Über Winkelhaid in den nordamerikanischen Profifußball?

Obwohl Christian Sacchini und Gabriel Antonello Dalprà erst seit März beziehungsweise Juni dieses Jahres in Franken sind, ist ihr Deutsch schon ganz passabel. Interviewt werden wollen die zwei dann aber doch lieber auf Englisch. Beide kamen im Rahmen des sogenannten „International Fùtbol Exchange“ (IFX) nach Nürnberg, wo sie sich zusammen mit einem weiteren Mitbewohner eine WG teilen.

Beim IFX handelt es sich um eine international tätige Organisation, die Jugendaustauschprogramme mit Ausbildungsangeboten im Bereich Fußballsport verbindet. 2003 gegründet, verfügt IFX speziell in Deutschland über einen festen Stützpunkt mit einer ausgebauten Organisations- und Kooperationsstruktur in der Region Nürnberg. Zielgruppe sind Fußball spielende Jugendliche und junge Erwachsene vorwiegend aus dem außereuropäischen Raum. Bisher haben sich am IFX-Programm vor allem die Vereine SV Seligenporten, FSV Erlangen Bruck, SC Eltersdorf, ASV Neumarkt, SG Quelle Fürth und der 1. SC Feucht beteiligt.

Doch seit einiger Zeit darf auch der TSV Winkelhaid junge Nachwuchsspieler aus dem Ausland bei sich begrüßen. Die Qualität der jeweiligen Akteure schwankt jedoch stark, wie Trainer Dominic Rühl verrät. „Letzte Saison waren zwar auch schon einige Jungs vom IFX da, aber ein geeigneter Spieler war für uns leider nicht dabei.“ In dieser Spielzeit ist das offenbar anders: Mit Sacchini und Dalprà befinden sich zwei junge Männer im Kader des TSV, die vielversprechend zu sein scheinen. So standen beide auch beim vergangenen Auswärtsspiel in Weißenburg in der Startformation. Dalprà erzielte gar das Tor des Tages, auf Grund dessen der TSV im achten Ligaspiel endlich den ersten Saisonsieg feiern konnte. „Beide machen einen guten Eindruck“, bestätigt Coach Rühl.

Deutlich höhere Spielqualität

Während Sacchini bereits im März dieses Jahres den Trip nach Deutschland wagte, folgte ihm Dalprà im Juni nach. Beide begründen ihren Schritt mit der hier vorhandenen, deutlich höheren Trainings- und Spielqualität als im jeweiligen Heimatland, das für den 22-jährigen Sacchini die Vereinigten Staaten von Amerika (Houston, Texas) und für den zwei Jahre jüngeren Dalprà Kanada (Ottawa) darstellen. Außerdem sind sie an Land und Leuten interessiert und wollen die deutsche Sprache lernen.

Obwohl sie die mittlerweile schon ganz gut beherrschen, findet die Kommunikation mit den Teamkollegen trotzdem noch in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Spanisch statt. Spanisch deshalb, weil Dalprà zusätzlich noch argentinischer Staatsbürger ist. Trotz der manchmal noch vorhandenen Sprachbarrieren zeigen sich beide bisher rundum begeistert von ihrem Aufenthalt in Deutschland: Alles sei toll, angefangen von den Lebens- bis hin zu den Trainingsbedingungen. Diese seien kein Vergleich zu denen in der Heimat, berichtet Sacchini, sondern qualitativ wesentlich hochwertiger.

Er muss es wissen, ist er doch nun schon ein gutes halbes Jahr in Deutschland. Nach einem kurzen Gastspiel beim FSV Erlangen Bruck II gehört er wie Dalprà seit dieser Spielzeit fest zum Kader des TSV Winkelhaid. Allerdings ist ihr Aufenthalt bis Mai 2015 begrenzt, denn dann läuft das sogenannte „PRO IFX – Full Season Soccer Training Program“ aus. Abwehrmann Sacchini und Mittelfeldspieler Dalprà wollen ihre Zeit in Deutschland deshalb bestmöglich nutzen, um sich anschließend für höhere Aufgaben in ihren Heimatländern zu empfehlen. „Ganz klar, das war mit der entscheidende Faktor, weshalb wir uns für IFX entschieden haben“, träumen beide von einer Profikarriere zuhause.

Teures Abenteuer

Ganz billig ist ein solcher Aufenthalt freilich nicht: Umgerechnet etwa 12.150 Euro (15.950 US-Dollar) kostet das Angebot des IFX, von Juli bis Mai in Deutschland unter professionellen Bedingungen trainieren und spielen zu dürfen. Darin inbegriffen ist der Aufenthalt in Wohngemeinschaften sowie die Teilnahme an Sprachkursen zum Erlernen der deutschen Sprache. Außerdem unternehmen die jungen Nachwuchskicker viele gemeinsame Ausflüge – so etwa zum vergangenen Montagabendspiel der zweiten Bundesliga: SpVgg Greuther Fürth gegen FC St. Pauli (3:0).

Als großer Dortmund-Fan will Christian Sacchini unbedingt noch ein Spiel des BVB live im Stadion sehen. „Könnte schwierig werden, dass das klappt, aber bis Mai nächsten Jahres hab ich ja noch Zeit“, schätzt der 22-Jährige seine Chancen selbst ein. Gabriel Dalprà wird seinen Lieblingsverein hingegen wohl kaum in Deutschland live zu Gesicht bekommen: Es ist der FC Barcelona.