2024-05-02T16:12:49.858Z

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Julian Weigl geht seinen Weg: Bei Benfica Lissabon hat der ehemalige Löwe eine Führungsrolle übernommen.
Julian Weigl geht seinen Weg: Bei Benfica Lissabon hat der ehemalige Löwe eine Führungsrolle übernommen. – Foto: Imago

Vom Löwen-Bubi zum Lissabon-Boss: Julian Weigl spielt sich in Flicks WM-Plan

„Schatten-Sechser“ in der Nationalmannschaft

Die Nominierung von Julian Weigl (26) für die anstehenden Länderspiele ist kein Experiment von Hansi Flick (57). Es ist ein strategisches Projekt des Bundestrainers.

Frankfurt/Main – Flick will im Hinblick auf die WM in Katar einen verlässlichen Sechser als möglichen Ersatz für Joshua Kimmich (26) in seinem Turnier-Kader haben. Und Weigl ist der ideale „Schattenmann“.

Der gebürtige Oberbayer, der beim TSV 1860 die ersten Schritte im Profifußball gemacht hat und danach in Dortmund als Pass-Maschine für Furore sorgte, gibt mittlerweile die Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld von Benfica Lissabon. Vom Löwen-Bubi zum Benfica-Boss.

Weigl beschrieb seine Entwicklung am Donnerstag auf der Pressekonferenz wie folgt: „Ich bin reifer und erwachsener geworden, auch mit dem Schritt ins Ausland. Ich habe körperlich zugelegt. Meine Stärken sind aber immer noch im Spielaufbau, ein klarer Sechser.“ Und darum hat der Bundestrainer zum Handy gegriffen und „Ju“, wie er von der Familie und Freunden in seiner Heimat genannt wird, ins DFB-Aufgebot gepackt.

Völlig reibungslos lief das Telefonat allerdings nicht ab, wie der Nationalspieler verriet. Er war auf einer Überraschungsfeier für seinen Teamkollegen Sou Meite, als der Anruf kam: „Ich konnte es erst gar nicht glauben, als ich den Namen auf dem Display gesehen habe. Ich musste erst mal rausgehen um die Ecke, um zurückzurufen. Ich habe danach direkt meine Eltern und meine Frau angerufen.“

Die Familie steht für Weigl an oberster Stelle. Seine Oma Christa wohnt immer noch in seinem Heimatdorf Ostermünchen. Immer, wenn es die Zeit zulässt, stattet der Enkel ihr einen Besuch ab. Die Eltern und die große Schwester sind ebenfalls in der Region verwurzelt. So ist Papa Hans bei Weigls Jugendverein SV Ostermünchen aus keiner Schafkopfrunde wegzudenken. Obwohl der Sohnemann seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile verlegt hat, bleibt er heimatverbunden und nahbar. Bestes Beispiel: Vor der Corona-Pandemie besuchte Weigl regelmäßig an Heiligabend mit seiner Familie den Kinder-Gottesdienst und verbrachte den Heiligabend anschließend im Elternhaus. In Lissabon sind Weigl und seine Frau Sarah mit ihrer Tochter auf sich alleine gestellt. Das hat ihn als Person reifen lassen: „Natürlich bin ich durch meine Vaterrolle erwachsener geworden. Meine Tochter gibt mir den Ausgleich zu unserem Business, das ja sehr schnelllebig ist. Wenn ich nach einem Spiel nach Hause komme und sie mich anlächelt, gibt mir das einfach unglaublich viel.“

Nun gilt es für Weigl, auch den Bundestrainer von seiner Entwicklung in diesen Tagen zu überzeugen. Er wolle Flick zeigen, „dass er sich jederzeit auf mich verlassen und ich eine Option für den WM-Kader sein kann“. Dazu gehöre, wie bei Benfica, das Weigl ins Viertelfinale der Champions League gegen den FC Liverpool führte, „keine Angst zu haben“ und als „Magnet“, die Bälle „zu fordern und zu spielen“. Dass er noch in der Königsklasse vertreten ist, kann seiner Ansicht nach auch im Hinblick auf eine WM-Nominierung nicht schaden. Auch wenn der WM-Traum groß ist, will sich Weigl nach fünf Jahren DFB-Abstinenz nicht verrückt machen lassen: „Ich versuche, bei mir zu bleiben.“ Genau diese Verlässlichkeit ist es, die Weigl für Flick so interessant und den Benfica-Star zum ernsthaften WM-Kandidaten für Katar macht. (Manuel Bonke)

Aufrufe: 025.3.2022, 09:15 Uhr
Manuel BonkeAutor