2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Leverkusens Trainer Giuseppe Brunetto
Leverkusens Trainer Giuseppe Brunetto

"Überall wurde ich angesprochen"

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Giuseppe Brunetto, Trainer des VfL Leverkusen, blickt im Interview auf die vergangenen Wochen zurück. Er wurde von der Spruchkammer des Fußballverbandes Mittelrhein im Zusammenhang mit dem Landesliga-Manipulationsverdacht freigesprochen.

Die vergangenen dreieinhalb Wochen waren nervenaufreibend für Fußball-Landesligist VfL Leverkusen und seinen Trainer Giuseppe Brunetto. Vor der Spruchkammer des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM) hatten sich Brunetto und sein Kollegen Wolfgang Schlösser vom VfL Rheinbach verantworten müssen, weil diese den Ausgang des Spiels zwischen beiden Mannschaften am 2. Juni (0:0) im Vorfeld abgesprochen haben sollen. Rheinbacher Spieler hatten die Vorwürfe erhoben, die Konkurrenten TuS Oberpleis und SV Deutz 05 daraufhin Protest eingelegt.

Nach den Freisprüchen für die Beschuldigten am Montagabend war die Erleichterung nicht nur bei den Leverkusenern groß, denn im Falle einer Verurteilung wären die Folgen für Verein und Trainer unabsehbar gewesen. Staffelleiter Norbert Toporowsky als Vertreter der Anklage hatte harte Strafen für die Beschuldigten gefordert: Beide Vereine hätten demnach in die Bezirksliga absteigen müssen, die beiden Trainer eine einjährige Sperre bekommen.

Im Gespräch resümiert Giuseppe Brunetto die letzten Wochen und blickt in die Zukunft, nachdem feststeht, dass der VfL Leverkusen auch in der kommenden Saison in der Landesliga spielt.

Herr Brunetto, hatten Sie in den Minuten vor der Urteilsverkündung überhaupt noch mit einem Freispruch gerechnet?

Giuseppe Brunetto: Ich hatte zumindest gehofft, dass erkannt wird, dass wir niemals eine solche Absprache getroffen haben.
Die Erleichterung über den Freispruch ist Ihnen anzumerken. Was ist in Ihnen vorgegangen, seit die Vorwürfe publik wurden?
Brunetto: Das ist mit nur wenigen Worten kaum zu beschreiben. Diese Geschichte hat sich extrem in mein Privatleben gedrängt. Überall bin ich darauf angesprochen worden, natürlich auch an der Sportschule in Hennef, wo ich in diesen Tagen einen Trainerlehrgang absolviert habe. Sogar meine Frau ist beim Einkaufen oder dem Gang zur Bank angesprochen worden. Eine solche Situation wünsche ich wirklich niemanden, vor allem dann nicht, wenn man sich nichts vorzuwerfen hat.

Was bleibt nun hängen nach diesem „Freispruch zweiter Klasse“, wie der Spruchkammer-Vorsitzende Thomas Riedel das Urteil bei der Verkündung genannt hat?

Brunetto: Zunächst einmal sicherlich die Erkenntnis, welch skrupellose Menschen es gibt. Dazu gehört auch der ehemalige Rheinbacher Klubvorsitzende Hans Barth, der Spieler dazu missbraucht hat, einen ganz persönlichen Rachefeldzug zu starten und dem offensichtlich egal war, dass er auch Unbeteiligte mit hineinzog. Glücklicherweise war die Spruchkammer nicht blind und hat dessen Rolle in dieser Angelegenheit sehr wohl erkannt. Sehr enttäuscht bin ich über das Verhalten mancherTrainerkollegen, die ihren Senf in der Öffentlichkeit dazu gegeben haben. Sportlich fair haben die sich gewiss nicht verhalten. Auch die Berichterstattung in einigen Zeitungen hat mir zu denken gegeben. So manches werde ich bestimmt nicht vergessen.

Inwieweit wurde durch das Verfahren die sportliche Zukunft, kurz- und auch mittelfristig gesehen, von Ihnen und Ihrer Mannschaft beeinflusst?

Brunetto: Natürlich war dieser Schwebezustand alles andere als optimal. Aber letztendlich stand der Kader für die kommende Saison ja schon in weiten Teilen, und da war niemand, der darauf gedrängt hat, den Verein doch verlassen zu können. Wir werden am 15. Juli das Training und damit die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit aufnehmen, die hart genug wird, denn wir werden mit einer extrem jungen Mannschaft an den Start gehen. Und nur darauf werde ich mich nun konzentrieren.

Zur Person:

Giuseppe Brunetto ist seit Mai 2011 Cheftrainer des Fußball-Landesligisten VfL Leverkusen. Als Spieler war der 40-Jährige unter anderem für den SV Bergisch Gladbach 09, den FC Viktoria Köln und den VfL aktiv, ehe er wegen einer schweren Verletzung 2008 seine Karriere beenden musste.

Aufrufe: 027.6.2013, 20:50 Uhr
Frank Graf, Kölner Stadt-AnzeigerAutor