2024-05-17T14:19:24.476Z

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– Foto: Christian Fromme

Wagner: "Wir möchten im oberen Drittel mitspielen"

Verbandsliga +++ Interview mit Marco Wagner, Trainer des SV 1890 Westerhausen

Ohne gespielt zu haben, gehört der SV Westerhausen bereits zu den Gewinnern. Mit hochklassigen Neuzugängen geht der ambitionierte Verbandsligist in die neue Saison. Warum diese nötig waren und wie sie geholt wurden, erklärt Trainer Marco Wagner im Interview Volksstimme-Redakteur Christian Meyer.

Herr Wagner, wie groß ist die Lust wieder mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen?

Marco Wagner: Die Lust und Freude ist natürlich riesengroß. Wir haben als Team das letzte Mal am 29. Oktober zusammen trainiert, das ist ja schon sieben Monate her. Solange ich mich zurück erinnern kann, ob als Aktiver oder als Trainer, ist das die längste Zeit ohne Fußball gewesen. Selbst nach schweren Verletzungen war man ja wieder früher an der Mannschaft dran und nicht solange entfernt vom Fußball. Deshalb freuen wir uns riesig, wenn es wieder los gehen kann und hoffen natürlich, dass es dann auch so bleibt und wir nicht wieder, aufgrund der Pandemie, gezwungen sind zu pausieren.

Wann werden Sie wieder mit dem Training beginnen?

M.W.: Unser Ziel ist es heute wieder auf dem Trainingsplatz zu stehen. Erstmal wollen wir uns als Mannschaft kennenlernen und locker wieder reinkommen. Wann wir dann die Intensität erhöhen, hängt davon ab, wie und wann wir in eine neue Saison starten. Sobald das festgelegt wird, planen wir eine gezielte Vorbereitung.

Worauf wird es in den ersten Trainingswochen besonders ankommen?

M.W.: Ohne Zweifel, dass wir als Mannschaft zusammenwachsen. Ohne den richtigen Teamgeist werden wir keinen erfolgreichen Fußball spielen. Das muss jedem klar sein. Außerdem geht es zum Anfang darum, den Körper, Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen wieder an die fußballspezifischen Bewegungen zu gewöhnen, damit wir nicht eine Verletzung nach der anderen haben. Das heißt, wir werden zum Anfang viel im technisch- taktischen Bereich arbeiten und die Dosierung noch sehr gering halten.

Ihr Kader hat sich im Sommer stark verändert. Warum?

M.W.: Als abzusehen war, dass die Saison, aufgrund der Pandemie, nicht zu Ende gespielt werden kann (November/Dezember 2020) haben wir uns zusammen gesetzt und haben klar gesagt, dass wir in dieser schwierigen Zeit jetzt nicht Däumchen drehen dürfen, sondern unsere Hausaufgaben erledigen müssen. Somit haben wir begonnen mit den eigenen Spielern zu sprechen, wie ihre Planungen für die Saison 21/22 aussehen. Aufgrund unseres kleinen Kaders, den geführten Gesprächen und der Entwicklung im Frühjahr war uns schnell klar, dass wir mindestens sieben bis neun neue Spieler verpflichten müssen!

Somit haben wir eine Prioritätenliste erstellt, uns gefragt, welche Position brauchen wir und wo wohnt der Spieler. Und wenn man weiß, dass man sieben bis neun neue Spieler verpflichten muss, um auf einen 20-Feldspieler-Kader zu kommen, ist es auch klar, dass man nicht nur zehn Spieler ansprechen kann. Mit Jakob Frye, Oli Dolch, Jefferson Borges, Lucas Ribas, Kai Rathsack, Jozef Ulicny haben wir etliche Abgänge und hinzukommt noch, dass Kevin Wolschke aufgrund seiner Selbstständigkeit viel kürzer tritt und Marcus Grund wahrscheinlich ab September aufgrund einer Ausbildung nach Lübeck geht.

Mit Spielern wie Denis Neumann oder Florian Köhler kamen sehr namhafte Akteure. Das löste nicht nur positive Reaktionen aus. Können Sie nachvollziehen, dass dem SV Westerhausen vorgeworfen wird, mit Geld um sich zu werfen?

M.W.: Natürlich weiß ich darum und werde darauf auch selbst angesprochen. Ich kann dazu nur sagen, dass ich es schade finde, wenn man darauf hin abgestuft wird, denn diese Leute haben null Hintergrundwissen. Wie erwähnt, sind knallharte Arbeit und etliche Gespräche nötig gewesen, um diese Spieler zu verpflichten. Hinzu kommt, dass wir schon im Vorjahr Kontakt zu Denis hatten und zu „Köhle“ hatte der Verein jedes Jahr Kontakt. Da wir aber sehr frühzeitig damit angefangen haben, ernten wir nun die Früchte.

Womit überzeugen Sie die Spieler für einen Wechsel nach Westerhausen?

M.W.: Bei den Gesprächen geht es immer um das Gesamtkonzept des Vereins und das geht los mit beiden Plätzen, die in einem Top-Zustand sind und den Spielern so optimale Trainingsbedingungen bieten. Das geht weiter mit der Kabine, die neu hergerichtet wurde, wo wir einen mit WLan verbundenen Fernseher haben, um eine Videoanalyse zu machen. Außerdem verfügen wir über einen sehr guten Staff. Sophia Gropengießer als Physiotherapeutin, die zu jedem Training und Spiel da ist, Hannes Wendorff, der die Medien betreut, Sascha Malkowski als gute Seele des Vereins und natürlich Dirk Zimmerhäkel als Macher.

Irgendwann komme natürlich auch ich ins Spiel, indem ich mit dem Spieler über meine Spielphilosophie und seinen Platz in unserem System spreche. Auch die Art und Weise, wie wir Fußball spielen lassen wollen, ist dort ganz wichtig. Natürlich geht es zum Schluss auch um eine Aufwandsentschädigung, die jeder erhält, aber ich denke, das ist ganz normal in der Verbandsliga. Aufwandsentschädigung heißt aber nicht, dass es gleich etliche Geldscheine regnet, es geht uns um die Person, die wir in allen Lagen unterstützen wollen.
Als Beispiel mal Marcelo Franceschi: Für ihn suchen wir gemeinsam einen Job, damit er sich ein Standbein in Deutschland aufbauen kann. Zum Abschluss möchte ich zu diesem Thema nur sagen, dass es hier um ein Gesamtkonzept geht, womit wir die Spieler überzeugen wollen. Ich persönlich weiß nicht, was die Spieler genau bekommen und es interessiert mich auch nicht. Mich interessiert die Leistung auf dem Platz und wer da überzeugt, der spielt auch.

Durch die gezielten Verstärkungen gehören Sie mit ihrem Team zu den Favoriten in der kommenden Saison. Nehmen Sie diese Rolle an?

M.W.: Ich glaube, ich kann mich jetzt nicht hinstellen und sagen, dass wir zwischen Platz acht und zwölf mitspielen wollen. Natürlich möchten wir im oberen Drittel mitspielen, das ist nicht nur mein persönliches Ziel, sondern auch das der Spieler und des Vereins. Aber gute Einzelspieler machen noch keine gute Mannschaft. Deshalb wird wichtig, wie bereits erwähnt, dass wir schnell eine geile Einheit werden und da muss auch jeder seinen Beitrag für leisten. Außerdem haben alle über sieben Monate keinen Fußball gespielt, da heißt es erstmal wieder reinkommen und Selbstvertrauen tanken.

Wen sehen Sie als direkte Konkurrenten?

M.W.: Fast alle Teams haben sich sehr gut verstärkt und es wird eine sehr interessante und ausgeglichene Verbandsliga werden. Eintracht Elster ist bärenstark, Bitterfeld-Wolfen hat sich extrem verstärkt, Dessau spielt immer guten Fußball und Halle-Ammendorf und Romonta Amsdorf spielen immer oben eine Rolle. Und wenn du in dieser Liga einen Gegner unterschätzt, dann gehst du als Verlierer vom Feld.

Im Juni wird beim FSA ein neuer Präsident und ein neuer Vorstand gewählt. Was wünschen Sie sich als Verein, aber auch persönlich vom Landesverband in den kommenden Monaten und Jahren?

M.W.: Der Verein wünscht sich eine starke Führungskraft an der Spitze, die Ruhe und angemessene Strukturen im Verband schafft. Wo auch mal im Verband den Sorgen und Nöten der Vereine Gehör geschenkt wird und nicht immer nur alles über Gebühren und Strafen geregelt wird. Der Fokus sollte klar bei den Amateurvereinen liegen.

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Aufrufe: 01.6.2021, 19:54 Uhr
Christian Meier/ VolksstimmeAutor