2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

Timo Mehlich: Aus dem US-College an die Römerstraße

Ursprünglich wollte sich Timo Mehlich im Winter beim Regionalligisten SV Straelen nur fit halten, doch dann wurde ihm ein Vertrag angeboten. Zuvor spielte der 23-Jährige in den Vereinigten Staaten.

Einen ganz anderen, fast schon als abenteuerlich zu bezeichnenden Weg ist der 23-jährige Timo Mehlich gegangen, um als Fußballer den Sprung in den Profibereich zu schaffen. Doch dieser Verlauf war weder geplant, noch vorhersehbar und ist einem glücklichen Umstand geschuldet.

Der Winterzugang des Regionalligisten SV Straelen wuchs in Mönchengladbach, genauer in Giesenkirchen, auf und spielte für den Heimatverein bis zum 13. Lebensjahr. Dann wollte ihn Borussia Mönchengladbach haben. Dort spielte er vier Jahre lang in den höchsten Jugend-Ligen. „Auch für die U 19 hätte ich noch einen Vertrag bekommen, aber mir wurde gesagt, dass ich dann nicht mehr zur absoluten Stammelf gehören wurde“, sagt Mehlich.

Nur gut, dass der Nachbarverein 1. FC Mönchengladbach gerade mit der A-Jugend in die Bundesliga aufgestiegen war und den Nachwuchskicker mit Handkuss aufnahm. Parallel zum Sport machte er auf dem Franz-Meyers-Gymnasium sein Abitur, doch den Fokus hatte er schon längst auf eine Profikarriere gelegt. Nur dumm, dass ihm nach zwei erfolgreichen Jahren in der Jugend-Bundesliga keine lukrative Angebote vorlagen. Doch dann klingelte bei Timo Mehlich das Telefon. Robert Caldwell rief aus Las Vegas an. „Mit der U 15 von Borussia waren wir beim Major-Cup in Las Vegas eingeladen. Organisiert wurde diese Veranstaltung von Robert Caldwell. Während des Cups habe ich bei ihm gewohnt und er war Betreuer der College-Mannschaft. Danach war er mal in Deutschland und hat sich ein Spiel von mir angeguckt“, sagt Mehlich.

Und dieser Robert Caldwell machte ihm am Telefon das Angebot, nach Amerika zu kommen und in seinem College-Team zu spielen. Die Unterstützung seiner Eltern hatte Timo Mehlich. Im Sommer 2016 flog er in die USA und schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Er studierte an der Univeristy of Nevada in Las Vegas Hotelmanagement und spielte gleichzeitig auf dem Campus im College-Team. „Obwohl wir mit den ,Rebels’ in der ersten Division spielten, war das fußballerische Niveau nicht allzu hoch. Dafür war das ganze Drumherum, die Infra-Struktur, vom Allerfeinsten. Nicht selten haben wir vor 1000 Zuschauern gespielt. Innerhalb unserer Conference reisten wir aufgrund der großen Entfernungen mit dem Flugzeug zu den Spielen“, sagt der 23-Jährige. „Mir wurden die Wohnung und die hohen Studiengebühren bezahlt. Und es gab noch eine geringe Summe, um zu leben.“

Nach mehr als drei Jahren unterschrieb er dann einen Profivertrag bei Houston Dynamo FC, einem Club aus der Major League Soccer (MLS). Doch ganz so einfach ging der Wechsel in den Profibereich nicht über die Bühne. Als College-Spieler kam er in den sogenannten „Draft“, einem in den USA üblichen Auswahlverfahren, bei dem Profiklubs die Rechte an Amateursportlern erwerben können. „Housten hatte hinter meinem Namen extra vermerken lassen, mich möglichst nicht zu draften. Die Seattle Sounders haben es trotzdem gemacht, mich aber dann nach Housten ausgeliehen.“

In Houston angekommen, ging es für Timo Mehlich noch einmal 600 Kilometer weiter südlich bis in die Grenzstadt McAllen. Dort lief er zum Saisonstart im März 2020 für die U-23-Mannschaft der Sounders, dem Rio Grande Valley FC Toros, in der Zweiten Liga auf. Gleich nach dem ersten Spiel wurde die Saison wegen der Corona-Krise unterbrochen. Ständig neu auftretende Muskelverletzungen verhinderten ein Comeback des deutschen Mittelfeldspielers. Die Saison wurde ohne ihn zu Ende gespielt. Aufgrund seines Status als Ausländer in Verbindung mit der Pandemie musste Timo Mehlich nach vier unvergleichbaren Jahren im November ausreisen.

Im nasskalten deutschen Schmuddelwetter angekommen, wollte er sich fit halten und machte sich die Beziehung zum SVS-Teammanager Stephan Houben, der in der A-Jugend beim 1. FC Mönchengladbach sein Trainer war, zunutze.

Benedict Weeks, Trainer des SV Straelen, gefiel Timo Mehlichs Spielweise und schwupps wurde ein Vertrag für den Rest der Regionalliga-Saison unterzeichnet. „Ich bin gesund, aber noch nicht richtig fit. Den Traum von einem Profivertrag in der MLS habe ich aber noch nicht zu Ende geträumt“, sagt Timo Mehlich.

Aufrufe: 017.2.2021, 14:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor