2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligavorschau
Gerade einmal ein Jahr ist es her, da führte Dieter Kurth (vorne) noch Regie bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth - hier am neunten Spieltag der Regionalliga gegen den SV Seligenporten. Heute kehrt er als sportlicher Leiter des FC Schweinfurt 05 an seine alte Wirkungsstätte zurück. Foto: Peter Kolb
Gerade einmal ein Jahr ist es her, da führte Dieter Kurth (vorne) noch Regie bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth - hier am neunten Spieltag der Regionalliga gegen den SV Seligenporten. Heute kehrt er als sportlicher Leiter des FC Schweinfurt 05 an seine alte Wirkungsstätte zurück. Foto: Peter Kolb

"Wir gehen hier auf einen Dreier"

Hier kommt Kurth: Bayreuther Ex-Coach kehrt mit Schweinfurt 05 an seine alte Wirkungsstätte zurück

Als Dieter Kurth die SpVgg Oberfranken Bayreuth im März in Richtung FC Schweinfurt 05 verließ und dort die Stelle des sportlichen Leiters antrat, so tat er dies auch mit einem weinenden Auge. Die Altstadt war dem 52-Jährigen während seines rund halbjährigen Engagements als Trainer und später als Scout zur Herzensangelegenheit geworden. Immer noch hält er Kontakt zu den Gelb-Schwarzen, verfolgt das Geschehen in Bayreuth mit großem Interesse. Heute um 18 Uhr kehrt er mit seinem neuen Verein zum Regionalliga-Duell ins Hans-Walter-Wild-Stadion zurück.

Im Gespräch mit dem Kurier verrät er unter anderem, warum es bei den Schnüdeln noch nicht rund läuft, ob er sich eine Rückkehr auf die Trainerbank vorstellen kann und warum man von Schweinfurt aus mit großen Augen nach Bayreuth schaut.

Sie sind seit einem halben Jahr in Schweinfurt tätig, wie haben Sie sich eingelebt?
Dieter Kurth: Sehr gut. Das hat auch überhaupt nicht lange gedauert. Es gab keinerlei Eingewöhnungsprobleme, schließlich kannte ich ja schon einige der handelnden Personen. Als ich das Angebot aus Schweinfurt bekam, musste ich nicht lange überlegen. Es war die Gelegenheit für mich, wieder in eine verantwortliche Position beim Fußball zurückzukehren. Und bislang habe ich es nicht bereut.

Schweinfurt 05 ist ebenso ein Traditionsverein wie die SpVgg Bayreuth, wo gibt es Unterschiede?
Kurth: Ein gravierender Unterschied ist, dass die Bayreuther ihre erste Mannschaft nach dem Bayernliga-Abstieg in eine Spielbetriebs-GmbH ausgegliedert und im Zuge dessen professionelle Strukturen geschaffen haben. Die Ergebnisse dieser damaligen Weichenstellung kommen nun zum Tragen, sie schlagen sich auch in Neuzugängen wie Makarenko, Schmitt, Glasner oder auch Lieder nieder. Da schauen wir aus Schweinfurt mit großen Augen nach Bayreuth, denn soweit sind wir noch nicht. Überhaupt bin ich mir sicher, dass die Regionalliga auf Sicht nur mit diesen professionellen Strukturen, wie sie in Bayreuth und anderen Vereinen vorherrschen, gehalten werden kann.

Inwieweit konnten sie ihre Vorstellungen bei der Kaderzusammenstellung in Schweinfurt verwirklichen, auch vor dem Hintergrund eines nicht üppigen Budgets?
Kurth: Ich hatte ja klare Vorgaben des Vereins, an die habe ich mich auch gehalten. Letztlich bin ich sehr zufrieden. Wir haben sehr viele Spieler im Kader, die schon bewiesen haben, dass sie Regionalliga spielen können. Insofern halte ich unser Saisonziel, einen einstelligen Tabellenplatz, auch für realistisch.

