2024-04-25T14:35:39.956Z

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In besten Händen ist die Jugend des VfB Schinkel bei (von links) den Jugendtrainern Sebastian Horst, Jugend-Obmann Aleksandar Valjanov, Holger Kühnel, Antonio Vilchez und Dirk Ruch. Foto: Hermann Pentermann
In besten Händen ist die Jugend des VfB Schinkel bei (von links) den Jugendtrainern Sebastian Horst, Jugend-Obmann Aleksandar Valjanov, Holger Kühnel, Antonio Vilchez und Dirk Ruch. Foto: Hermann Pentermann

VfB Schinkel schreibt Jugendarbeit ganz groß

"Glücksfall" Valjanov

Osnabrück. Die erste Herren-Fußballmannschaft des VfB Schinkel, die einen guten Weg in Richtung Kreisliga eingeschlagen hat, macht seit langer Zeit wieder von sich reden. Aber noch viel wichtiger ist den Verantwortlichen des Vereins, dass auch die über lange Jahre darbende Nachwuchsarbeit des Vereins dank des großen Engagements von ehrenamtlichen Trainern und Eltern endlich wieder floriert.

Ein Blick zurück: Bis 2000 waren beim VfB Schinkel, in dem mit Lothar Gans, Detlev Hegekötter und Michael Wirtz ehemalige VfL-Osnabrück-Spieler das Fußballspielen erlernten, alle Jugenden mindestens mit einem Team besetzt. Noch in der 80er-Jahren war der Verein alljährlich auch durch sein großes alljährliches D-Jugend-Turnier bekannt. ,,Das waren immer Top-Veranstaltungen", erinnert sich der jetzige VfB-Jugend-Trainer Holger Kühnel an seine eigene Jugendzeit beim TuS Haste.

Nachlassendes Engagement in der Jugendabteilung und der Wegzug der britischen Soldaten aus der Kaserne am Limberg waren dafür verantwortlich, dass der Verein 2008 mit nur noch fünf Kindern - darunter die Söhne von Aleksandar Valjanov und Antonio Vilchez - und keinem Jugendcoach dagestanden hatte. Valjanov und Vilchez übernahmen das Traineramt, fanden ein sechstes Kind, um eine G-Jugend ins Rennen zu schicken.

Im Sommer 2009 gesellte sich eine zweite G-Jugend-Mannschaft hinzu. ,,Seitdem ist die G-Jugend immer die wichtigste Jugend im Verein", so Valjanov. Nach und nach rekrutierte der Verein weitere Jugendmannschaften. Seit 2009 ist Valjanov Jugendobmann im VfB. ,,Dass Alex den Job übernahm, war wie ein Sechser im Lotto für uns", sagt der Vorsitzende und Erste-Herren-Trainer Jens Schawe . ,,Ohne Alex und Toni wären wir nie so weit vorangekommen."

Die Enthusiasten warben im Kindergarten Widukindland, verteilten Flyer in die Briefkästen der Hochhäuser am Limberg, sprachen am Quartierstreff am Dodeshausweg vor, warben weitere Jugendtrainer an. In den Ferien legten sie keine Fußballpause ein. ,,Wir boten und bieten Kindern, die nicht in den Urlaub fahren, die Möglichkeit, bei uns zu kicken und sinnvoll Spaß zu haben", sagt Valjanov. Viele spielten nicht nur einen Sommer auf der hübschen Sportanlage ,,Am Zuschlag". Von den mittlerweile gut 180 Kindern und Jugendlichen des VfB stammen 40 Prozent aus dem Widukindland, die übrigen 60 Prozent aus dem Schinkel, der Dodesheide und Atter.

Beim VfB Schinkel gibt es keine breit besetzten Jugendmannschaften. ,,Für Kids ist es wichtig, dass sie während des Trainings und der Spiele auch richtig zum Einsatz kommen. Deshalb teilen wir die Mannschaften, sobald es möglich ist. Und wir befolgen dabei immer den Grundsatz, zwei Trainer pro Mannschaft zu haben", betont Valjanov. ,,Unter diesen Möglichkeiten kann man Kindern am meisten beibringen", sagt Kühnel, ehemaliger Profi beim VfL Osnabrück.

Nach der Anmeldung stellt der Klub jedem Kind unentgeltlich einen Trainingsanzug, Windbreaker und eine Sporttasche - jeweils mit fester Rückennummer im Vereins-Look. Dieses Paket hat einen Ladenpreis-Wert von rund 150 Euro. Das habe die Identifikation mit dem VfB zusätzlich gefördert, sagen die Verantwortlichen. Generell sei das Gemeinschaftsgefühl im VfB groß. ,,Auf dem Sportplatz grüßen sich alle. Man kennt sich untereinander - auch weil wir darauf achten, dass es keine Trennung zwischen Herren- und Jugendteams gibt. Viele kennen sich per Namen, alle sind eng verflochten", so Schawe. Bestes Beispiel sei kürzlich das Spitzenspiel der ersten Herrenmannschaft gegen den SC Bosna gewesen, als am Freitag nach dem Jugendtraining rund 250 VfB-Kids und Jugendliche am Platz das Erwachsenenteam aus der 1. Kreisklasse enthusiastisch angefeuert hätten.

Seit 2010 gibt es zudem die Aktion ,,VfB-Kids". 50 Sponsoren, darunter viele Herrenspieler, spenden Geld für die Jugendarbeit. Jeder Geldgeber setzt seinen jährlichen Beitrag selbst fest. Vor fünf Jahren fand auch erstmals der Himmelfahrtscup statt, der mittlerweile knapp 100 Mannschaften von den Minis bis zur C-Jugend anlockt. Die beträchtlichen Einnahmen dienen der Jugendarbeit - aber mit Bedacht. ,,Trainer, die unbedingt mehr als die einfacheren Fußbälle für ihre Mannschaft haben wollen, besorgen sich für den Aufpreis die entsprechenden Sponsoren", sagt der Jugendobmann. Ein Teil der Turniereinnahmen wird zudem gespendet. So haben das Kinderhospiz und die Wärmestube bereits vom Großturnier profitiert.

Das von ,,Charly" Komorowski liebevoll geführte Vereinsheim ist während und nach jedem Training und jedem Spiel geöffnet. Die Preise für Getränke und Snacks sind günstig. ,,Das kennen wir aus fast allen anderen Vereinen anders", sagt Schawe, der auch stolz auf die günstigen Mitgliedsbeiträge im Einspartenverein ist.

In der Jugendtrainer-Leitlinie des VfB ist festgelegt, dass bis zur D-Jugend der Spaß und das spielerische Heranführen an das Fußballspiel klar im Vordergrund steht. ,,Die Kinder sollen sich in Ruhe entwickeln", so Kühnel. Der Vorsitzende Schawe drückt es so aus: ,,Die Kinder, Trainer und Eltern sollen Spaß haben." Es komme beim VfB nur sehr selten vor, dass Eltern am Spielfeldrand über Gebühr hineinrufen. ,,Wir achten sehr penibel darauf, dass nicht nur die Kids, sondern auch ihre Eltern das Fair-Play-Motto beachten." Die Entscheidungen der Trainer seien, wenn sie den Richtlinien entsprächen, gesetzt. Die Eltern, der Vorstand und die Trainerkollegen können über diese dann sachlich und freundlich diskutieren. Das sei einer der Gründe, warum unter den Trainern ein großer Zusammenhalt herrsche. Seit 2008 habe der Verein nur einen Jugendtrainer verloren.

Von den Minis bis zur B-Jugend hat der VfB, der ein gutes Verhältnis zu den Nachbarklubs - insbesondere zum TuS Haste, zur TSG Burg Gretesch und zum SSC Dodesheide pflegt - alle Klassen besetzt. ,,Wir wollen bis spätestens zum 100-jährigen Klub-Jubiläum 2019 alle Jugenden gut besetzt haben", so Schawe.

Aufrufe: 04.5.2015, 16:01 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor