2024-05-24T11:28:31.627Z

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„Spielerisch auf Augenhöhe“: Ins Grübeln gerät Atilla Ürgen nicht.  | Foto: Norbert Kreienkamp
„Spielerisch auf Augenhöhe“: Ins Grübeln gerät Atilla Ürgen nicht. | Foto: Norbert Kreienkamp

Trainer Atilla Ürgen hält beim FC Hausen an seiner Überzeugung fest

Kreisligist soll seine spielerische Linie weiterentwickeln

In der abgebrochenen Fußballsaison ist der FC Hausen sieglos geblieben. Der Club verlängerte dennoch mit dem Coach. Denn Atilla Ürgen verfolgt mit dem Kreisligisten einen klaren Plan.

Es klingt nicht nach einer Bilanz für die Bewerbungsmappe. Seit 436 Tagen ist der FC Hausen in der Kreisliga A West inzwischen sieglos. "Ja, ja, Tasmania, wa", hätte man früher geunkt. Oder für die heutige Fußballgeneration übersetzt: "Das sind ja Schalker Verhältnisse." Derlei Vergleiche sind jedoch fehl am Platz. Denn der FCH hat in diesen 436 Tagen nur neun Ligaspiele absolviert. Statistiken sind eben nur relativ. Sie können alles und zugleich nichts sagen.

Gewinnbringender ist es, direkt mit Atilla Ürgen zu sprechen. Der Trainer des FC Hausen steht für seine Überzeugungen ein. "Fußball muss Spaß machen", sagt er. Und diese Maxime definiert sich nicht allein über Resultate. "Ich möchte nicht immer ergebnisorientiert spielen", bekennt Ürgen. Will heißen: Priorität genießt ein erkennbarer Stil, den der Coach etablieren möchte. Er bevorzugt Ballbesitzfußball, sein Team soll "Situationen technisch und taktisch lösen". Was viele Automatismen voraussetzt und ein langer Prozess ist - gerade angesichts nur zweier Trainingseinheiten pro Woche. Die gestandenen Akteure haben die Spielweise über die Jahre verinnerlicht, es gelte nun, "die jungen Spieler abholen".

Keine Störfeuer in Hausen, sondern Rückendeckung für den Coach

Obgleich die abgebrochene Runde ohne Sieg endete, habe er, so Ürgen, in Hausen "in keinster Weise irgendwelche Störfaktoren" festgestellt. Vielmehr weiß er um die Rückendeckung des Vereins, den er seit 2016 betreut. "Er passt zu unseren jungen Spielern, vor allem menschlich ist Atilla eine wichtige Stütze im Verein und pflegte schon immer gute und intensive Beziehungen zu den Spielern", hielt der Club bei der Verlängerung für die kommende Spielzeit fest.

Obwohl beim Saisonabbruch auf dem letzten Platz gelegen, "sind wir spielerisch mehr als auf Augenhöhe", sagt Ürgen. Im Oktober hatte er betont: "Wir haben eine junge Mannschaft und eine Strategie, die wir verfolgen. Wenn wir am Ende damit absteigen, dann wenigstens mit einem Plan." Die mit zwei Punkten magere Ausbeute sei überraschend gewesen, sagt er heute. Zuweilen hätten aber sechs bis acht Akteure, die erst im Sommer von den A-Junioren aufgerückt waren, auf dem Platz gestanden. In kritischen Spielphasen und Situationen machte sich noch die fehlende Erfahrung bemerkbar.

Atilla Ürgen: "Man muss die jungen Spieler spielen lassen."

Und es fehlte oft die Effizienz - auch mangels klassischem Knipser. René Wagner (33) fiel aus und werde laut Ürgen seine Karriere verletzungsbedingt nicht fortsetzen können. Der im vergangenen Sommer den A-Junioren entwachsene Tom Röhl (19) entschied sich zunächst für die zweite Mannschaft. Der Coach hofft, ihn künftig hochziehen zu können: "Er ist der Typus Stürmer, der gut zu uns passen würde." Doch wieso nicht mit externer Hilfe die Lücke in der Offensive schließen? "Es wäre ein großer Fehler, sich nun einfach einen Stürmer einzukaufen", findet Ürgen. Es sei nicht das richtige Signal. Generell gelte: "Man muss die jungen Spieler spielen lassen."

Dass der FCH neben einem Rasen- nur einen Hartplatz anbieten kann, wirkt mitunter ohnehin abschreckend auf potenzielle Zugänge. "Das brauchen wir nicht schönreden", sagt Ürgen, für dessen hohe Anforderungen in den Trainingsformen - elementar sei die Präzision - diese Situation freilich auch nicht dienlich ist. Der Club arbeite an Lösungen, die Umsetzung aber ist schwierig.

Normalerweise steht Ürgen jede Woche mehrmals auf dem Platz, auch als Jugendcoach. Wie sehr ihm daher derzeit der Fußball fehle? "Meine große Stärke ist es, den Widrigkeiten und Schwierigkeiten zu trotzen und mich anzupassen", antwortet Ürgen. "Ich muss mich darum kümmern, was ich beeinflussen kann."

Aufrufe: 017.5.2021, 22:00 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor