2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

"Wir Trainer sind keine Heiligen, sondern Teil des Teams"

Dirk Hennig, Trainer von Adler Feldmark, ist zu Gast im "FuPa-Kabinengespräch"

Dirk Hennig ist nun seit knapp zwei Jahren Trainer von Adler Feldmark und hat das Team stetig weiterentwickelt. Nach Platz acht und Rang sechs liegt er nun mit den Adlern an vierter Stelle. Im "FuPa-Kabinengespräch" erzählt der 49-Jährige von seinen Zukunftsplänen und den Zielen für die kommende Saison. Darüber hinaus erklärt er, warum ihm Kameradschaft in der Mannschaft so wichtig ist, und wie seine Meinung zur Ansetzung des sonntäglichen Revierderbys aussieht.

Herr Hennig, mit dem 3:0-Sieg beim SSV/FCA Rotthausen sind Sie mit Ihrer Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt, doch der Aufstieg ist angesichts des großen Rückstands auf Spitzenreiter SV Horst 08 II eher unrealistisch. Wie geht es also in Zukunft weiter?

Dirk Hennig: Ich bin jetzt im zweiten Jahr in Feldmark und habe auch einige Anfragen von anderen Klubs bekommen, das waren richtig gute, lukrative Geschichten. Aber ich wohne hier in Feldmark in nächster Nähe zum Platz und habe hier auch mal selber gespielt. Wir haben daher gesagt, dass wir mal in die Mannschaft hineinhören wollen, wie die Spieler über den Trainer und die Trainingsmethoden denken und ob sie auch bleiben würden. Dann haben die Jungs ganz deutlich gesagt, dass sie alle zusammenbleiben, wenn der Trainer weiterhin dabei ist, und sie sich keine Gedanken darüber machen, zu wechseln. Daraufhin kamen wir zu dem Entschluss, dass dies natürlich eine gute Ausgangsposition ist, dass wir so zusammenbleiben wie wir sind, und wir uns nur spezifisch auf den Position, bei denen wir Handlungsbedarf sehen, verstärken. Dann wollen wir versuchen, es in der nächsten Saison noch einmal ein Stück besser zu machen als in den vergangenen beiden Spielzeiten und ganz oben heranzukommen. Der Vertrag von mir und Co-Trainer Tamer Senses wurde damit um ein Jahr verlängert.

Sie sprechen von mehreren lukrativen Angeboten: Welche Klubs waren da im Spiel?

Darüber möchte ich Stillschweigen wahren, weil die Vereine teilweise noch auf der Suche sind, mit ihrem alten Trainer verlängert haben oder schon neue im Geschäft sind. Ich möchte nicht, dass die sich nachher vorkommen wie eine 1B-Lösung. Daher behalte ich das für mich.

Wenn Sie einige interessante Veränderungen ausgeschlagen haben, muss es Ihnen in Feldmark ja sehr gefallen. Wie schätzen Sie Ihre Arbeit bei den Adlern ein?

Aktuell ist es eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Jungs. Wir versuchen jetzt, unser Saisonziel, unter die Top-Drei zu kommen, zu erreichen, und dann noch einmal eine Schüppe drauf zu legen. Dafür haben wir bereits einige Neuzugänge verpflichtet, aber auch hier möchte ich noch keine Namen nennen, da sie noch mit ihren Vereinen finale Gespräche führen und den Vorstandsmitgliedern erklären wollen, warum sie wechseln. Ich bin vor allem froh, dass wir heiß umworbene Spieler wie Can-Enrico Oberschewen und Malte Czackowski halten können, und dass auch von ihnen der Impuls kam, mit dem Trainerteam und der Mannschaft weiterzuarbeiten.

Als Ziel für die kommende Saison kann also die Meisterschaft ausgegeben werden. Wie kann das erreicht werden?

Wenn uns Horst 08 II im Sommer vielleicht in Richtung Bezirksliga verlässt - da sie ja das Maß aller Dinge sind, wäre das zumindest schön für unsere Liga - haben wir in der nächsten Spielzeit die Chance, an die Spitze zu kommen. Aber Horst ist ein gutes Beispiel, an dem wir uns orientieren sollten. Wir haben im vorigen Jahr schon unsere Hausaufgaben gemacht, und unsere offenen Positionen gut bestückt. Als wir in dieser Saison ganz oben mitspielten, haben wir natürlich auch gemerkt, dass der ein oder andere noch nicht reif genug ist. Daraus werden wir unsere Schlüsse ziehen und unseren Kader vergrößern, damit wir immer eine A-, B- und C-Lösung haben.

Nun gibt es eine kleine Entscheidungsrunde: Sie wählen den Begriff der am besten zu Ihnen passt und Ihren Vorstellungen vom Fußball entspricht.

- Cattenaccio-Abwehrriegel oder Hurrastil?

Ich bin zwar nicht so wie Huub Stevens, aber es ist schon erstmal wichtig, dass hinten die Null steht und wir nicht zu viele Gegentore bekommen. Dann können wir nach vorne spielen und mit unserem Umschaltspiel Chancen erarbeiten. Aber ich setze zuerst auch gerne auf eine gut organisierte Defensive.

- Lieber einen rustikalen Abräumer auf der Sechs oder einen dribbelstarken Zehner im Team haben?

Beides, ich hätte gerne einen defensiv- und dribbelstarken Achter. Wir spielen bei uns meistens mit einer Doppel-Sechs, wobei wir im Moment mit Marco Knabe einen richtigen Kämpfer und mit Christian Kranenberg eher den spielaufbauenden Typ haben. Die ergänzen sich ziemlich gut. Dabei setzen wir immer auf doppelte Kraft, sowohl offensiv als auch defensiv.

- Starke zwischenmenschliche Beziehung zu den Spielern oder gewisser Abstand?

Ich bin ein netter Kollege solange die Geschichte reibungslos abläuft. Wenn ich aber das Gefühl habe, dass es zu viel wird, bin ich auch jemand, der dazwischen haut. Wenn alles gut läuft, kann man auch mal nach dem Training das ein oder andere Bier zusammen trinken. Falls ich merke, dass das irgendwie ausgenutzt wird, kann ich aber auch anders - sei es bei Trainingsinhalten oder der Rotation in der Startelf. Allerdings gehört ein gewisser Abstand immer dazu, ich gehe also nicht mit den Jungs in die Discothek und feiere da bis tief in die Nacht. Aber auf Mannschaftsabenden lustig und gesellig sein, kann ich auch ganz gut. Ich denke, Kameradschaft macht 40 Prozent vom Gesamterfolg aus, und dazu gehört auch das Trainerteam. Wir sind ja keine Heiligen, Generale oder Vorgesetzte - wir sind ein Teil des Ganzen, ein Teil des Teams. Deswegen ist unsere Kameradschaft gegenüber den Jungs und andersherum sehr wichtig. Ich lasse mich ja auch duzen, wenn ich mich siezen lassen würde, fühle ich mich viel zu alt. Das lassen wir deshalb lieber, in bin eher nah an der Mannschaft.

Zum Schluss wagen wir noch einen Blick über den Tellerrand hinaus: Wie bewerten Sie die immer größer werdende Schere zwischen dem Profi- und Amateurfußball in finanzieller und medialer Hinsicht?

Ich finde es eine riesige Sauerei, was aktuell im Amateurfußball passiert - gerade im Hinblick auf das Revierderby. Wir werden vor vollendete Tatsachen gesetzt, bekommen die Anstoßzeit über die Medien vor den Kopf gehauen. Das ist ein Schlag ins Gesicht des Amateurfußballs. Das Derby möchte wirklich jeder sehen, auch über das Ruhrgebiet hinaus sind die Leute daran interessiert. Deshalb finde ich es eine Frechheit, wie die mit uns umgehen. Vor allem wurde vor ein paar Jahren noch gesagt, dass sie den Amateurvereinen mehr unter die Arme greifen wollen. Davon passiert gar nichts. Das ist der Höhepunkt der Verarsche. Sie hätten die drei Tage bis zum Achtelfinalauftritt der Dortmunder noch abwarten und das Spiel dann auf einen Samstagnachmittag legen können. Dann hätten alle gekonnt, es wäre auch das ein oder andere Bierchen in den Kneipen getrunken worden. Das hätte man den Amateuren gönnen können. Es ist ja nicht nur der Amateurfußball, der damit eine Backpfeife bekommt, alle anderen auch. Grillpartys oder ähnliches fallen doch aus, weil andere am nächsten Tag wieder arbeiten müssen. Man freut sich schließlich das ganze Jahr auf das Derby. Zum Glück konnten wir unser Spiel beim SSSV/FCA Rotthausen auf Samstag verlegen, wir Trainer hatten dabei die gleiche Meinung. Wir haben dann um 15.30 Uhr gespielt, also zur Bundesligaspielzeit. Uns war dann auch egal, ob wir die Bundesliga an diesem Tag verfolgen können oder nicht, das Derby war wichtiger.

Aufrufe: 015.4.2018, 22:48 Uhr
Andreas ArtzAutor