2024-04-30T13:48:59.170Z

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Dony Erdogan war erst Oberliga-Trainer am Westend und ist nun für Bezirksligist Neuwerk verantwortlich.
Dony Erdogan war erst Oberliga-Trainer am Westend und ist nun für Bezirksligist Neuwerk verantwortlich. – Foto: Heiko van der Velden

Trainerstuhl am Niederrhein: Unruhige Zeiten

Bestandsaufnahme für die Trainer am Niederrhein: Einige Coaches mussten in der Hinrunde ihren Posten räumen.

Dony Karaca, Bilal Lekesiz, Raimund Schleszies und einige weitere Namen: In der Region haben in der Hinrunde gleich acht Trainer ihre Posten geräumt – teils freiwillig, teils unfreiwillig. Wir geben eine Übersicht und schauen auf die Gründe hinter den Trainerrochaden.

Es war keine gute Hinrunde für Trainer im hiesigen Amateur-Fußball. Für gleich acht Übungsleiter von der Oberliga bis zur Kreisliga A im Verbreitungsgebiet war vorzeitig Schluss. Ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den vorherigen Spielzeiten, in denen es eine komplette Hinrunde gab: In der Saison 2019/20 waren es bis zum Jahreswechsel fünf Trainerwechsel, in der Spielzeit 2018/19 gab es sieben Änderungen auf der Trainerbank – vier der damaligen Wechsel gehen auf Vereine aus dem Erkelenzer Raum zurück.

Auch Neuwerk wechselt

Markus Lehnen war im November beim Bezirksligisten Sportfreunde Neuwerk der letzte Übungsleiter, der seinen Platz an der Seitenlinie räumen musste. Er hatte das Amt erst zu Saisonbeginn übernommen. Für ihn kam die schnelle Freistellung nach eigener Aussage daher überraschend – trotz nur sieben Punkten aus zehn Spielen. Ihm wurde bei seiner Entlassung vor allem die Abschlussschwäche seiner Spieler zum Verhängnis, wie er rückblickend meint: „Acht Tore in neun Spielen, davon zwei Elfmeter, zeigen das Problem auf. Wir haben bis auf zwei Partien alle Spiele weitestgehend dominiert, aber in Tornähe fehlte dann die Konsequenz. Wir hatten zwar zu Saisonbeginn mit Steven Frühauf einen Torjäger, aber der ist dann ja wieder aus beruflichen Gründen gegangen.“ Ein wenig enttäuscht sei er daher vom Verhalten von Neuwerker Vereinsseite aus gewesen. „Ich bewerte grundsätzlich nicht nur das Ergebnis, sondern das Spiel an sich auch, ob das Team sich auch weiterentwickelt hat“, sagt Lehnen. Davon war er überzeugt. Doch Fußball ist ein ergebnisorientierter Sport. Und so griffen auch im Fall Lehnen die sogenannten „Gesetzmäßigkeiten“, wie Neuwerks Sportlicher Leiter Peter Surujun zuletzt durchblicken ließ.

Weitere Trennungen

Lehnen war mit seiner Freistellung allerdings nicht alleine. Zuerst trennten sich der Rheydter SV und deren Trainer Rene Schnitzler, woraufhin sich der Bezirksligist ganz vom Spielbetrieb abmeldete. In die Liste reihten sich im Saisonverlauf auch Aytac Azmaz (Türkiyemspor), Bilal Lekesiz (TDFV Viersen), Dony Karaca (1. FC Mönchengladbach), Thomas Vaßen (Odenkirchen), Raimund Schleszies (Hardt) und Marco Saremba (Polizei SV) ein. Mit Lekesiz, der nun die Reserve vom SV Straelen trainiert, und Karaca, der in Neuwerk auf Lehnen folgte, haben zwei Übungsleiter aber inzwischen schon neue Anstellungen gefunden.

Dass für Bilal Lekesiz das Kapitel TDFV Viersen frühzeitig endete, lag unter anderem an der großen Verletztenproblematik. Hinzu kam, dass sich viele Spieler zu Saisonbeginn noch auf Heimaturlaub befanden und untrainiert zurückkamen. Gepaart mit einem ohnehin kleinen Kader, zwei Spielabsagen und Spielersperren – es lief nicht viel zusammen. Lekesiz war daher machtlos gegen den sportlichen Absturz. Trotzdem musste er im Oktober gehen. Kurz nach dem Trainerwechsel meldete sich auch „Türk-Deutsch“ vom diesjährigen Spielbetrieb der Bezirksliga ab.

Auch der A-Ligist SC Rheindahlen hatte zu Beginn der Saison mit den Nachwirkungen der Lockdowns zu kämpfen. „Das Zeitfenster für eine vernünftige Vorbereitung war recht eng. Und dann waren auch viele Spieler im Urlaub, sodass wir einen Fehlstart hingelegt haben und wir uns am Tabellenende wiedergefunden haben. Zum Glück haben in der Zeit alle kühlen Kopf bewahrt“, sagt Trainer Eyüp Tasyapan. Er ist immer noch im Amt bei Rheindahlen. Denn seiner Mannschaft gelang die Kehrtwende, sogar recht bemerkenswert: Zwischenzeitlich legte man eine Serie von sieben Siegen in Serie hin.

Trotzdem sind Meinung über den Einfluss der Pandemie auf die nun sportlichen Leistungen unterschiedlich. Während Lehnen hier so gut wie keine große Auswirkung verspürte, sieht es Raimund Schleszies ähnlich wie seine Trainerkollegen Lekesiz und Tasyapan. Für sie hatten die Lockdowns großen Einfluss auf das Trainingsgeschehen und dem Abschneiden im Ligabetrieb gehabt.

Schleszies gab derweil freiwillig im Oktober sein Amt als Trainer beim SC Hardt auf – nach über vier Jahren. Schleszies hatte mit enormen Verletzungssorgen innerhalb seines Kaders zu kämpfen. Nie konnte er mit der gleichen Formation auflaufen. Dass dann auch noch Corona-Fälle auftraten und dadurch kein Mannschaftstraining mehr stattfinden konnte, erschwerte die Situation weiter. Von Niederlage zu Niederlage erschien Schleszies ratloser, wie er das Ruder herumreißen konnte. Er warf dann von sich aus das Handtuch.

Doch nicht nur ausbleibender sportlicher Erfolg führte zu den vorzeitigen Wechseln. Thomas Vaßen zum Beispiel bat Odenkirchen aus persönlichen Gründen um Vertragsauflösung. Auch das gehört zum Amateur-Fußball dazu und kann sowohl private als auch berufliche Hintergründe haben. Ein Übungsleiter im Amateurbereich ist nun mal ein Nebenjob, der sehr viel Zeitaufwand benötigt, um vernünftige Ergebnisse abzuliefern. Das kann irgendwann zu viel werden.

Aufrufe: 024.12.2021, 22:30 Uhr
RP / Horst HöckendorfAutor