2024-05-02T16:12:49.858Z

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Den Klassenerhalt in der Bayernliga mit dem BCF sichern, das ist das Ziel von Sandro Wolfinger (li.). FOTO: OLIVER RABUSER
Den Klassenerhalt in der Bayernliga mit dem BCF sichern, das ist das Ziel von Sandro Wolfinger (li.). FOTO: OLIVER RABUSER

Wolfinger über seine Länderspielkarriere und Javi Martinez

Der Spieler vom BCF Wolfratshausen

Einsätze vor 30 000 Zuschauern, Mails von Javier Martinez und ein Handschlag mit Zlatan Ibrahimovic: Einen Fußballer, der solche Erlebnisse vorweisen kann, würde man kaum beim BCF Wolfratshausen vermuten. Ein abgeschlossenes Studium sowie die Gründung einer eigenen Firma kommen hinzu: Sandro Wolfinger hat mit seinen 26 Jahren nicht nur eine außergewöhnliche Vita, sondern auch einen klaren Plan für die Zukunft.

Wolfratshausen – Einen wesentlichen Teil seines Lebens soll noch für lange Zeit das Nationalteam Liechtensteins einnehmen. Seit November 2013 spielt Wolfinger Fußball für das kleine Fürstentum zwischen der Schweiz und Österreich. Vier Jahre sind seit dem Heimdebüt gegen Estland vergangen und weitere 18 internationale Einsätze hinzugekommen. So erklärt sich das Nahziel des Flügelspielers: „Das erste Jubiläum.“ 25 Länderspiele werden in Liechtenstein mit einer kleinen Auszeichnung belohnt. Darüber hinaus möchte Wolfinger „gesund bleiben und so lange wie möglich Nationalmannschaft spielen.“

Dass es überhaupt soweit gekommen ist, verdankt er seinem Nationaltrainer Rene Pauritsch. Mit dem Österreicher arbeitete Wolfinger bereits bei den Junioren-Auswahlteams zusammen. Davor schien Fußball auf Dauer nicht den ganz großen Stellenwert zu erreichen. Zu Studienbeginn kam der Blondschopf erstmals nach München, kickte nebenbei beim SV Untermenzing auf ähnlichem Niveau, wie nach seiner Rückkehr nach Liechtenstein in Chur und Balzers. An die Zeit beim SV Heimstetten denkt Wolfinger indes ungern zurück. Drei Eingriffe an der Leiste bedeuteten nahezu zwei Jahre ohne Wettkampfpraxis. „Das hat mich sehr viel gekostet“, sinniert Wolfinger nach der langen Verletzungspause. Es war aber der einzige schwerwiegende Ausfall in 21 Jahren Fußball.

Im zarten Alter von fünf Jahren meldete ihn der Papa beim Heimatverein an. Sieben Jahre spielte er auch Tennis, versuchte sich mit Freunden in anderen Sportarten. 2003 entschied er sich dann aber für den Fußball. Mehr hätte der Aufwand in den Auswahlteams auch nicht zugelassen. Als Pauritsch ihn mit der Nationalmannschaft köderte, ging alles sehr schnell. Der 26-Jährige sieht die Tatsache, sein Land international vertreten zu dürfen, als „großes Glück“. Ihm ist freilich bewusst, dass dies in der Schweiz oder Deutschland nicht möglich sei. „Es ist für mich von sehr großer Bedeutung, sehr speziell.“ Der Spagat zwischen Bayernliga und Länderspielen ist enorm. Da ist zum einen der „gleiche Luxus“ wie bei großen Teams. Polizeieskorte, Nobelhotel – alles dabei. Aber es gibt auch die sportliche Kluft. Nur wenige Tage bleiben, um sich wieder an das hohe Niveau zu gewöhnen. „Der Sprung ist immens“, sagt Wolfinger. „Man sieht in jedem Zweikampf, warum der Gegenspieler bei Real Madrid spielt, und ich in Wolfratshausen“, zieht er die Spiele gegen Spanien exemplarisch hervor. „Wir sind selten auf Augenhöhe.“

Es gehe einzig darum, das eigene Land gut zu vertreten. Oder weitreichende Kontakte zu knüpfen. Wie jener mit Javier Martinez. Mit dem Bayern-Kicker unterhielt sich Wolfinger beim Aufwärmen. „Es war ein cooles Gespräch.“ Später führten beide ob ihrer München-Affinität den Kontakt fort. In Schweden marschierte Wolfinger einst mit Superstar Zlatan Ibrahimovic aus den Katakomben. „Der hat mich einfach abgeklatscht. Das konnte ich zuerst gar nicht fassen.“ Sein Idol ist gleichwohl Martinez-Kollege Arturo Vidal, denn: „Seine Biographie fasziniert mich.“

Wolfingers erster Treffer ging indes mit einer Niederlage einher. 2:3 gegen die Färöer Inseln. „Es war mit einem Tor und einer Vorlage mein bestes Länderspiel bisher“, bilanziert er. Beim ersten Sieg seiner Liechtensteiner gab es dagegen kein Halten mehr. Nach dem 1:0 in Montenegro sind er und seine Mitstreiter „alle etwas durchgedreht“.

Ob er den nötigen Aufwand künftig weiter bestreiten kann, ist noch ungewiss. Mit „neuen Produkten im Bereich Sporternährung“, versucht sich Wolfinger in der Selbstständigkeit. Sein abgeschlossenes Master-Studium in der Fakultät Sportmanagement hält ihm alternativ weitere Türen offen. Und dann ist da auch noch der BCF Wolfratshausen, dem er nach auskurierter Muskelverletzung nach der Winterpause wieder helfen möchte. „Ziel ist es“, daran lässt Wolfinger keinen Zweifel, „den Klassenerhalt sicher zu packen“.

Aufrufe: 07.12.2017, 08:54 Uhr
Oliver Rabuser - Isar-Loisach-BoteAutor