2024-04-29T14:34:45.518Z

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Schluss, aus, vorbei: Georg Isele ist nicht mehr Coach des FC Tiengen. | Foto: Matthias Konzok
Schluss, aus, vorbei: Georg Isele ist nicht mehr Coach des FC Tiengen. | Foto: Matthias Konzok

Trainer Georg Isele beim FC Tiengen zurückgetreten

Auch Co-Trainer Björn Winter legt Amt beim Landesligisten nieder +++ Zunächst Interimslösung beim FCT

Die personelle Situation angespannt, die sportliche Lage nach sieben Niederlagen in Folge verschlechtert - nun hat Georg Isele die Reißleine gezogen. Der Trainer des Landesligisten FC Tiengen hat sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt.
Es war eine Erfolgsgeschichte - Georg Isele und der FCT. Im Sommer 2015 übernahm Isele den damaligen Bezirksligisten, führte ihn auf Anhieb in die Aufstiegspiele zur Landesliga, in der zweiten Saison schließlich zur Meisterschaft und zur Rückkehr in den überbezirklichen Fußball. Obendrauf setzten die Tiengener unter seiner Regie auch noch den zweimaligen Gewinn des Bezirkspokals.

Seit Wochen aber steckt die Mannschaft in einer Ergebniskrise. Nach gutem Saisonstart kassierte der Aufsteiger zuletzt sieben Niederlagen in Folge und rutschte in die Abstiegszone ab. An der Leistung gab es für Isele selten etwas zu bemängeln. "Die Ergebnisse waren zwar nicht gut, aber spielerisch hatte man nicht den Eindruck, dass die Mannschaft unterlegen war", bestätigt Jasmin Rastoder, der sportliche Leiter des FCT. Oft blieb der Aufsteiger mit dem Gefühl einer unglücklichen Niederlage zurück.

Fehlendes Personal, fehlende Kraft: Tiengen nach der Pause besonders anfällig

Negativ wirkten sich allen voran die verschärften personellen Probleme aus. Der dünne Kader löst eine Kettenreaktion aus: fehlende Kraft, fehlende Konzentration, erhöhte Fehlerquote, auch im taktischen Bereich. „Hinten raus fallen wir zusammen. An den letzten 30 Minuten müssen wir arbeiten, da sind wir nicht stabil“, hatte Isele vor dem Spiel bei den SF Elzach-Yach gesagt. Die 2:4-Niederlage im Elztal war für Rastoder ein Sinnbild der Negativserie. Da wäre zum einen die fehlende Effizienz des FCT. "Wenn wir zur Pause 3:1 führen, wäre das noch gut für Elzach gewesen", sagt der sportliche Leiter. Doch dann sei es immer das gleiche, 70 Minuten habe man gut mithalten, ehe Kraft und Konzentration nachlassen und "wir ganz schnell Tore bekommen". Die Zahlen untermauern die Tiengener Anfälligkeit mit zunehmender Spieldauer: Die Hälfte der 28 Gegentore kassierte Tiengen in den letzten 20 Minuten, in der zweiten Halbzeit waren es insgesamt 20 Gegentreffer.

Auch weil beim FCT die Ursachen des ausbleibenden Erfolges bekannt sind, stand eine Ablösung des Trainers nicht zur Debatte. "Darüber hatten wir uns keine Gedanken gemacht", sagt Rastoder. Doch Isele weiß, dass die Möglichkeiten begrenzt sind, um das Ruder umzureißen. Die Tiengener haben bereits einiges probiert, Isele holte Akteure aus der zweiten Mannschaft nach oben, ehemalige Spieler - darunter auch Rastoder - sprangen ein. "Ich habe lange überlegt, wie man den Negativlauf aufhalten kann", sagt Isele. Nach reiflicher Überlegung entschied er sich nun zum Rücktritt. "Es geht darum, neue Reize zu setzen", begründet Isele seinen Schritt, "das Amt niederzulegen, um alle aufzurütteln". Er war zu der Erkenntnis gekommen, dass es "nur über meine Person geht". Isele kennt die Mechanismen im Sport.

Sportchef Jasmin Rastoder: "Wir wollen nichts überstürzen."

Sicher, er hätte den FCT noch die verbleibenden Spiele im Kalenderjahr betreuen können, "um in der Winterpause nachzusteuern". Doch diese fünf Partien seien für den FC Tiengen wichtig. Zu wichtig, um noch abwarten zu können. Nun müsse jemand anderes versuchen, "ein paar Prozent rauszukitzeln". Sein Assistent Björn Winter wird dies nicht sein - auch er hat sein Amt beim FCT niederlegt. Als Interimscoach des Tabellen-14. fungiert Rastoder. Der Rücktritt kam für die Verantwortlichen, die sich nun erstmal auf die Suche nach einem Nachfolger begeben haben, überraschend. "Wir wollen nichts überstürzen", sagt Rastoder. Es gehe um die beste Lösung für den Verein und die Mannschaft, mit einem "Trainer, mit dem wir wieder langfristig zusammenarbeiten können". Denkbar ist sowohl eine externe als auch eine interne Besetzung.

Zunächst aber wird Rastoder die Mannschaft in den kommenden Wochen - voraussichtlich bis zur Winterpause - betreuen. Sein Debüt an der Seitenlinie gibt er am Sonntag gegen den SV Au-Wittnau. Rastoder erwartet zwar "ein sehr schwieriges Spiel. Aber es ist auch machbar". Der Schlüssel, um die Negativserie zu beenden - klar: "Wir müssen die Konzentration auch in den letzten 30 Minuten hochhalten", sagt Rastoder.

Georg Isele kann derweil ein freies Wochenende genießen. "Ich gehe ohne Groll", betont der Tiengener Ex-Coach, der vielmehr dem Club "für das vertrauensvolle Miteinander" dankt. "Ich hoffe, dass sie die Kurve kriegen." Isele selbst kann sich nun erst einmal ein bisschen Zeit nehmen. Seit 22 Jahren sei er ununterbrochen als Trainer aktiv, und "ich werde sicher wieder was machen".
Aufrufe: 02.11.2017, 12:18 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor