2024-05-23T12:47:39.813Z

Interview
An der Seite von Markus Weinzierl (v.r.) feierte Wolfgang Beller große Erfolge.
An der Seite von Markus Weinzierl (v.r.) feierte Wolfgang Beller große Erfolge. – Foto: Beller

Verhältnis zu Weinzierl: »Trennung war Folge der Missstimmung«

Zweiter Teil des Exportschlager-Interviews mit Woflgang Beller: Der Niederbayer blickt auf seine (Profi-)Karriere nach der Karriere und insbesondere auf sein Verhältnis zu Markus Weinzierl

Eine schwerer Autounfall und dessen Folgen bremste die Spielerkarriere von Wolfgang Beller doch mehr aus als ihm lieb war. Als Trainer konnte der niederbayerische Exportschlager aber dann richtig durchstarten. Zunächst als Assistent von Markus Weinzierl bei Regensburg, Augsburg, Schalke und Stuttgart, dann als Gegneranalyst von wiederum Augsburg ist der 56-Jährige in der 1. Bundesliga mittlerweile heimisch. Im zweiten Teil des Interviews blickt der Mariaposchinger auf die vergangenen, sehr erfolgreichen und aufregenden Jahre im Profizirkus...

Hier geht's direkt zum ersten Teil des Interviews (einfach klicken)

Von außen betrachtet bist Du erst als Trainer so richtig durchgestartet: Warum hat es dann geklappt - und als Spieler nicht?

Da sind wir wieder bei den großen Verletzungen. Und hatte ich auch das nötige Glück.

Beispielsweise, weil Dich Markus Weinzierl im Trainerteam bei Jahn Regensburg haben wollte.
Zum Beispiel. Er hat mich gefragt - und ich habe zugesagt. Ganz einfach.

Wie ist es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Sein Vater, Gerold, hat mit mir beim TSV Straubing gespielt. Wir waren befreundet, die Familien deshalb öfter zusammen - und da war Markus immer dabei. Wir haben uns in den Jahren darauf nie aus den Augen verloren. Ich habe seinen Werdegang verfolgt und umgekehrt. Und dann haben sich eben unsere Wege gekreuzt.


Highlight Anfield Road



Ein weiterer niederbayerischer Exportschlager, Tobias Zellner, war ebenfalls Co-Trainer unter Markus Weinzierl. Nach der Zeit auf Schalke wurde dieses Trio gesprengt. nach Stuttgart hast Du Weinzierl verlassen: Schade, dass die Niederbayern-Kombo auseinandergebrochen ist, oder?
Absolut. Das war eine einmalige Geschichte. Es war nicht absehbar, dass wir so erfolgreich sein werden. Es hat einfach alles gepasst. Die Erfolgsgeschichte beim FC Augsburg ist unvergessen. Vom Abstiegskandidaten zum Euro-League-Teilnehmer und der Höhepunkt mit dem Spiel an der Anfield Road. Schade, dass es dann auf Schalke aus diversen Gründen nicht geklappt hat. Stuttgart war dann der endgültige Karriereknick, nachdem ich mich selber erst einmal sammeln musste.

Immer wieder ist zu hören, dass Dein Verhältnis zu Markus Weinzierl inzwischen nicht mehr das Beste sein soll. Stimmt das?
Ich will ehrlich sein: Ja, das stimmt. In den vergangenen Jahren hat unser Verhältnis gelitten. Die Trennung nach der Stuttgart-Zeit war dann auch eine Folge dieser Missstimmung.

Habt Ihr noch Kontakt?
Nein.



Themawechsel - eine weitere Ähnlichkeit mit Tobias Zellner: Auch Du bist inzwischen ein zweites Mal für FC Augsburg aktiv. Was macht diesen Verein aus Deiner Sicht so besonders? Welche Alleinstellungsmerkmal hat der FCA?
Augsburg war unsere, ich spreche hier auch mal für Tobias, erste Station in der Bundesliga und wird alleine deshalb immer in Erinnerung bleiben. Was dann noch dazugekommen ist: Beim FCA geht es im Gegensatz zu den großen Bundesligisten noch familiär zu, es gibt klare Leitplanken, die jeder einhält. Nichtsdestotrotz hat die Meinung jedes Einzelnen Gewicht. Die Verantwortlichen haben nicht vergessen, woher der Verein kommt. Das spürt man in allen Bereichen. Augsburg ist für mich inzwischen eine Herzensangelegenheit.

Dennoch wohnst Du aber weiterhin in Deiner niederbayerischen Heimat Aiterhofen.
Und das ganz bewusst. Ich bin sehr heimatverbunden. Und in neuer Funktion muss ich in der Regel nur ein- bis zweimal pro Woche nach Augsburg. Deshalb ist das gut miteinander vereinbar.

Warum hast Du Dich vom Alltag auf dem Trainingsplatz verabschiedet?

Das hat sich so ergeben. Ich war mein komplettes Fußballerleben unterwegs - vor allem an den Wochenende. Selbst bereits zu meiner Amateurzeit. Nun wollte ich bewusst sesshaft werden. Und das aus vorher genannten Gründen beim FC Augsburg. Also habe ich mich dazu entschieden, eine andere Funktion zu übernehmen.

Der FC Augsburg ist für den 56-Jährige eine Herzensangelegenheit.
Der FC Augsburg ist für den 56-Jährige eine Herzensangelegenheit. – Foto: Beller


Du hast diesen Schritt nicht bereut?
Auf keinen Fall. Mich füllt dieser Posten komplett aus. Ich kann viel von Zuhause aus arbeiten. Und meine Ergebnisse der Analysen werden gehört. Und so ganz ohne ist meine Aufgabe auch nicht.

Apropos Analyse: Wie blickst Du auf den niederbayerischen Fußball?
Die Durchlässigkeit von Talente in den Profibereich ist aus meiner Sicht durchaus gegeben. Ich denke da an Maxi Bauer, der aus Windorf kommt und sich zu einer Stammkraft bei Greuther Fürth entwickelt hat. Eric Martel ist ein weiteres Beispiel. Er stammt aus Straubing, spielt eigentlich bei RB Leipizig und ist derzeit nach Wien ausgeliehen.

Es wird also gute Arbeit von allen Beteiligten der Nachwuchsförderung geleistet?
Ja. Wobei ich nicht den 100-prozentigen Einblick habe, weil ich nicht an der Basis bin. Meine Antwort ist deshalb aus der Sicht des Profibereiches.

»Vom Bayernliga-Fußball bin ich begeistert«



Wie beurteilst Du das Niveau des Amateurfußballs in Deiner Heimat?
Ich habe die vergangenen Jahre Spiele von der SpVgg Hankofen-Hailing und der DJK Vilzing angeschaut - und ich war echt überrascht. Ich bin begeistert, wie in der Bayernliga gespielt wird. Taktisch, fußballerisch, athletisch hat sich der Fußball dort extrem weiterentwickelt und ist sehr am Profibereich orientiert.

Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft...
Ich bin mit dem Status quo sehr zufrieden. In erster Linie möchte ich meine Arbeit gut verrichten und somit dazu beitragen, dass wir in der Liga bleiben. Generell ist eine stetige Weiterentwicklung mein Ansinnen. Ich habe Vertrag bis 2023 - und dann schauen wir mal weiter. In meinem Alter denkt man ja schon eher kurz- als langfristig (schmunzelt).

Vielen Dank für das Interview, alles Gute für die Zukunft - und ganz wichtig: Gesund bleiben!

Hier geht's direkt zum ersten Teil des Interviews (einfach klicken)

Aufrufe: 015.2.2021, 08:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor