2024-05-16T07:18:09.875Z

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Rolf Vesterling setzt sich im Jägerhaus schon mal selbst die Hörner auf. Foto: Christoph Rücker
Rolf Vesterling setzt sich im Jägerhaus schon mal selbst die Hörner auf. Foto: Christoph Rücker

SV Jägerhaus Linde - frisch auch im hohen Alter

Kurioser Vereinsname

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Namen gibt’s, die gibt’s gar nicht. In unserer Serie über lustige, skurrile oder verrückte Vereinsnamen stellen wir diesmal den SV Frisch Auf Jägerhaus-Linde 1910 e.V. vor – einen über hundertjährigen Klub, bei dem die Fußballer Spätzünder waren und erst seit den 1970ern eine Rolle spielen. Musste zunächst noch um Betonpfeiler herumgespielt werden, bietet das Vereinsgelände heute beeindruckende wie komfortable Bedingungen.

Das „Frisch Auf“ im Namen verrät sogleich die Ursprünge des Vereins: Wie die Festschrift zum hundertjährigen Vereinsjubiläum 2010 berichtet, wurde der SV Jägerhaus-Linde am 26. August 1910 von 18 Männern gegründet. Diese Männer hatten mit Fußball noch nichts im Sinn, sondern gründeten einen Turnverein – und fügten seiner Bezeichnung den einstigen Turnergruß „Frisch Auf“ hinzu.

Die weitere Namensgebung des Vereins war naheliegend und betont die regionale Herkunft, wie der Abteilungsleiter Seniorenfußball und Pressewart Ralf Vesterling erklärt: „Die erste Sportstätte des Vereins befand sich im Saal der ,Restauration im Jägerhaus’. Zudem hieß auch eine der angrenzenden Straßen Jägerhaus, die andere Linde – ebenso wie die Wuppertaler Ortschaft Linde aus dem heutigen Stadtbezirk Ronsdorf.“ Fertig war der Vereinsname. Die Straßennamen existieren noch heute, auch das Jägerhaus gibt es weiterhin: „Als Schmitz-Jägerhaus mit einem 3-Sterne-Koch und einem sehr hochwertigen Angebot“, wie Vesterling berichtet.

Vereinsheim in kompletter Eigenleistung errichtet

Den Fußball entdeckte Frisch Auf erst Anfang der 1970er Jahre für sich. Zunächst zu abenteuerlichen Umständen, mit nicht sehr beweglichen, dafür aber umso härteren Hindernissen: „Zu Beginn mussten die Fußballer in der Turnhalle noch um die Betonpfeiler herumspielen“, erinnert sich Vesterling. So wurde bald ein Ascheplatz errichtet, dazu eine „Gartenlaube“ (O-Ton Vesterling), die den heimischen Kickern als Umkleidekabine diente. Gästespieler wurden zum Umziehen in die gegenüberliegende Schule gebeten. Rustikaler Charme der Anfangsjahre.

Doch diese Zeiten sind längst passé, inzwischen kann der Verein stolz auf ein imposantes Vereinsgelände verweisen. Vesterling blickt zurück: „1982 wurde ein neues Eigenheim mit ,richtigen’ Umkleiden und Schiedsrichterkabine erbaut. Wir haben alles in Eigenleistung auf die Beine gestellt, so auch Elektro- und Sanitärarbeiten, die fachkundige Vereinsmitglieder in ihrer Freizeit vornahmen.“ Ein Vierteljahrhundert später folgte der nächste große Schritt, der dann nicht mehr in Eigenarbeit zu stemmen war: Unter dem Namen „Opp Linde“ wurde ein neues Vereinsheim mit beeindruckender Multifunktionsanlage errichtet, ausgestattet unter anderem mit einer Sporthalle, Fußbodenheizung, Fitnessraum sowie Schulungs- und Geschäftszimmer. Das Finanzierungsvolumen belief sich auf satte 700.000 Euro, die durch öffentliche Mittel der Stadt Wuppertal und des Landessportbundes, die Unterstützung der Sparkasse sowie Spenden und eigene Darlehen aufgebracht wurden. „Wir sind dafür richtig Klinkenputzen gegangen“, berichtet Vesterling und ist überzeugt: „Der Aufwand hat sich gelohnt.“ Angesichts von 15 Jugend-, 4 Herren- und 3 Damenteams ist die Sporthalle täglich von morgens bis abends komplett ausgebucht. Um auch die Spielbedingungen für das Außengelände zu verbessern, kam 2010 noch ein Kunstrasen hinzu.

Den Ursprungssport verloren

Vom Ursprung als Turnverein ist bei Jägerhaus-Linde heute nichts mehr übrig geblieben. Über Jahrzehnte hinweg waren die Turner sehr erfolgreich, heute gehört der traditionelle Sport mangels Nachfrage nicht mehr zum Vereinsangebot. Erwartungsgemäß bilden heute die Fußballer die zahlenmäßig stärkste Abteilung im Klub, in dem auch weitere Breitensportangebote wie Volleyball, Judo, Badminton oder Triathlon ihren Platz finden. Stand Februar 2013 verfügt Jägerhaus-Linde über 667 Mitglieder, davon spielen etwa 80 Prozent Fußball. Das Motto der Wuppertaler: „Mein Verein: lebendig, sozial, vielseitig“.

In der laufenden Saison 2012/13 kickt die erste Senioren-Mannschaft des SV Jägerhaus-Linde mit Aufstiegsambitionen in der Kreisliga A Wuppertal-Niederberg. 1999/2000 noch spielte der Klub in der Landesliga auf, damals eine große Überraschung und seither die höchste Ligazugehörigkeit des Klubs. Sollte sich die zukünftige sportliche Entwicklung der infrastrukturellen anpassen, dann ist von Frisch Auf auch auf dem Spielfeld noch so einiges zu erwarten.


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Aufrufe: 021.7.2013, 10:25 Uhr
Elmar NevelingAutor