2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Der MTV Dießen hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Fußballerinnen kämpfen nach dem Abstieg aus der Bayernliga auch in der Landesliga um den Klassenerhalt. Im Bild: Torhüterin Tanja Frank.  Archivfoto: Thorsten Jordan
Der MTV Dießen hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Fußballerinnen kämpfen nach dem Abstieg aus der Bayernliga auch in der Landesliga um den Klassenerhalt. Im Bild: Torhüterin Tanja Frank. Archivfoto: Thorsten Jordan

Was sind die Gründe für die Misere?

Für die Frauen des MTV Dießen geht ein schwieriges Jahr zu Ende +++ Nach dem Abstieg aus der Bayernliga wird es für das Team von Trainer Nico Weis nicht leichter

Es ist genau ein Jahr her, da gingen die Fußballerinnen des MTV Dießen auf einem Nicht-Abstiegsplatz in die Winterpause. Und das immerhin als Bayernliga-Aufsteiger. Jetzt spielt die Truppe von Trainer Nico Weis eine Klasse tiefer und überwintert in der Landesliga auf Abstiegsplatz acht.

Was nach einem unerklärlichen Absturz aussieht, hat Gründe. Es ist die Folge einer fast schon unheimlich anmutenden Serie von überraschenden Abgängen und schweren Verletzungen. Rückblick auf das letzte Spiel des Jahres, das 1:4 im Pokal in Wolfratshausen. Die Aufstellung macht das ganze Dilemma deutlich. Ganze 13 Spielerinnen standen noch im Kader der Dießenerinnen. In der Innenverteidigung spielte Ersatzkeeperin Caro Schindhelm, auf der Bank saßen die unerfahrene Alina Weber aus der U17 und ihre Trainerin Sarah Bonomo, die ihre aktive Laufbahn eigentlich schon längst beendet hatte und ohne Training aushalf.

„Ich hatte zu Bayernliga-Zeiten einen Kader von 18 Spielerinnen, davon waren zuletzt fünf plus Ersatztorwart übrig. Das kann man nicht kompensieren, das ist nicht wegzustecken“, erklärt Weis. Die zweite Mannschaft musste ohnehin abgemeldet werden. Der Coach: „Die Hälfte der Mannschaft besteht aus Spielerinnen, die für die Zweite vorgesehen waren. Jetzt gehören sie plötzlich zum Stammpersonal der Ersten – ob sie wollen oder nicht…“ Der große Aderlass begann schon in der Schlussphase der vergangenen Saison. Die reaktivierte Romy Schwaiger zog sich im letzten Spiel einen Außenbandriss zu – und tauchte danach nie wieder auf. Nach der Saison beendeten mit Vroni Schröferl und Sophie Riepel zwei absolute Leistungsträgerinnen ihre Karriere. Beide nicht zu ersetzen. Überraschend dann der Abgang von Emma Krebs (Umzug). Auch Sophie Bauer (beruflich nach Amerika) und Tamara Kroll (da kam die Familienplanung dazwischen) verließen Dießen.

Umso schlimmer, dass dann auch noch unglaubliches Verletzungspech dazu kam. Gleich im ersten Spiel Anfang September gegen Geratskirchen erwischte es Neuzugang Kristina Spitzer, die in der Vorbereitung so richtig gut aufgespielt hatte: Knöchelbruch und Syndesmosebandriss. Operation, Vorrunde gelaufen. Nur drei Wochen später der schwerste Verlust für die MTV-Damen: Kapitänin Maria Breitenberger – sportlich wie menschlich der Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft – zog sich am 22. September in Kaufbeuren einen Syndesmosebandriss zu. Auch für sie das Vorrunden-Aus. Der Frust sitzt immer noch tief, obwohl die Krücken jetzt endlich weg sind: „Diese Verletzung hat mich total umgehauen. Jetzt will ich alles daran setzen, um so schnell wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen“, sagt sie.

Noch schlimmer als „Kapitän Breiti“ erwischte es weitere zwei Wochen später Nina Pfatischer: Kreuzbandriss, Saison zu Ende. Und dann musste Weis in der Schlussphase auch noch auf Zoe Klein verzichten. Schwere Zeiten für den Trainer: „Acht Jahre ging’s immer bergauf, von der Bezirksliga bis in die Bayernliga. Aber jetzt kam alles Pech zusammen, was man haben kann. Aber so ist Fußball, durch diese Tiefs muss man einfach durch. Ich traue mir sogar die Kampfansage zu, dass wir gestärkt aus dieser Situation herauskommen.“

Nicos Hoffnung: „Dass die Verletzten zum Trainingsauftakt am 11. Februar wieder zu uns stoßen. Und dass wir dann wieder eine Siegermentalität und eine richtige Hierarchie entwickeln können. Das hat uns die letzten Jahre stark gemacht, war aber durch die vielen Ausfälle zuletzt nicht möglich. Wir brauchen wieder eine Achse, auf die wir bauen können.“ Und vielleicht den einen oder anderen Neuzugang in der Winterpause, um in den elf Landesliga-Spielen im Jahr 2019 das große Saisonziel Klassenerhalt zu schaffen. Weis: „Ich hoffe, dass noch Spielerinnen dazukommen. Denn ich bin immer noch überzeugt, dass wir im Frauenfußball eine überragend gute Adresse sind.“

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Aufrufe: 07.12.2018, 14:44 Uhr
Landsberger Tagblatt / Thomas ErnstbergerAutor