2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: REINHARD CZICHY

Fabian Adelmann erhält UEFA Pro-Lizenz: "Erfüllt einen auch mit Stolz"

Vor genau zehn Jahren, nach diversen Verletzungen als Amateur-Fußballer, schlug der gebürtige Nürnberger Fabian Adelmann seine Trainerlaufbahn ein. Über die Stationen Jahn Regensburg, 1.FC Nürnberg, wo er sechs Jahre lang im NLZ-Bereich von der U14-U21nahezu alle Teams durchlief und bei den Lizenzspielern unter Michael Köllner in der Bundesliga als Co-Trainer fungierte.

Danach folgten kurze Stationen beim ATSV Erlangen (Bayernliga) und FC Memmingen (Regionalliga) im Herren-Bereich. Seit knapp zwei Jahren ist er nun NLZ-Chef und U19-Trainer bei Energie Cottbus. Ein Großteil dieser Stationen, ist allein Grundvoraussetzung, überhaupt beim DFB zur Aufnahmeprüfung zum Fußballlehrer-Lehrgang vorstellig und zugelassen zu werden. Besteht man diese, ist man einer von nur 16 Teilnehmern. Und zu seinem nun 10jährigen Trainer-Jubiläum erfüllte sich Fabian Adelmann einen lang gehegten Wunsch/Traum mit der UEFA PRO-LIZENZ, die bis 2021 Fußball-Lehrer-Lizenz hieß. Daniel Niedskowski (Ausbildungsleiter DFB-Pro-Lizenz). Andreas Rettig (DFB-Geschäftsführer Sport) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf ) überreichten nun bei der internen DFB-Feier in Frankfurt die Urkunden an die 16 Teilnehmer.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur UEFA-Pro Lizenz des DFB (ehemals Fußballlehrer). Nach 12 Monaten harter und intensiver Arbeit und unzähligen Lerneinheiten gab es an Heilig Abend die Nachricht des DFB, das sie alle Prüfungen bestanden haben. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte es wahrlich für sie nicht geben können. Hand aufs Herz, wie erleichtert waren Sie und was hat dies in ihnen ausgelöst, was bedeutet ihnen das?
Adelmann: Ich war mir nach den jeweiligen Prüfungen schon sicher, dass ich sie bestanden habe. Ich habe von den Ausbildern nämlich ausschließlich positives Feedback erhalten. Trotzdem war es schön, als dann nochmal die finale Bestätigung kam. Das Jahr dann mit so einer Nachricht abzuschließen ist cool und erfüllt einen auch mit Stolz.

In früheren Jahren lautete eine Aussage von ihnen und einer Schlagzeile in den Medien "Traumberuf Fußballehrer"? Haben Sie immer daran geglaubt, sich diesen „Traum“ eines Tages erfüllen zu können?
Adelmann: Ja klar! Zu Beginn meiner Trainertätigkeit vor knapp zehn Jahren war das alles natürlich noch sehr weit weg. Zu dieser Zeit damals wurde ein Film veröffentlicht mit dem Namen „Trainer“. Dort wurden Bundesligatrainer im Alltag begleitet und es gab auch einige Einblicke in die Ausbildung zum Fußballlehrer. Damals wusste ich schon, dass ich selbst auch mal dorthin möchte. Dafür habe ich dann viel Zeit und Arbeit investiert in den letzten Jahren. Als ich dann Anfang letzten Jahres auf einmal selbst im Kurs saß war es schon cool muss ich sagen.

Beim 69. UEFA-Pro-Lizenz-Lehrgang gingen 16 Teilnehmer im Januar 2023 an den Start, die erst durch eine erforderliche Qualifikation und Vorprüfung zugelassen wurden. Nehmen Sie uns mit auf eine Zeitreise, der Profitrainer-Ausbildung beim DFB. Welche Lerninhalte kamen dabei zum Einsatz?
Adelmann: Grob kann man das in zwei Kategorien aufteilen. Zunächst haben wir uns natürlich mit inhaltlichen Themen zum Fußball beschäftigt. Dabei haben wir uns mit der Offensive und Defensiven Phase des Fußballs sowie dem Umschalten beschäftigt. Darüber hinaus waren aber auch Standards ein Thema oder das Analysieren von Top Mannschaften aus den Profi Ligen. Am Ende ging es für uns dann auch darum, die gelernten Inhalte Zuhause mit unseren Mannschaften umzusetzen. Dabei mussten wir dann unser Training filmen und in einem Online Campus hochladen. Dort bekamen wir dann von den Ausbildern und anderen Teilnehmern des Kurses Feedback dazu.

Der andere große Teil der Ausbildung hat sich vor allem mit den Soft Skills beschäftigt. Wie stehe ich vor einer Mannschaft, wie halte ich eine Ansprache. Dann ging es um grundsätzliche Führungsthemen. Was ist in einer Krisensituation wichtig oder wie führe ich meine Mitarbeiter im Trainerteam. Wir haben uns außerdem damit beschäftigt auf was man im Coaching am Spieltag achten sollte. Gerade zum Ende des Lehrgangs haben wir uns dann auch nochmal mit dem Thema Medien beschäftigt. Wie trete ich in Interviews oder einer Pressekonferenz auf und welche Dinge muss ich darüber hinaus beachten. Insgesamt waren die Themen sehr vielschichtig und umfangreich.

Wie oft waren Sie beim DFB-Campus Frankfurt? Welche Stationen gehörten außerhalb des Campus zum Lerninhalt auf dem Weg zur UEFA-Pro-Lizenz und was haben Sie dort alles erlebt?
Adelmann: Grundsätzlich hatten wir alle 2-3 Wochen ein Modul. Dabei waren wir ca. 50% der Module in der Akademie in Frankfurt. Die andere Hälfte sind wir bei verschiedenen Bundesligavereinen zu Gast gewesen. Wir waren in Augsburg, Mönchengladbach, Bochum, Istanbul und in Hamburg bei St. Pauli zu Gast. Sowohl in Frankfurt als auch auf den anderen Stationen waren Experteninterviews immer ein Teil des Lehrgangs. So hatten wir die Möglichkeit mit Oliver Glasner, Hansi Flick, Ralf Rangnick, Urs Fischer, Fabian Hürzeler, Daniel Farke und vielen mehr ins Gespräch zu kommen und uns einige Tipps abzuholen. Gerade wenn wir nicht in Frankfurt waren hatten wir als Lehrgang natürlich auch die Möglichkeit den ein oder anderen Abend gemeinsam zu verbringen, was auch immer schön war.

Zu ihrer Profitrainer Ausbildung gehörte u.a. auch die Zusammenarbeit/der Umgang mit den Medien und dem Schiedsrichterwesen. Welche Erfahrungen konnten Sie hier sammeln?
Adelmann: Die Ausbilder waren hier sehr bemüht uns stets in realistische Szenarien zu bringen. So hatten wir in einem Modul Besuch von Britta Hofmann und Michael Leopold von Sky, die uns in unterschiedlichen Interviewsituationen vor Herausforderungen gestellt haben. In einem weiteren Modul simulierten wir dann zum Beispiel die erste Pressekonferenz, nachdem man einen neuen Verein übernommen hat. Die Trainerkollegen und Ausbilder fungierten dann dabei als Reporter und stellten mir die ein oder andere knifflige Frage (lacht). Die Medienschulungen waren für mich sehr interessant und waren immer eine nette Abwechslung zu den sonstigen Themen im Lehrgang.

NLZ-Cheftrainer und U19-Trainer von Energie Cottbus und die Ausbildung in Frankfurt miteinander zu verbinden, war bestimmt nicht immer einfach. Wie sah dies bei ihnen im Detail aus?
Adelmann: Da war vor allem Zeitmanagement gefragt und viel Vertrauen in mein Trainerteam bei Energie. Am kräftezehrendsten waren eigentlich immer die Fahrten. Von Cottbus nach Frankfurt sind es einfach sechs Stunden Autofahrt. Ich habe bei Energie Cottbus zum Glück ein sehr gutes Trainerteam an meiner Seite, das mich während meiner Abwesenheit sehr gut vertreten hat. Für uns alle war das anstrengend und herausfordernd. Rückblickend haben wir das aber sehr gut gemeistert.

Mit ihrem aktuellen Team Energie Cottbus belegen sie in der Nordost-Regionalliga-Staffel derzeit einen Platz in der Spitzengruppe, (der Startschuss zur Rückrunde erfolgte im Februar) Ab der Saison 2024/25 wird es in den Nachwuchsligen eine Reform geben. U.a. fallen auch die Bundesligen weg und es wird keine Absteiger mehr geben. Wie blicken Sie der neuen Reform entgegen?
Adelmann: Sehr positiv muss ich sagen. Aktuell gibt es auch viel Kritik wegen den neuen Reformen, aber zumeist von Personen die sich kaum mit der Materie beschäftigen. Ich arbeite seit über zehn Jahren im Nachwuchs, und bin wie gesagt sehr positiv gestimmt was die Reform angeht. Die Abschaffung der Bundesligen ist dabei ja nur ein kleiner Baustein einer viel größeren Reform. Im Hintergrund werden gerade weitere Änderungen besprochen, die längst überfällig sind. So sollen zum Beispiel Vereinswechsel von NLZ zu NLZ stark begrenzt werden, was ich ebenfalls sehr positiv bewerte. Am Ende ist es ja eh so, dass der DFB nur Rahmenbedingungen vorgeben kann. Die tatsächliche Umsetzung der Ausbildung findet tagtäglich bei den Vereinen statt. Hier muss man die Vereine viel mehr in die Pflicht nehmen, vernünftig auszubilden.

Ihr Vertrag bei Energie Cottbus läuft nach zwei erfolgreichen Jahren zum Ende der Saison aus. Haben Sie sich damit schon beschäftigt, verlängern Sie oder lassen sie dies alles auf sich zukommen?
Adelmann: Ich kenne das Business ja mittlerweile. Deshalb weiß ich auch, dass man sich im Vorfeld nicht zu viele Gedanken machen muss, weil die meisten Dinge sehr kurzfristig und unerwartet passieren. Ich habe mir mit der UEFA- Pro-Lizenz jetzt eine sehr gute Grundlage für die kommenden Jahre gelegt, deshalb bin ich relativ entspannt und lasse die Dinge auf mich zukommen.

Zurück zur UEFA-Pro-Lizenz: Damit haben Sie nun alle Möglichkeiten, jedes (Profi)Team in Deutschland und auch im Ausland zu trainieren. Einerseits weckt dies ja Begehrlichkeiten bei den Vereinen, andererseits, wo sehen sie sich künftig, eher weiter im Nachwuchsbereich oder dann doch im Profifußball?
Adelmann: Für die kommenden drei Jahre sehe ich mich noch im höheren Nachwuchsbereich (U19/U23). Ich möchte die Dinge, die ich in der Lizenz gelernt habe noch ohne großen Druck umsetzen können. Wenn es irgendwann die Möglichkeit gibt, im Profibereich zu arbeiten, möchte ich das nicht ausschließen. Das muss dann aber der richtige Verein zum richtigen Zeitpunkt sein. Das Thema Ausland finde ich grundsätzlich spannend, aber auch dieser Schritt muss gut überlegt sein.

Zudem könnten Sie mit ihrem Sportmanagementstudium ja auch den Weg des Sportdirektors einschlagen. Was macht ihnen mehr Spaß?
Adelmann: Aktuell ganz klar der Trainerjob. Ich möchte jeden Tag mit den Jungs am Platz stehen, ich brauche die Action. Nur im Büro zu sitzen wäre mir aktuell zu langweilig. Aber da ich schon sehr früh als Trainer angefangen habe, glaube ich schon das ich irgendwann mal die Seiten wechseln werde und dann eher aus einer Managementfunktion heraus agiere.

Dass Träume ja keine Träume bleiben müssen und man diese auch realisieren kann, zeigen sie ja nun mit der erworbenen UEFA-Pro-Lizenz. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welchen Verein würden sie eines Tages trainieren wollen?
Adelmann: Das ist eine schwierige Frage, da es viele coole Vereine gibt. Am ehesten würde ich dann aber Real Madrid und Liverpool nennen. Beides Vereine mit einer großen Historie und einem fantastischen Stadion. Alle paar Tage dort ein Spiel zu haben, ist sicherlich cool.

Wie hat ihre Familie zu diesem Erfolg reagiert?
Adelmann: Sie haben sich natürlich mitgefreut und sind froh, dass sich meine Anstrengungen nun gelohnt haben. Man muss ja aber auch mal sagen, das mit dem Abschluss der Lizenz zwar ein großer Meilenstein erreicht ist, aber die wirkliche Arbeit ja jetzt erst losgeht. Für mich selbst fühlt es sich so an, als ob meine Karriere nochmal neu beginnt. Von daher möchte ich jetzt nicht zu lange Zeit damit verbringen, die Lizenz zu feiern, sondern die nächsten Ziele anzugreifen.

Wie schon erwähnt, gab es zwar schon am Heilig Abend das OK seitens des DFB, doch erst jetzt gab es bei der internen Abschlussfeier in Frankfurt die Urkunden-Übergabe. Was ging da in ihnen vor?
Adelmann: Dies war jetzt schon nochmal eine ganz andere Emotion, zum Abschluss des Lehrgangs mit der Urkunden-Übergabe durch den DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf, Andreas Rettig (DFB-Geschäftsführer Sport) und Daniel Niedskowski (DFB-Ausbildungsleiter Uefa Pro Lizenz). Eigentlich sollte dies ja schon am 17. Januar sein, doch durch Unwetter und Schneefälle wurde das Event verschoben. Die Urkunde in den Händen, macht nicht nur Stolz sondern ist jetzt wirklich der Abschluss einer langen Ausbildung. Es war sehr schön, nochmal mit der ganzen Gruppe zu feiern.

Aufrufe: 04.3.2024, 15:43 Uhr
REINHARD CZICHYAutor