2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Foto: System/ Stock.Adobe
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Einst Rivalen, jetzt ein eingeschworener Haufen

Nachspielzeit mit Eugen Karpunov +++ Spielertrainer des FSV BW Idar-Oberstein ist vom Bezirksliga-Traumstart des Aufsteigers nicht überrascht +++ "Haben enorme Qualität, wie ich sie so gebündelt noch nirgends vorgefunden habe" +++ Krieg in der Ukraine bereitet schlaflose Nächte

In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Eugen Karpunov. Der 32-jährige Spielertrainer von Bezirksliga-Aufsteiger FSV Blau-Weiß Idar-Oberstein ist mit seinem Team äußerst erfolgreich in die Runde gestartet. 12 Punkte aus fünf Spielen sind eine ordentliche Bilanz für den Neuling. Im Gespräch mit FuPa spricht der gebürtige Russe über die Fusion zweier ehemals rivalisierten Vereine, einer tollen Gemeinschaft und viele schlaflose Nächte wegen dem Ukraine-Krieg.

Eugen, fünf Partien sind gespielt und ihr steht mit 12 Punkten auf Tabellenplatz zwei. War das vorhersehbar?

Rechnen konnte man damit natürlich nicht, höchstens wünschen. Dass der Start für uns nun wirklich so gut lief, ist schon ein Träumchen.

Was sind für dich die Gründe, warum ihr so gut in der neuen Klasse angekommen seid?

Dahinter stecken aus meiner Sicht zwei Punkte: Erstens haben wir eine enorme Qualität in der Mannschaft, wie ich sie so gebündelt noch nirgends vorgefunden habe. Wir haben nicht nur eine super erste Elf, sondern insgesamt 15,16 absolut gleich gute Kerle im Team. Der zweite Grund ist, dass wir uns auch neben dem Platz gut verstehen. Die meisten Jungs kenne ich, seitdem ich in Deutschland bin. Wir unternehmen auch als Kollegen und mit den Familien viel gemeinsam.

Was war bislang der Schlüssel zum Erfolg?

Dass wir nach der 70. Minute immer nochmal nachlegen konnten. Gerade gegen Pfaffen-Schwabenheim hat man das zuletzt gesehen. Da sind ja drei der vier Tore in den letzten zehn Minuten gefallen. Ich muss aber auch sagen, dass wir noch lange nicht am Ende sind. Wir haben sehr viele junge Spieler dabei, die gerade erst Anfang 20 sind und sich noch beweisen müssen in der Bezirksliga. Dazu kommt, dass wir uns als Mannschaft erstmal finden müssen. Auch in Sachen Fitness geht für uns sicher noch mehr.

Du hast die Zusammenführung aus FC Hohl und ASV Idar-Oberstein schon angesprochen. Wie kam es dazu?

Ursprünglich waren beide Vereine ja Rivalen. Irgendwann reifte wegen Spielermangels aber auf beiden Seiten der Entschluss, sich zu Vereinen. Das erschien allen Beteiligten als bester Weg für den Obersteiner Fußball, auch wenn es anfänglich natürlich noch einige Dinge zu klären gab. Wir haben uns aber sehr schnell mit der Idee angefreundet, auch weil wir gesehen haben, was für eine große Qualität alle zusammen haben.

Trotz des guten Starts seid ihr immer noch ein Aufsteiger. Wie sieht eure Zielsetzung für diese Saison aus?

Ohne, dass wir nach den Sternen greifen wollen, wäre unser Ziel ein Platz unter den ersten Fünf.

Das klingt ambitioniert…

Das ist es auch, aber wir wollen gemeinsam etwas erreichen. Natürlich wird das kein Selbstläufer und man muss sich den Erfolg jede Woche neu erarbeiten. Aber meiner Meinung nach ist es machbar. Dass wir so gut gestartet sind, zeigt ja, was möglich ist.

Wie schätzt du die Bezirksliga generell ein?

Man sieht jede Woche, dass jeder jeden schlagen kann. So wie Weinsheim als Schlusslicht in Schmittweiler gewonnen hat. Damit hat niemand gerechnet. Es gibt also keine Opfer-Mannschaften in dieser Liga und man muss jeden Spieltag Gas geben.

Als gebürtiger Russe kommen wir natürlich nicht umhin, über die Situation an der russisch-ukrainischen Grenze zu sprechen. Wie siehst du das Kriegsgeschehen dort?

Ehrlich gesagt rede ich nicht gerne und nur mit ganz wenigen Leuten darüber. Einfach weil sich kaum Menschen mit der Geschichte und der Situation dort auskennen. Im Fernsehen wird von beiden Seiten ja nur Propaganda betrieben. Es ist ein schwieriges Thema und sehr traurig, dass es so weit gekommen ist. Aber alleine schon als Familienvater macht man sich so seine Gedanken, wie man das seinen Kindern erklären soll. Ich hatte auch schon einige schlaflose Nächte, weil ich darüber nachgedacht habe, was passiert, wenn es sich ausbreitet. Da ist Fußball eine gute Ablenkung und wichtige Konstante…

Wann und warum kamst du nach Deutschland?

Geboren und aufgewachsen bin ich in Sibirien. Meine Mutter ist gebürtige Deutsche und kam mit meiner Familie nach Deutschland, um uns eine bessere Perspektive zu geben. Im Dezember 2000 war das, damals war ich zehn Jahre alt.

Und hast hier dann direkt mit Fußball angefangen?

Nein, leider nicht. Erst mit 14 oder 15, was ich heute noch bereue. Erst habe ich zwei oder drei Jahre Kampfsport gemacht, dann hat es mich zum Basketball verschlagen. Parallel dazu habe ich dann mit Fußball angefangen und mich irgendwann dann ganz dafür entschieden.

Aufrufe: 014.9.2022, 13:25 Uhr
Martin ImruckAutor