2024-05-24T11:28:31.627Z

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Mit der Behandlung leichter Blessuren kommen die Betreuer im Allgemeinen gut zu Recht. Aber reicht das?
Mit der Behandlung leichter Blessuren kommen die Betreuer im Allgemeinen gut zu Recht. Aber reicht das? – Foto: stock.adobe/Sergey

Wie sicher ist der Fußball?

Unglücke wie in Bingen werfen landauf landab die Frage nach der Notfall-Prophylaxe auf

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Mainz. Schwere Unfälle sind im Fußball selten. Wenn sie aber passieren, ist die Aufregung groß. So wie in Bingen, wo ein Spieler des SC Idar-Oberstein seine Zunge verschluckte und durch seinen Trainer vorm Erstickungstod gerettet wurde. Zweifel, ob ein solches Unglück immer so verhältnismäßig glimpflich ausgeht, sind aber durchaus begründet.

Trainer und Übungsleiter sind zwar grundsätzlich in Erster Hilfe geschult. Vor dem Beginn der Ausbildung müssen sie einen wenigstens neunstündigen Lehrgang nachweisen. Aufgefrischt werden braucht dieses Wissen nicht, wie es seitens des Sportbunds Rheinhessen heißt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Lauf der Jahre verblasst, ist hoch.

Fortbildungen als freiwillige Leistungen

Neuerdings bietet der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) sportartspezifische sportmedizinische Fortbildungen an. Allerdings als freiwillige Leistung. Grundsätzlich hält er sich aus dem Thema heraus, wie auch der Blick in die Spielordnung zeigt. Darin gibt es keine Hinweise, was beispielsweise in einem Notfall-Koffer vorzuhalten ist oder welche Qualifikation das betreuende Personal haben muss.

Wohl greifen gesetzliche Regelungen. Die verpflichten aber nicht die Mannschaften oder Vereine per se zur Notfall-Prophylaxe, sondern die Eigentümer der Sportanlage, wie der SWFV auf Anfrage dieser Zeitung erläutert: Deren Pflicht „ist es, auf Grundlage der Gegebenheiten vor Ort über Art, Menge und Aufbewahrungsorte des vorzuhaltenden Erste-Hilfe-Materials zu befinden. Daher gibt es auch keine verpflichtende Regelung in der Spielordnung zur Vorhaltung bei Spiel/Training.“

Schiris keine Ersthelfer

Bei Spielen in herausragender Funktion unterwegs sind die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Spieltechnisch betrachtet sind sie keine Ersthelfer – und darauf nicht vorbereitet, betont der SWFV: Sie „leiten das Fußballspiel und verschaffen den Fußballregeln Geltung. Darauf ist auch die Aus- und Weiterbildung fokussiert.“

Erfahrungsgemäß wird bei manchen Ausbildungslehrgängen am Rande aber auch auf das Verhalten bei Unfällen während des Spiels eingegangen, sagt Kalli Appelmann, vorm Wechsel ins Kreisvorsitzenden-Amt langjähriger Schiedsrichter-Obmann im Fußball-Kreis Alzey-Worms. Da setzt aber das Alter der Azubis Grenzen. Die Teenager könne und wolle man nicht mit erschütternden Unfällen konfrontieren, die Ausnahmen sind.

"Weniger Geld in überteuerte Spieler, mehr in die Sicherheit investieren"

Die Risikobewertung, wie gefährlich das Fußballspielen ist, ist indes subjektiv. Andy Baumgartner, der Lebensretter von Bingen, fordert, dass sich die Vereine mehr dem Thema Sicherheit ihrer Spieler widmen sollten. Der Trainer des SC Idar-Oberstein, der in seiner Not zum Schraubstollenschlüssel als Erste-Hilfe-Mittel griff, fordert ein Umdenken dahingehend: „Dass man weniger Geld in überteuerte Spieler und mehr in die Sicherheit der Spieler investiert, um im Extremfall vorbereitet zu sein. Das ist doch das Mindeste.“

Sein Gedanke könnte darin gipfeln, dass Rettungssanitäter bei Fußballspielen vor Ort sein müssen. In anderen Sportarten ist dies seitens der Veranstalter vorgeschrieben. Im Management des SWFV gibt es offenkundig keine dahin gehenden Bestrebungen. Vielleicht geht die Initiative vom einen oder anderen Verein aus, der/die einen Antrag über den Kreistag einbringen könnten. Was bliebe, ist das Restrisiko im Training.

Aufrufe: 014.2.2022, 06:00 Uhr
Claus RosenbergAutor