2024-06-03T07:54:05.519Z

Interview
Die Zeit als TSG-Kapitän ist vorbei: Tobias Klotz hat seine Laufbahn nach sieben Jahre in Pfeddersheim beendet.	Foto: Uhrig / Archiv
Die Zeit als TSG-Kapitän ist vorbei: Tobias Klotz hat seine Laufbahn nach sieben Jahre in Pfeddersheim beendet. Foto: Uhrig / Archiv

Stolz, Freude, Dankbarkeit

INTERVIEW +++ Tobias Klotz und Norbert Hess blicken auf meist erfolgreiche Jahre bei der TSG Pfeddersheim zurück

Pfeddersheim. Es ist eine Zäsur. Auf Platz zwölf sind die Oberliga-Fußballer der TSG Pfeddersheim vor neun Tagen durchs Ziel gegangen. Bei Abpfiff der mit 3:2 bei Rot-Weiß Koblenz gewonnenen Partie paarten sich Freude und Erleichterung über den Klassenerhalt aber auch mit Wehmut, steht doch ein personeller Umbruch an. Und mit Trainer Norbert Hess und Kapitän Tobias Klotz haben zwei langjährige TSGler jetzt ihre Spinde im Uwe-Becker-Stadion geräumt. Im Interview geben beide einen Einblick in ihre Gefühlslage.

Mit dem 3:2 in Koblenz ist der Klassenerhalt perfekt. Überwiegt Freude oder Erleichterung?

Norbert Hess: Es ist beides. Als klar war, dass einige aufhören werden, haben wir uns im Winter das Ziel gesetzt, alles dafür zu tun, um die Oberliga zu halten. Es war ein extremer Kraftakt, die Freude ist groß. Es ist aber auch Erleichterung da, weil es ein schöner Abgang ist. Wir haben hier ja fast nur schöne Zeiten gehabt.

Tobias Klotz: Zunächst mal war es definitiv Erleichterung. Wir waren danach ja alle gemeinsam in Düsseldorf, es war noch mal ein super Wochenende. Mittlerweile ist es Freude. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier so super Jahre hatte.

Die Saison hatte viele Facetten. Gab es einen Punkt, an dem der Glaube an den Klassenerhalt plötzlich weg war?

Klotz: Nach dem 1:7 in Gonsenheim war die Stimmung in der ganzen Mannschaft definitiv am Boden. Danach haben wir ganz offen alles angesprochen, wir haben uns auf die letzten Spiele eingeschworen. Wir haben da akzeptiert, dass wir uns bei all den vielen Verletzten durchbeißen müssen. Hess: Das Spiel gegen Gonsenheim war ein „Hallowach“. Ich persönlich habe ganz viel gezweifelt nach der Niederlage in Engers. Dort hätten wir gewinnen müssen. Es gab aber immer wieder ein paar Dinge, die uns auch dort eingeholt haben. Etwa die schlechte Chancenverwertung. Ich habe aber gespürt, dass die Mannschaft noch lebt.

Und wann kehrte die Überzeugung zurück?

Klotz: Ich habe immer daran geglaubt, auch wenn es vielleicht mal nicht so ausgesehen hat. Wir haben immer versucht, die Spiele zu gewinnen. Beispielsweise beim 0:3 gegen Pirmasens hatten wir ja auch gut gespielt. Das 1:0 gegen Morlautern war dann ein ganz dreckiger Sieg. So muss man aber eben auch mal gewinnen.

Hess: Gegen Mannschaften wie Pirmasens kann man verlieren. Gegen Morlautern war viel Krampf im Spiel. Danach kam ein bisschen Erleichterung. Da habe ich gewusst, dass wir es schaffen können.

Was bleibt jetzt hängen nach so vielen Jahren bei der TSG?

Hess: Ich hatte ja noch ein Jahr Vertrag. Für mich war aber irgendwann entscheidend, dass ich bei den Emotionen, die ich gebracht habe, nicht mehr ich war. Das hat sich nach der langen Zeit nicht mehr so gut angefühlt. Es waren in meiner Zeit hier ja kaum Negativerlebnisse dabei, es wurde durch die vielen Verletzungen aber eine besonders schwierige Saison. Sonst haben wir über die Jahre hinweg doch tolle Zeiten gehabt. Wir haben den Aufstieg in die Oberliga geschafft, den Klassenerhalt geschafft und uns als feste Größe etabliert. Da überwiegt Stolz und Freude. Wenn man aber so lange Fußball gelebt hat, ich habe seit meinem fünften Lebensjahr Fußball gespielt, hatte sehr intensive Trainerjahre bei Wormatia Worms und der TSG, dann ist man auch froh, dass eine Zeit danach kommt. Klotz: Die Saison ist ja gerade erst rum, es ist noch viel zu kurz danach. Ich habe noch gar nicht realisiert, was das bedeutet. Es bleibt Dankbarkeit, weil ich viele tolle Sachen erlebt habe. Auch ist Stolz dabei, weil es eine sehr intensive Zeit war, die ich als Kapitän erlebt habe.

Vor drei Jahren schien ja sogar der Sprung in die Regionalliga möglich. Sind Sie traurig, dass der Aufstieg nicht geklappt hat?

Klotz: Nein. Ich durfte ja bei Wormatia ein paar Spiele in der Regionalliga machen und kann sagen, dass ich weiß, dass wir dort nicht hingehört hätten. Es war alles gut so. Die Oberliga ist für alle in diesem Verein, für das Umfeld die richtige Liga. Hess: Es war damals ein tolles Jahr, weil die Stimmung gut war, wir haben ja ordentlich Punktprämien bekommen. Wir haben den Spielern zwar gesagt, dass es möglich ist. Wir hätten die Regionalliga eigentlich aber finanziell und sportlich nicht leisten können. Spätestens nach zehn Wochen hätte sich das gezeigt, dann wäre alles in Frage gestellt worden.

Wie wird es bei der TSG Pfeddersheim jetzt weiter gehen?

Hess: Man wünscht sich natürlich, dass die Kontinuität bleibt und die Oberliga weiter die Liga der TSG bleibt. Ich weiß aber auch, dass ein Umbruch da ist und viele junge Spieler kommen, ein junger Trainer, ein junger Sportlicher Leiter. Da fehlt ganz sicher Erfahrung, man muss deshalb sehen, wie sie das hinbekommen. Es wäre schön, wenn es klappt. Dann wäre es nicht umsonst, was wir aufgebaut haben.

Klotz: Ich hoffe doch, dass der Verein weiter erfolgreich ist. Es wird sicher schwierig, es gehen ja auch andere Spieler weg, es fängt eine komplett neue Ära an. Mit Marc Heidenmann habe ich ja selbst bei Wormatia gespielt. Ich finde es gut, dass ein junger Mann aus den eigenen Reihen die Chance als Trainer erhält. Ich bin mir sicher, dass er viele Ideen mit aus Mainz bringt. Ich drücke die Daumen, dass es bei der TSG auch weiterhin gut läuft.

Und wie geht es für Sie weiter?

Klotz: Zunächst mal ist es schön, dass ich den Sommer jetzt frei habe. Ich musste ja sonst schon vor dem ersten Training immer Laufen gehen. Was ich jetzt mache, muss ich erst mal sehen. Ohne Fußball habe ich das ja noch nie gemacht. Natürlich kann es sein, dass es mir irgendwann langweilig wird. Ich habe im Moment aber nicht das Gefühl, dass ich jetzt Trainer werde. Hess: Mir wurde einiges angeboten. Ich gönne mir jetzt aber eine Pause, immerhin bin ich ja schon fast 52. Ich bin einfach nur froh, dass ich am zweiten Spieltag mal mit meiner Familie für zwei Wochen in Urlaub fahren kann. Sowas habe ich noch nie gemacht. Ich sage nicht, ich muss irgendwann dort oder dorthin gehen. Ich werde aber sicher nicht nur noch im Schwimmbad sitzen.

Das Interview führte Carsten Schröder



Norbert Hess

Der heutige 51-jährige Norbert Hess kam 1996 als Spielertrainer vom SV Leiselheim zum TuS Monsheim, mit dem er zwei Meisterschaften in zwei Jahren und so den Sprung in die Bezirksliga schaffte- Über den BC Osthofen und Germania Eich ging es zu Wormatia Worms II.

An der Alzeyer Straße gelang mit der zweiten Mannschaft der Bezirksliga-Aufstieg und als „Co“ der „Ersten“ an der Seite von Bernhard Trares der Sprung in die Regionalliga. In diese Zeit fallen die Verbandspokalsiege in den Jahren 2007 und 2009.

Bei der TSG Pfeddersheim stand Hess seit neun Jahren an der Seitenlinie, feierte im Uwe-Becker-Stadion unter anderem den Oberliga-Aufstieg in der Saison 2011/12 und 2013 den Gewinn des Verbandspokals.

Tobias Klotz

Nach Jugendjahren bei der TuS Neuhausen und dem SV Horchheim wechselte Tobias Klotz bei Wormatia Worms im Sommer 2004 ins Aktivenlager, stieg dort mit der „Zweiten“ aus der Bezirksklasse bis in die Landesliga auf-

In der „Ersten“ kam er auf 50 Einsätze in Ober- und Regionalliga, feierte 2008 den Aufstieg mit sowie die Verbandspokalsiege in den Jahren 2007 und 2009.

Nach dem Wechsel zur TSG Pfeddersheim im Januar 2011 sammelte der heute 32-Jährige hier den direkten Aufstieg in die Verbandsliga sowie den Verbandspokalsieg 2013 als die größten Erfolge.

Aufrufe: 04.6.2018, 11:00 Uhr
FuPa-RedaktionAutor