2024-05-23T12:47:39.813Z

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Carsten Weber
Carsten Weber – Foto: Fupa/Basara

Basara: Yamashitas Erbe?

Carsten Weber unterstützt den Mainzer Coach – und trotzt mancher Sprachbarriere

Mainz. Am Freitagabend, oder besser Samstagmorgen, war sehr spät Feierabend beim FC Basara Mainz. Die deutsch-japanischen Verbandsligafußballer hatten ein spielfreies Wochenende. Trainer und Clubchef Takashi Yamashita hatte den Moguntia-Raum im griechischen Restaurant neben dem Sportplatz angemietet und zum Mannschaftsabend geladen. „Ich war schon um zwei Uhr weg“, sagt Yamashita. Schon. Und damit war er bei weitem nicht der Letzte.

Neue Unterstützung

Jahr für Jahr ist es das Projekt, mal ein halbes, mal ein ganzes Dutzend japanischer Neuzugänge zu integrieren, die neu im Land sind, die Sprachschule besuchen und schauen wollen, für welche Karrierewege es fußballerisch reicht. Mal sind es, wie bei Rei Okada, aktuell 17 Regionalligaspiele, mal ist es die eigene zweite Mannschaft in der A-Klasse. Drei Mal die Woche trainiert die erste Mannschaft, an den trainingsfreien Tagen bietet Yamashita für die Japaner Zusatzeinheiten an. In der Regel dienstags und mittwochs mit von der Partie ist seit rund zwei Monaten Carsten Weber.

Der Familienvater aus Oberursel im Taunus, der nach einem Verkehrsunfall früh auf die Trainerschiene abbog und acht Jahre U14- und U15-Assistent bei Eintracht Frankfurt war, hat knapp vier Jahre Erfahrung als Hessenliga-Trainer bei Viktoria Nidda und zuletzt Türk Gücü Friedberg gesammelt. Dort entstand der Kontakt. Die Basara-Spieler Daisuke Fukuhara und Iori Okamoto spielten in Friedberg, die Vereine testeten immer wieder gegeneinander. „Taka hat gefragt, ob ich ihn ein bisschen unterstütze“, erzählt Weber. Yamashita liebäugelt schon länger damit, den Cheftrainer-Posten bei Basara weiterzugeben – und verweist immer wieder auf den schmalen Etat, der das nicht zulasse.

Japanische Sprachbarrieren

Seit der Mitgründer der „Diamanten“ auch Frauen-Coach beim TSV Schott ist, stellt sich die Frage, ob Weber eine größere Rolle beim FC Basara übernimmt. Die Antwort: ein klares Nein, für den Moment. Sein Hessenliga-Amt habe Weber auch abgegeben, um Familie und Beruf höher zu gewichten. Durch die frühen Trainingszeiten steht er, von der Arbeit in Gernsheim kommend, dauernd im Stau. Und der große Anteil Japaner bringe eigentlich die Notwendigkeit mit sich, beide Sprachen zu beherrschen. Was nicht heißt, dass Weber während der Spiele nicht ebenso viel Input gibt wie Yamashita. „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich zurückhalten muss“, umschreibt er die Rollenverteilung.

Am FC Basara schätzt er die Ruhe, mit der Entwicklungsarbeit möglich ist. „Hier hast du nicht den großen Ergebnisdruck, kannst die Spieler ohne Stress zu besseren Fußballern machen“, sagt Weber, „und auf dem Platz mit den Jungs zu arbeiten, ist das, was mir am meisten Spaß macht.“ Bei Aufsteiger und Schlusslicht TuS Steinbach (Samstag, 16 Uhr) streben die „Diamanten“ den dritten Dreier am Stück an. Basara stellt die drittbeste Abwehr und den drittschwächsten Sturm der Liga. „Die Mannschaft ist unheimlich jung“, sagt Weber, „da ist viel individuelles Talent. Wir müssen Fußballintelligenz entwickeln. Für unsere Tore betreiben wir großen Aufwand, und hinten machen wir, obwohl wir insgesamt richtig gut verteidigen, manchmal naive Fehler.“ Begeistert ist Weber vom enormen Ehrgeiz der japanischen Spieler, ihrem Lernwillen, ihrer „brutalen Selbstdisziplin“. „Du musst die Jungs stärken, ihnen Rückendeckung geben.“ Und die Kommunikation verbessern, die oft an der Sprachbarriere scheitert. Da kann so ein Mannschaftsabend Wunder wirken.



Aufrufe: 028.10.2022, 21:00 Uhr
Torben SchröderAutor