München – Vier Innenverteidiger für zwei Positionen – es war eine komfortable Situation, die Michael Köllner in der vergangenen Saison zu moderieren hatte. Mit Stephan Salger und Dennis Erdmann zwei Zweitliga-erfahrene Kräfte im Kader, dazu der aufstrebende Semi Belkahia und in der Hinterhand Toptalent Niklas Lang. Am Ende wiesen die Löwen auch dank ihrer Zentralverteidigung den drittbesten Wert bei den Gegentoren auf:
35 Stück – nur die Direktaufsteiger Dresden (29) und Rostock (33) hatten weniger kassiert.
Und jetzt? Von komfortabel kann nach Belkahias Verletzung gegen Würzburg (1:0) keine Rede mehr sein. Der 1,93 Meter-Hüne war kurz vor der Halbzeit nach einem Kopfballduell umgeknickt und hatte sich eine Kapselverletzung im linken Sprunggelenk zugezogen, wie die Löwen mitteilten. Über die Ausfallzeit gab es keine Auskunft, nach Informationen unserer Zeitung ist dank der nicht nötigen Operation „nur“ mit fünf bis sechs Wochen zu rechnen. Und da Dennis „Earthman“ Erdmann seine Ellbogen inzwischen für den 1. FC Saarbrücken ausfährt, darf sich Köllner nun in Mangelverwaltung üben; seine Abwehr ist am Anschlag.
„Das fühlt sich sch . . . an, wenn sich ein Spieler gleich im ersten Spiel verletzt“, entfuhr es dem Trainer nach dem Spiel am Samstag. Umso glücklicher darf sich Köllner schätzen, dass der eingewechselte Lang (19) seine Sache tadellos erledigte. „Das war super“, lobte der Coach: „Du kannst dich zu 100 Prozent auf Niki verlassen, wenn er rein muss. Wir hätten auch ein paar Innenverteidiger verpflichten können – aber genau das wollen wir nicht. Wir wollen unseren eigenen Spielern die Chance geben.“
Ein hehrer Ansatz. Klar ist freilich auch: Sollte sich in den nächsten Spielen gegen Wehen Wiesbaden, Darmstadt (DFB-Pokal), Türkgücü und Kaiserslautern noch ein Innenverteidiger verletzt (oder gesperrt) abmelden müssen, wäre Köllner gezwungen, seinen etatmäßigen Sechser Quirin Moll zurückzubeordern. Die Alternativlösung Daniel Wein ist nach ausgeheilter Achillessehnenentzündung noch im Aufbautraining, weitere Optionen mit Profi-Erfahrung gibt der Kader nicht her.
Kein Wunder, dass die Spekulationen um Nachverpflichtungen umgehend ins Kraut schossen. In den einschlägigen Foren oft genannt, weil naheliegend: Ex-Löwe Aaron Berzel, der sich nach seiner Vertragsauflösung bei Türkgücü derzeit bei Viktoria Köln fithält. Wer Köllner kennt, der sollte allerdings auch wissen, dass Berzel nicht unbedingt zu seinen Lieblingsspielern zählte, ums diplomatisch zu formulieren. Wahrscheinlichste Lösung also: interne Überbrückung, Risiko inklusive. - lk
Der TSV 1860 München ist gut aus den Startlöchern gekommen. Der Auftaktsieg soll in Wiesbaden nun vergoldet werden - allerdings plagen Michael Köllner Abwehrsorgen. Der Liveticker.