2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
Manuel Leicht am Boden - ein Bild, das so vieles aussagt.
Manuel Leicht am Boden - ein Bild, das so vieles aussagt. – Foto: Mario Wiedel

Bayernliga-Abstieg nach 20 Jahren: »Das geht einem nahe«

Bayernliga-Dino TSV Großbardorf ist gerade im Jahr des 100-jährigen Bestehens in die Landesliga abgestiegen +++ Reaktionen aus dem Grabfeld +++

Für einen Abstieg gibt es in den allerwenigsten Fällen den idealen Zeitpunkt. Es steht aber auch fest, dass es wahrlich bessere Spielzeiten für einen Gang in eine niedrigere Liga gibt als die, in der es den TSV Großbardorf erwischt hat. Ausgerechnt im Jahr des 100-jährigen Bestehens sind die Grabfeld-Gallier, die zudem heuer auf genau 20 Jahre Bayer- oder Regionalliga zurückblicken, in die Landesliga abgestiegen. Und das auch noch in der Relegation, nach drei Siegen in vier Spielen.

Logisch, dass in Bardorf deshalb erst einmal Ernüchterung herrscht. Es gibt aber auch schon einen ersten zarten Blick in die Zukunft, der Optimismus versprüht. Das wird deutlich, wenn man sich die Aussagen von einigen Persönlichkeiten vor Augen führt, die die Gegenwart und jüngste Vergangenheit des TSV prägen bzw. geprägt haben - oder diesen Weg begleitet haben.

Andreas Lampert (Sportvorstand): "Wir haben gegen starke Mannschaften eine gute Relegation gespielt. Leider hatten wir aber in Hof einen einzigen Durchhänger. Nur eins von vier Spielen ist in die Hose gegangen. Wir lassen aber den Kopf nicht hängen. Wir werden weiter unseren Weg gehen. Wir haben alles, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein, in den vergangenen Jahren aufgebaut. Gleichzeitig wissen wir, was es zu tun gibt. Die Mannschaft ist gewillt, den Weg weiter mitzugehen. Es wird also keine große Abwanderungswelle geben, weshalb wir mit einem sehr guten Kader in die Saison gehen werden. Am 22. Juni geht die Vorbereitung los. Das haben wir etwas nach hinten verschoben. Und dann sind wir guter Dinge. Wir wollen in der Landesliga vorne mitspielen und vielleicht sogar eine sofortige Rückkehr anstreben."

Bernhard Leicht (Abteilungsleiter seit 1990): "Ich habe das Ganze noch nicht verdaut. Wenn du so lange dabei bist, geht einem das nahe. Hätten wir die ganze Saison so gespielt wie in den Relegationsspielen, hätte es überhaupt keine Probleme gegeben. Gerade das letzte Spiel gegen Hof hängt mir noch nach: Das 3. Tor wollte einfach nicht fallen. Um die Zukunft des Vereins ist mir nicht bange. Einen freien Fall wird es auf keinem Fall geben. In der neuen Saison wollen wir um Platz 1 mitspielen."

Manuel Leicht (Spieler-Legende/Teammanager): "Ich habe die komplette Relegation ja selbst als Spieler mitgemacht und auch die Saison über hatte ich Einsätze. Also war ich ja live mittendrin. Im Moment ist es natürlich erstmal hart und tut sehr weh nach so langer Zeit Bayernliga in die Landesliga zu müssen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir drei von vier Relegationspartien klar gewonnen haben - und dann reicht es doch nicht um ein Tor. Aber wer uns kennt, weiß: Aufgeben liegt nicht in unserem Naturell. Der Blick ist schon wieder positiv nach vorne gerichtet. Er gilt der neuen Saison und dem, was da kommt."

Udo Eckert (Co-Trainer-Urgestein und vorher Spieler): "Ich habe am Samstag live mitgefiebert und war dann brutal enttäuscht und traurig, dass es nach toller Leistung am Ende nicht mehr gerreicht hat, die Klasse zu halten. Es gehen einem dann unendliche viele Gedanken durch den Kopf. Man lässt die lange Zeit in der Bayernliga noch einmal Revue passieren und denkt an alle möglichen Ereignisse in dieser Zeit. Selbstverständlich auch an die Menschen, die ich während meiner langen Zeit beim TSV kennen und schätzen gelernt habe. Mir tut es wahnsinnig leid, sowohl für die Verantwortlichen als auch die vielen Fans und Helfer des Vereins. Ich hoffe, dass man dieses Negativ-Erlebnis schnellstmöglich vergessen machen kann und es wieder aufwärts geht."

Andreas Brendler (Ex-Trainer): "Ich hab bis zuletzt mitgefierbert und gehofft, dass diese junge Mannschaft den Klassenerhalt schafft. Schade, dass es nach so vielen Jahren in der Bayernliga nicht mehr gereicht hat. Der Verein ist mit guten Leuten und einer guten Jugend aufgestellt. Es ist zwar bitter, aber sie werden gestärkt zurückkommen. Ganz viel Erfolg dabei!"

Andre Betz (Ex-Trainer): "Das war schon ein extrem bitterer Tag am Samstag. Man leidet da natürlich mit. Die vielen vertrauten, enttäuschten Gesichter zu sehen, macht schon traurig. Ich war in Großbardorf und hab eine sehr selbstbewusste, mutige junge Mannschaft gesehen, die spielerisch wie kämpferisch zu überzeugen wusste, die sich mit allem, was ging, gegen den Abstieg gestemmt hat. Es hat leider am Ende nicht gereicht, aber es stimmt mich sehr sehr positiv für die Zukunft, wenn ich die Mannschaft sehe. Manchmal muss man einen Schritt zurück gehen, um vorwärts zu kommen."

Dieter Kurth (Trainer in der Regionalliga-Saison 2008/09): "Leider hat es der TSV Großbardorf nicht geschafft, die Bayernliga zu halten. Ich war und bin ein großer Fan und Freund des Vereins und man kann die Arbeit der Verantwortlichen und der Helfer nicht hoch genug einschätzen. Was dort in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut und entwickelt wurde, ist einmalig. Ein Dorfverein hat es mit einem gut durchdachten Nachwuchskonzept geschafft, den Fußball im Grabfeld zu prägen. Die Saison in der Regionalliga Süd war der Höhepunkt mit großartigen Spielen, beispielsweise gegen die jetzigen Bundesliga-Teams aus Heidenheim und Darmstadt. Ich wünsche mir, dass der Verein auch weiterhin ein gutes Sprungbrett für viele junge Talente bleibt."

Patrick Garbe (Spielleiter Bayernliga Nord): "Es ist schade, dass ein Urgestein wie der TSV Großbardorf absteigt, das ja auch bereits in der Regionalliga gespielt hat. Letztendlich ist es aber wie jedes Jahr, dass es Aufsteiger und Absteiger gibt. Dafür lieben wir ja auch unseren Fußball. Ich bin mir sicher, das wir den TSV Großbardorf auch wieder einmal in der Bayernliga wiedersehen."

Aufrufe: 014.6.2023, 10:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor