Und da Frey es nicht mit großen, aber dafür klaren Worten hält, überraschen seine Bilanz und sein Ausblick nicht. „Mit dem jetzigen Kader vom Aufstieg zu sprechen, war und ist zu hoch gegriffen. Das gibt er bei realistischer Einschätzung nicht her“, lautet unumwunden sein Urteil. Keinerlei Vorwurf „des größten Kritikers meiner Mannschaft“ soll das sein, „schließlich haben wir nur in zwei Punktspielen ausschließlich Spielerinnen aus dem eigenen Kader zur Verfügung gehabt, uns sonst mit Aushilfen aus den beiden U17-Teams behelfen müssen.“ Verletzungen, Krankheiten, berufsbedingte Ausfälle – „da war mancher Einsatz schon grenzwertig“, habe die medizinische Betreuung gute Arbeit geleistet und Komplimente verdient. Dennoch sei ein bisschen mehr möglich gewesen, das Auf und Ab war ein Problem. Ausgerechnet, wenn ein Sprung nach oben in der Tabelle möglich war, sei gepatzt worden.
Für mehr Breite im Kader und damit auch für mehr Konstanz wurde schon im Verlauf der Saison der Grundstein gelegt. Mit Michelle Pistoia und Katharina Eisen, die es beide beruflich ein Jahr ins Ausland zieht, scheidet zwar ein Duo aus, einige der Talente aus den U17-Teams rücken jedoch mit Paula Bittner, Jasmin Ittner und Lena Lederer an der Spitze nach. Fraglich ist dagegen, ob U17-Nationalspielerin Jessica May und Katja Fischer bleiben oder dem Werben der Konkurrenz folgen, obwohl Frey „generell die Regionalliga und damit möglichst viel Spielpraxis für die weitere Entwicklung junger Spielerinnen für wichtig und richtig“ hält.
Da der Trainer jedoch ebenso weiß, dass der Sprung von den Juniorinnen aus der Bundesliga auf Anhieb auch in die Regionalliga sehr und oft zu groß ist, er jedoch nichts unversucht lassen will, um vielleicht doch ein Wörtchen im Kampf um den ZweitligaAufstieg 2016/17 mitzureden, wird intensiv nach jenen dafür unbedingt notwendigen zwei oder besser drei externen Verstärkungen „gefahndet“.
Eine torgefährliche Stürmerin und eine erfahrene Führungskraft im Mittelfeld stehen auf seiner Liste ganz oben – immer noch. Denn wie schwer es ist, Kandidatinnen den Weg zum Club schmackhaft und für den Verein realisierbar zu machen, belegt Frey mit einer Zahl: „Mit 67 Spielerinnen habe ich Kontakt aufgenommen, bisher hat noch keine Ja gesagt.“ Aber die Hoffnung hat er keineswegs aufgegeben.
Ohnehin besitzt für ihn ein ordentlicher Saison-Abschluss Vorrang. Das deutliche 6:1 (2:0) im letzten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt besaß als Maßstab für das eigene Leistungsvermögen nur geringe Aussagekraft; weniger, weil einige Ausfälle zu verkraften waren, sondern weil das Schlusslicht aus Frankfurt der Gegner war. Eigentlich weckte nach Treffern von Nadine Brunner (27.) und Leonie Vogel (32.) erst Frankfurts 1:2 (60.) den Club aus seiner sommer-fußballerischen Zurückhaltung. Vogel (65./70.) und Gina Steiner (74./76.) nutzten die Frankfurter Abwehrlücken endlich konsequent, so dass – einen Sieg zum Abschluss bei Opel Rüsselsheim vorausgesetzt – sogar Platz fünf noch möglich erscheint.
Wichtiger ist ohnehin, nachdem klaren 4:0 beim Bayernligisten SV Leerstetten im Halbfinale, das Endspiel um den Bayernpokal bei Schwaben Augsburg voraussichtlich am 4. Juni. Die Clubfrauen, Sieger 2014 und 2015, haben immerhin den Hattrick und damit erneut die Qualifikation für die erste Pokal-Hauptrunde auf DFB-Ebene vor Augen. „Das wäre doch schon ein schöner Erfolg“, sagt Frey - und dass die Augsburger in der Regionalliga Zweiter sind, kommentiert er mit einem Schulterzucken und dem Hinweis: „Nun ja, in Endspielen gibt es eben keine leichten Gegner.“