2024-05-22T11:15:19.621Z

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Rigobert Geier ist eines der bekanntesten Gesichter des SV Riedlhütte - und das, obwohl er nicht an vorderster Front im Einsatz ist. Oder vielleicht gerade deswegen.
Rigobert Geier ist eines der bekanntesten Gesichter des SV Riedlhütte - und das, obwohl er nicht an vorderster Front im Einsatz ist. Oder vielleicht gerade deswegen. – Foto: Karl-Heinz Hönl

Betreuer-Ikone Rigo Geier ist mit »keinem Geld der Welt zu bezahlen«

Seit über 20 Jahren ist Rigobert Geier (61) das "Mädchen für alles" beim SV Riedlhütte

Er gehört dieser Gruppe von Menschen an, die unauffällig ist und agiert, gerade deshalb aber immens wichtig ist. Und die immer kleiner wird. Rigobert Geier ist seit zwei Jahrzehnten Betreuer beim SV Riedlhütte - und noch weit mehr. "Er ist das Mädchen für alles. Der, der als Erster kommt und als Letzter geht, wenn Trainingseinheiten, Spiele oder Veranstaltungen über die Bühne gehen", weiß Christian Sterr, Sportlicher Leiter sowie 1. Vorsitzender des Kreisligisten. "Rigo ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Er ist schlicht und einfach unersetzbar."

Das liegt auch daran, dass der 61-Jährige nicht nur einfach da ist und seine ehrenamtliche Arbeit ableistet. Er ist mit Herz, Seele und Leidenschaft dabei. Er lebt das, was er für den SVR macht. Eine Selbstverständlichkeit für ihn, weshalb er sein Engagement auch herunterspielt. "Mei, des is hoid einfach so", antwortet er pragmatisch auf die Frage, warum er sein Leben in den Dienst der Gemeinschaft stellt. Rigo, wie er genannt wird, ist kein Mann der großen Worten. Vielmehr der Taten.

Wird ein Linienrichter gebraucht, macht er es. Fehlt bei den üblichen anstehenden Arbeiten auf dem Vereinsgelände eine unterstützende Hand, hilft er. Und an Tagen, an denen trainiert oder gespielt wird, ist er ohnehin dauerpräsent. Dass er mal einen Termin sausen lässt, kommt praktisch nicht vor. "Ich kümmere mich um die Getränke und um den Sani-Koffer", erklärt er in seiner typischen hemdsärmeligen Art und Weise. Er ist da – mit Haut, Haar und seiner kompletten Energie. Und deshalb so wichtig.

Der frühere Bestatter und jetzige Busfahrer weiß aber auch, wo seine Grenzen sind. Obwohl er seit Jahren mit dabei ist, sich mit dem Fußball tiefergehender beschäftigt und schon viele Spieler und Trainer hat kommen und gehen sehen, mischt er sich ganz bewusst nicht in sportliche Themen beim SV Riedlhütte ein. "Dafür gibt es andere", betont das Urgestein. Punkt. Aus. Alles geklärt in dieser Hinsicht.

Natürlich ist der 61-Jährige (2.v.l.) mittendrin statt nur dabei.
Natürlich ist der 61-Jährige (2.v.l.) mittendrin statt nur dabei. – Foto: Robert Geisler | www.sp4ort.de

Er unterscheidet auch nicht zwischen guten und schlechten Spielern, Trainern oder Funktionären. Für ihn zählt der Mensch, dessen Charakter, von dem er sich ein eigenes Bild macht. Und hat er mal jemanden in sein Herz geschlossen, muss schon viel passieren, um verstoßen zu werden. Die Kicker des SVR sind "meine Buam". Und dass ihn mal der ein oder andere enttäuscht, weil er den Verein verlässt, gehört dazu, wie Geier weiß. "Wenn oana weggeht, soid as doa. I bi eam ned bös desweng", macht er deutlich.

Geburtstagswünsche gibt es an alle Wegbegleiter. Und da sind einige zusammengekommen in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Aber der 61-Jährige vergisst keinen. "Genau diese zwischenmenschlichen Dinge sind es, die einen Amateurverein ausmachen", weiß Vereinsboss Christian Sterr. "Und genau deshalb ist Rigo eine der wichtigsten Personen im Club." Er selber sieht es nicht so. Sterr beispielsweise hat er noch als Spieler erlebt und betreut, seine Entwicklung zum Verantwortlichen begleitet. "Sehr wichtiger Mann", macht Geier deutlich.

Die maßgebliche Persönlichkeit, die den gebürtigen Spiegelauer zu einem überzeugten Riedlhütter und aus dem Fan der damaligen Landesliga-Mannschaft einen Funktionär gemacht hat, war SV-Patriarch Dr. Wendelin Trs. Von Rigo Geier nur "Doggda" genannt - mit ehrfürchtigen Unterton. "Er hat mich damals angesprochen, ob ich nicht helfen will", erinnert er sich. Wollte er – und das nicht nur ein bisschen. Trs war es auch, der Geier durch seine Kontakte zum Uwe-Seeler- und HSV-Fan gemacht hat. "I ha ab und zua auf Hamburg midfoan deaf. Wia i nie vergessn."

Wird ein Linienrichter gesucht, macht es natürlich Rigo Geier.
Wird ein Linienrichter gesucht, macht es natürlich Rigo Geier. – Foto: Bernhard Enzesberger

Rigobert Geier hat genommen, er war und ist aber auch stets bereit, zu geben. Und ja, er ist ein Verrückter, der in einer gewissen Abhängigkeit steht. Seine Sucht ist der SV Riedlhütte, das dort vorherrschende Gemeinschaftsgefühl. "Omei, i woid o scha oft afhean", sagt er im Brustton der Überzeugung. Glauben tut man ihm das ausnahmsweise mal nicht. "Owa se hamd owei gsogt, i deaf ned." Diese Worte reichten. Mehr Anerkennung braucht er nicht, um zu funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk. Und genau das ist der Grund, warum Rigo Geier mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist.

Aufrufe: 014.12.2023, 10:45 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor