Jugendspieler sind derzeit beim FC angemeldet, bald will der Verein auch in den oberen Jugendmannschaften Teams stellen. "Die Community in Kelsterbach ist sehr lebendig, an Nachwuchs mangelt es daher nicht. Wir würden uns freuen, wenn wir irgendwann die Früchte unserer Jugendarbeit durch eigene Nachwuchsspieler im Aktivenbereich sehen
könnten.", sagt Sahin, der in Personalunion Vorsitzender und Jugendleiter ist.

Damit aber möglichst schon im Sommer der ersehnte Aufstieg in die Kreisoberliga gelingt, hat das Team sechsmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Vom Konkurrenten CREU Höchst wechselt Fabian Pfeifer mit der Empfehlung von 40 Scorer-Punkten in 14 A-Liga-Partien zum FC. Von Viktoria Sindlingen kommt Keeper Mehmet Aslan, aus der Zweiten vom SV Zeilsheim Yasin Kreß, vom FC Türk Gücü Rüsselheim der Kapitän Muhamed Ali Icli, von Gruppenligist Niederhöchstadt Volkan Ünlücifci und vom SC Opel Rüsselsheim Gökhan Akkus.

Einige der Neuzugänge waren auch beim Trainingslager in Belek dabei, das der Verein seit drei Jahren jeden Winter an der türkischen Mittelmeerküste absolviert. Vom vergangenen Freitag bis Mittwoch holte sich das Team mit einer Kraft- und einer Trainingseinheit pro Tag sowie einem Testspiel gegen einen polnischen Viertligisten holte sich das Team den letzten Schliff für die Rückrunde. Die am Sonntag mit dem Gastspiel bei der SG Oberliederbach II beginnt.

Gemeinsam Richtung A-Liga-Titel? Der FC Türk Kelsterbach hat sich unter anderem mit einem Trainingslager in Belek auf die Rückrunde vorbereitet.
Gemeinsam Richtung A-Liga-Titel? Der FC Türk Kelsterbach hat sich unter anderem mit einem Trainingslager in Belek auf die Rückrunde vorbereitet. – Foto: FC Türk

Aufrufe: 015.2.2024, 14:00 Uhr
Philipp DurilloAutor