2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Tim Sulmer spielte in der Baller League nicht nur mit - er wurde auch in die Top 5 der "Players of the season" gewählt.
Tim Sulmer spielte in der Baller League nicht nur mit - er wurde auch in die Top 5 der "Players of the season" gewählt. – Foto: Amaxuriy

Bayernliga, Baller League, Tim Sulmer: Zusammenspiel ohne Verlierer?

Der 27-Jährige spielte von Januar bis April für Hardstucke Royale in der Baller League, weil es "genau mein Ding" ist. Gleichzeitig musste Bayernligist Kornburg mehr oder weniger auf ihn verzichten.

Vor seinem inneren Auge war er noch einmal Kind, als er dieses YouTube-Video sah. Er fühlte sich zurückversetzt in seine Jugend, als das Leben noch unbeschwert war - und sich alles um das runde Leder drehte. Nach der Jahrtausendwende wurde in Nürnberg (noch) an jeder Ecke, auf jedem kleinen Stück Rasen gebolzt. Und mittendrin: Tim Sulmer. "Das hat mich geprägt. Was den Fußball betrifft, bin ich deshalb ein absoluter Zocker." Vom Bewerbungs-Film der Baller League fühlte er sich aus diesem Grund gleich angesprochen. Und weil "ich nicht so eine verkehrte Vita habe", wurde der ehemalige Regionalliga-Spieler auch gleich vom Team „Hardstuck Royale“ gedraftet.

Das von Lukas Podolski und Mats Hummels in diesem Jahr erstmals ausgetragene Hallenfußball-Format war vielbeachtet. Ja, es wurde in der Motorworld Köln auch um die Kugel gestritten. Die „normalen“ Fußballregeln wurden aber um beispielsweise um einen "Game Ganger" oder "Galaxy Minuten" ergänzt. Die Veranstalter legten somit einen verstärkten Fokus auf Action und Unterhaltung. So wurden die Spiele, an denen bekannte Namen wie Moritz Leitner und Bastian Oczikpa teilnahmen, Streaming-tauglich, für die junge Generation besonders interessant.

All das triggerte Tim Sulmer. "Ich bin nun 27 Jahre alt. Der große Traum vom Profifußball ist mehr oder weniger ad acta gelegt. Genau deshalb hat es mich gereizt, vor so vielen Leuten zu spielen – auch wenn viele davon nur daheim vor dem PC sitzen." Den mit der Baller League verbundenen Aufwand nahm er deshalb gerne in Kauf. Während der Saison von Januar bis April wurde jeweils montags gespielt. Sonntag reiste der Franke deshalb 4,5 Stunden nach Köln, tags darauf wurde gespielt, wiederum eine Nacht später fuhr er wieder heim. Seine Antriebsfeder: Zocken wie in Jugendzeiten, ein Publikum im 100.000er Bereich - und 250 Euro pro Spieltag.

Auch wenn sich "Hardstuck Royale" nicht für die "Final Four" genannte Endrunde qualifizierte, konnte das Team um Ex-Nationalspieler Mike Hanke durchaus überzeugen. Auch, weil Tim Sulmer entsprechend performte. "Auch wenn er mich und seine Teamkollegen das ein oder andere Mal zur Verzweiflung gebracht hat, muss man sagen: Er hat der Liga durch seine fußballerische Klasse den Stempel aufgedrückt", lobt Trainer Patrick Lange seine Nummer 11, die in elf Spielen zehn Tore knipste. "Für mich war Tim neben Moritz Leitner der beste und spannendste Spieler."

24 Spiele (3 Tore) absolvierte der 27-Jährige im bisherigen Saisonverlauf für den TSV Kornburg, wobei er seit der Winterpause oft nur Joker war.
24 Spiele (3 Tore) absolvierte der 27-Jährige im bisherigen Saisonverlauf für den TSV Kornburg, wobei er seit der Winterpause oft nur Joker war. – Foto: Johannes Traub

Den vorangegangen Zeilen zufolge hat der 27-jährige Nürnberger also alles richtig gemacht. Er hatte Spaß, er sorgte für Spaß. Beim TSV Kornburg, für den der Mittelfeldspieler in der Bayernliga Nord aufläuft, bereitete er den Verantwortlichen aber auch die ein oder andere Sorgenfalte. Freilich, sein Einsatz in der Baller League war abgesprochen. Das betonen Sulmer als auch Trainer Hendrik Baumgart mit Nachdruck. "Er kennt mich und weiß deshalb, dass das genau mein Ding ist. Er hat mir aber auch deutlich gemacht, dass ich dann wohl auf Spielzeit verzichten muss, weil ich nicht mehr in jedem Training bin", sagt Erstgenannter dazu.

Nach der Winterpause, eine Phase, in der sich für die Mittelfranken aufgrund vieler Nachholspiele eine Englische Woche an die nächste reihte, musste man also auf einen wichtigen Spieler verzichten. "Ich verstehe seine Beweggründe", versichert Hendrik Baumgart. "Aber ich halte gar nichts von der Baller League. Sie ist mit Bayernliga nicht kompatibel und schadet in diesem Falle dem TSV Kornburg. Da kommt was auf den Amateurfußball zu, weil dessen Grundzüge auf den Kopf gestellt werden. Dieses Format wird aber seinen Platz finden, weil viel Geld drin steckt."

Tim Sulmer sind diese Worte natürlich bekannt, auch er hat sich intensiv mit dem Pro und Contra der Baller League beschäftigt. Für ihn allerdings überwiegen die positiven Argumente, ohne allerdings den TSV Kornburg außen vor zu lassen. "Bayernliga ist jetzt nicht meine Nummer 2, auf keinen Fall. Der direkte Klassenerhalt ist machbar. Und dafür werde ich alles tun und gegen Ende der Spielzeit enorm wichtig werden." Aber die Baller League sei einfach "genau mein Ding". Sie löst einfach etwas aus in ihm. Nicht nur schöne Erinnerungen an eine unbeschwerte Jugend...

Aufrufe: 018.4.2024, 10:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor