2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Sport als Sucht-Selbsthilfe - Kicken ohne Alkohol

In Garath trafen Mannschaften, deren Spieler trockene Alkoholiker sind, aufeinander

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Sport hält gesund, so viel ist klar. Besonders eine Mannschaftssportart wie Fußball sorgt aber auch für eine wichtige andere Komponente: für Teamgeist und eine feste Verankerung in einer Gruppe. Der Spieler ist Teil von etwas, er wird für seine Fähigkeiten geschätzt und von seinen Mitspielern aufgebaut, falls etwas schief gelaufen ist. Er muss Stresssituationen bewältigen, seine Selbstsicherheit und Kommunikationsfähigkeit werden gestärkt.

Für Alkoholiker sind das wichtige Aspekte. Nicht selten führt gerade ein Mangel an Selbstsicherheit oder der Wunsch einer Gruppe anzugehören dazu, dass Menschen dem Alkohol verfallen. Der Sport bildet hierbei eine gleichwertige Alternative und für Alkoholiker einen Ausweg.

So stand das gestrige Turnier auch unter dem Motto "Sucht-Selbsthilfe gibt sich sportlich". Zwölf Mannschaften, wie "Fortuna trocken", "Die Trockenleger" oder "10 Freunde" spielten in zwei Gruppen auf dem Kunstrasenplatz der Bezirkssportanlage in Garath.

Es war nicht etwa ein Ereignis, das im Abseits stattfand. Auf dem Nebenplatz des Garather SV spielten Jugendmannschaften, die Turnierteilnehmer wurden nach Kräften von Freunden, Verwandten, aber auch von Spielern der anderen Mannschaften und Passanten angefeuert und unterstützt.

So stand an gestrigen Sonntag auch Hans am Spielfeldrand und feuerte seinen Kumpel an. Beide haben sich vor Jahren in einer Selbsthilfegruppe kennengelernt und sich aus der Alkoholsucht gekämpft, wie Hans sagt. Er selbst spiele kein Fußball, ginge aber seit mehreren Jahren Joggen, sagt er.

"Als ich anfangs noch den Drang nach Alkohol verspürt habe, bin ich einfach aus dem Haus gegangen und losgelaufen. Das hat mir enorm geholfen", sagt Hans. Für ihn bedeutete der Alkohol eine Art Stressbewältigung, wie er selbst sagt. Er habe jahrelang übermäßig stark gearbeitet und sich abends dann ein Glas Wein genehmigt. "Anfangs waren es nur ein, zwei Gläser am Abend. Mit der Zeit wurde es immer mehr", führt er fort.

Alkohol gab es auf der Veranstaltung gestern natürlich nicht. Treffpunkt für das Publikum des Turniers, als auch für die Eltern und Freunde der Jugendkicker war der Pavillon vor dem Spielfeld. Wer Hunger oder Durst hatte, war dort an der richtigen Stelle. Von Kuchen über Grillwürstchen war dort für jeden Geschmack etwas zu finden. Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass man auch ohne Alkohol auskommt.

Aufrufe: 030.6.2014, 12:00 Uhr
Rheinische Post / Maximilian KroneAutor