Ihre Schweinfurter haben gegen den kleinen Club mit 5:1 einen Auftakt nach Maß hingelegt, danach gab es vier Niederlagen und drei Unentschieden. Platz 16 steht zu Buche. Schrillen schon die Alarmglocken?
Kurth: Nein, keineswegs. Wir wissen das schon einzuordnen, schließlich hatten wir von den acht Spielen fünf auswärts, darunter waren die beiden Absteiger aus Unterhaching und Regensburg sowie die starken Neulinge aus Amberg und Aschaffenburg. Zuhause sind wir hingegen noch ungeschlagen. Wir haben unser Saisonziel noch nicht aus den Augen verloren, allerdings wissen wir auch, dass wir in dieser Liga von keinem Gegner etwas geschenkt bekommen.

Sie waren gegen Bayern München II im Hans-Walter-Wild-Stadion. Welchen Eindruck haben Sie von der neuen Altstädter Elf?
Kurth: Ich war beeindruckt. Sie hat hohe Qualität in allen Mannschaftsteilen. Ich kann die Meinung von Bayern-Trainer Heiko Vogel nur bestätigen. Dieses Spiel war weit über Regionalliga-Niveau. Daran hatten vor allem die Altstädter Anteil. So ein Spiel kommt heraus, wenn zwei gute Teams gewinnen wollen. Ich war auch gegen Schalding-Heining im Stadion. Da standen die Schaldinger tief und haben nur gelauert, das war ein ganz anderes Spiel.

Haben Sie beim 1:1-Ausgleichstreffer von Makarenko gejubelt?
Kurth: Aber natürlich, ich habe mich wirklich riesig gefreut. Ich saß neben SpVgg-Geschäftsführer Jörg Neukam auf der Tribüne, der musste mich immer wieder ein bisschen beruhigen. Ich habe da richtig mitgefiebert. Dass außerdem mit Tayfun Özdemir ein Spieler, den ich schon in Frohnlach unter meinen Fittichen hatte, ein überragendes Spiel gemacht hat und hier in Bayreuth richtig aufblüht, hat mich sehr gefreut.

Wieviel Dieter Kurth steckt noch in der aktuellen Bayreuther Mannschaft?
Kurth: Schon noch einiges. Ich habe ja auch an der Kaderplanung für die vergangene Saison intensiv mitgearbeitet. Spieler wie Strangl, Böhnlein und auch Wolf haben sich als Top-Neuzugänge entpuppt. Auch wenn es im letzten Jahr anfänglich etwas holprig lief, die Qualität war immer da. Was die SpVgg nun gut gemacht hat, sie hat sich mit guten Offensivspielern erstklassig verstärkt, allen voran sehe ich da Dominik Schmitt, der für mich in der letzten Saison zu den herausragenden Spielern der Liga zählte.

Welche Schwächen haben Sie bei Ihrer alten Mannschaft ausgemacht?
Kurth (lacht): Die verrate ich nicht. Obgleich ich mir auch sicher bin, dass Christoph Starke die Schwächen seiner Mannschaft sehr gut kennt. Viel lieber rede ich über die Stärken der Bayreuther.

Sie haben ja auch bei ihrem Abschied aus Bayreuth gesagt, dass sie im Herzen immer ein Altstädter bleiben. Will heißen, ein Remis wäre morgen das perfekte Ergebnis?
Kurth: Wir gehen hier schon auf einen Dreier. Wenn es dann hinterher ein Punkt wird und die Leistung gepasst hat, soll es mir auch recht sein. Fakt ist, die Altstadt ist bärenstark. Wir brauchen ein wenig Glück und eine sehr gute Leistung, um aus Bayreuth etwas mitzunehmen.

Haben Sie noch regelmäßigen Kontakt nach Bayreuth?
Kurth: Ja, natürlich. Mit Wolfgang Mahr habe ich diese Woche erst telefoniert. Auch mit Jörg Neukam, Jörg Pötzinger oder Christoph Starke spreche ich noch oft.

Wird man Sie irgendwann auch einmal wieder auf der Trainerbank sehen?
Kurth: Grundsätzlich schließe ich eine Rückkehr auf die Trainerbank nicht aus, momentan ist das aber überhaupt kein Thema. Denn dieser Job hier in Schweinfurt macht mir riesigen Spaß und wir haben noch viel miteinander vor. Ob weiter als sportlicher Leiter oder irgendwann einmal wieder als Trainer – Hauptsache es ist Fußball. Dieser Sport ist und bleibt meine große Leidenschaft.

Aufrufe: 04.9.2015, 11:00 Uhr
Stefan Wolfrum / Nordbayerischer KurierAutor